Gedanken

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Von den kleinen Fenstern aus konnte man gut die helle Stadt sehen, durch die Sonne erstrahlte sie noch mehr, nicht nur am Abend. Sie schlief niemals. Vor allem in der Nacht begann das meiste Leben der Bewohner und so leuchteten die Wolkenkratzer in vielen Lichtern. Jeder wollte sich überbieten und die Kunden anlocken. So war das Leben hier, an das sich Jareth gewöhnt hatte. Was für ihn ungewohnt war, war die Tatsache, dass er sich im Moment in einer fremden Wohnung aufhielt. Die Hände in den Taschen und die Zigarette fest im Mund, stand er im Wohnzimmer von dieser Tora. Sie war nicht, verschwunden traf es besser und der Blonde versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Wie konnte es sein, dass sie nicht hier war? Hatte man sie vorgewarnt, aber wie war das möglich? Sein Besuch war spontan verlaufen und außerdem würde dieses Kind niemals davon ausgehen, dass Jareth sie besuchen wollte. Ihr Schicksal kannte sie noch nicht, also gab es da noch eine andere Möglichkeit. Vielleicht hatte sie jemand gewarnt und dieser jemand hatte gewusst, dass so etwas passieren würde. Nur wen? Auf Anhieb fiel ihm der alte Mann ein, aber doch verwarf er schnell den Gedanken. Akaya konnte es auf keinen Fall sein, der half eh niemanden. Und wo befand sie ich momentan? Wer hatte sie aufgenommen? Laut seufzend kratzte er sich am Kopf. Das Ganze würde komplizierter werden, auch wenn er sie finden würde, aber er musste sich mit ihr intensiv beschäftigen. Natürlich ließ er sich solch eine Gelegenheit nicht entgehen, denn der Reiz sie zu töten wuchs immer mehr. Ohne es zu wollen entdeckte er ein fieses Grinsen auf seinem Gesicht, was sich in den Fenstern spiegelte, welche durch die Sonne beschienen wurden. „Du wirst mir nicht entkommen", zischte er, ehe er für einen kurzen Augenblick die Zigarette aus dem Mund nahm und den Rauch an die Decke stieß. Der Geruch würde sich überall festkleben und dies wäre das einzige Indiz was ihn verriet. Nur daran konnte man herausfinden, dass Jareth hier gewesen war, doch ihm war das ohnehin egal. Schließlich hatte er seinen Ort gefunden, an dem er diesem Mädchen qualvolle Schmerzen bereiten wollte.

Langsam wandte er sich um, hier sollte es stattfinden. In einer für sie vertrauten Gegend würde er ihr die Hölle zeigen, doch zuvor musste sie erst einmal gefunden werden. Es konnte nicht sein, dass sie vom Erdboden verschluckt worden war. Irgendwo da draußen, so sagte es ihm sein Gewissen, befand sie sich. Zu denkend sie sei beschützt, würde er ihr all dies zerstören und ihr ihren Platz zeigen. Geschickt holte er sein Handy heraus und wählte eine Nummer von jemanden den er sehr lange kannte. Dieser jemand war das Phantom der Yakuza und fand wirklich jeden, der nicht gefunden werden wollte. Dreimal klingelte es, während der Blonde erneut vor den Fenstern stand.

„Ja?" Niemals begrüßte er den anderen, auch war er ziemlich kurz angebunden, aber dies war seine Art. Rau klang die Stimme des Phantoms und bestimmt musste er um einiges älter sein als Jareth. Da er ihn nie persönlich getroffen hatte, konnte er nur Vermutungen aufstellen.

„Ich habe Arbeit für dich und es ist sehr dringend."

„Was denn?"

„Du musst wen für mich finden. Tora Ioshi ist ihr Name, finde heraus wo sie zurzeit wohnt und schicke es mir, den Rest erledige ich", ein süffisantes Lächeln stahl sich auf dem Gesicht des Blonden, denn er wusste, das Phantom fand sie alle. Niemals hatte er je versagt. Im Hintergrund hörte man für einen kurzen Moment das Rascheln von Papier. Wahrscheinlich schrieb er sich die kurzen Notizen auf, um sie nicht zu vergessen.

„Okay, ich melde mich, wenn ich etwas habe", erwiderte der Mann und legte sofort auf. Noch für einige Zeit horchte Jareth in die Stille hinein, ehe er langsam sein Handy vom Ohr nahm. Es erregte ihn umso mehr, dass er bald schon an sein Ziel gelangen würde. Doch bis dahin hatte er zu warten und so schloss er die Augen und stellte sich das Schlimmste vor. Allerdings konnte er nicht lange in Gedanken schwelgen, denn schon bald bekam er einen Anruf, den er annehmen musste. Ohne zu zögern legte er sein Handy am Ohr, ehe den Anrufer freundlich begrüßte.

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