Wiedersehen

5 2 0
                                    

Zwei Monate später:

„Ich bin immer noch der Meinung, dass das keine gute Idee ist. Ich meine... hast du dir das auch gut überlegt?"

Langsam atmete ich aus und verdrehte leicht die Augen. Das Thema wurde nun das sechste Mal angeschnitten, obwohl er meine Entscheidung kannte aber diese schien er nicht akzeptieren zu wollen. So stand er vor mir, während ich mich in der Küche am Tresen lehnte. Schweigend beobachtete ich mein Gegenüber. Akaya war zuvorkommend und hatte durchaus viele positive Eigenschaften an sich. Noch nach zwei Monaten zeigte er mir neue Seiten an sich und trotzdem veränderte es nichts an meinen Gefühlen und das Gleiche galt bei ihm auch. Vor allem jetzt konnte man es genau sehen, denn er machte sich Sorgen.

Und warum?

Weil ich mich nach so langer Zeit mit dem alten Yoshi traf. In einem kleinen Cafe, mitten in der Stadt und das bereitete Akaya Sorgen. Leise fluchend fuhr er sich durch seine grauen Haaren, die ich immer noch hypnotisierend fand. Gerade dieses silberne Erscheinungsbild war faszinierend. Doch wenn ich ehrlich war, dann nahm er mich komplett in seinen Bann und es fühlte sich noch irrealer an.

Oft musste ich mich zwicken um mich zu vergewissern, dass das hier das reale Leben war. Nicht irgendeine Traumwelt, welche ich mir erdachte hatte. Nicht irgendein ideales Bild eines Mannes, nein, er war echt und stand vor mir. Er war kein perfekter Prinz oder gar der Ritter in weißer Rüstung, ihn umgab immer noch etwas Dunkles.  

Seit zwei Monaten waren wir nun offiziell zusammen und zwei Monate war vergangen, seitdem ich dieses schreckliche Erlebnis gehabt hatte.

Zuerst gehasst und dann einander verachtet, hatten wir uns doch gefunden und er hatte mein Leben gerettet, wofür ich ihm immer noch dankbar war. Er hatte so viel für mich getan, dass ich ihm nicht genug danken konnte. Und ja, ich fühlte mich geliebt. Sosehr, dass auch ich etwas reifer geworden war.

Zwar bewahrte ich mir immer noch das kleine Kind in mir, doch meine Welt wurde nicht durch eine Luftblase bestimmt oder gar geleitet. Ich lebte in der Realität, neben dem Mann, mit dem ich meine Zukunft verbringen wollte. Auch wenn das viel zu verfrüht ausgesprochen war, da wir erst zwei Monate zusammen waren, so fühlte es sich richtig an, es sich vorzustellen. Und bisher sprach auch nichts dagegen.

„Tora... hör zu...", langsam kam Akaya in die Küche, welche wie eh und je unverändert geblieben war. Allgemein hatte sich nicht viel im Apartment verändert, welches nun mein neues zu Hause geworden war. Schnell hatten wir uns entschlossen, dass ich bei ihm einziehen sollte, denn dort war es sicherer. Und ja, hier fühlte ich mich auch wohler. Denn nach all dem, was bei mir passiert war, wollte ich dort nicht mehr zurückkehren und so lebte ich nun hier.

Wahrlich das Apartment hatte sich nicht verändert und doch konnte man hier etwas spürbar wahrnehmen.

Das Gefühl, dass hier jemand lebte und ein Heim zum zurückkehren besaß. Hinfort war die Kälte, welche ich zu Anfang verspürt hatte und geblieben war die Wärme.

Zwei Hände rissen mich langsam aus meinen Gedanken, ehe ich in die gräulichen Augen meines Gegenübers sah. Auf meinen Wangen liegend zwangen sie mich dazu, ihn anzuschauen und in die reale Welt zurückzukehren.

„Tora? Warst du schon wieder in anderen Sphären unterwegs?"

„B-Bitte?", räusperte ich mich verwirrt. Es war mir immer noch unangenehm, wenn er diese Seite an mir sah, aber oft spielten sich ganzen Szenen in meinem Kopf ab und oft dachte ich über bestimmte Dinge nach. Dies erforderte Zeit, die ich in der realen Welt nicht nutzen tat.

„Worüber hast du nachgedacht? Denkst du jetzt etwa auch, dass es keine gute Idee ist, dort hinzugehen?" Mittlerweile kannte ich ihn wesentlich mehr, sodass mir sofort bewusst wurde, was er nun vorhatte.

Streets  #Wattys2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt