Kapitel 29

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Betrübt saß ich auf der Terrasse und trauerte der Freundschaft mit Avril hinterher. Gleichzeitig fühlte ich mich auch so unglaublich befreit, weil ich mich Amber anvertraut habe. Ihr waren Tränen gekommen, als ich es ihr erzählte und danach nahm sie mich so in den Arm, als sei ihr das alles geschehen. Und sie probierte mir meine Schuldgefühle auszureden, während ich immer noch der festen Überzeugung bin, Mörderin und Betrügerin zugleich zu sein. Und ich habe ihr natürlich auch viel Glück für ihren großen Abend gewünscht. Aber eigentlich nur, damit sie das Weinen lässt. Das machte mich nervös. Ich wollte sie nur auf andere Gedanken bringen. Edwins Worte kamen mir in den Sinn. Vertrau auf deine Gefühle. Ich begann einen neuen Mix. Es kam mir wieder so vor, als sei er nicht endgültig von mir gegangen. Als würde hier sein und mich beim Mixen unterstützen. Ich bekam eine Nachricht von Miles, in der stand, ob ich allein zu Hause bin.

Ich hörte, wie er auf den Boden fiel und aufstöhnte: ,,Das mit der Terrasse ist echt aufwendig." Ein Schauer überfuhr mich. Das alles erinnerte mich so sehr an Edwin. Ich lächelte leicht. Er kam auf die Beine und rappelte sich auf, dann zwinkerte er mir zu. An seiner Unterlippe hatte er ein Bluterguss. Mein Lächeln verging: ,,Du kannst das alles nicht so stehen lassen." ,,Er macht es ja nicht absichtlich. Im Nachhinein entschuldigt er sich dafür", wich Miles unwohl aus. ,,Und? Dann soll er sich halt eine Weile von dir fern halten", erwiderte ich mit unterdrückter Wut. ,,Darum geht es ja jetzt nicht. Außerdem kann ich doch nicht einfach verschwinden. Ich muss ihn zeigen, dass wir ein Team sind und dass ich ihn mit der Sache nicht allein lasse. Das nimmt ihn alles sehr mit, denn er ist kein Ungeheuer, wie du gerade denkst", spielte Miles den Beleidigten. Ich schwieg nur. ,,Was?", wollte er wissen. ,,Das hast du gerade gesagt, nicht ich", merkte ich an. Das traf ihn und er wurde rot: ,,Ich würde niemals so über ihn denken... wie dem auch sei, deswegen bin ich nicht hier." ,,Warum dann?" ,,Ich werde gleich losgehen und Amber abholen. Vielleicht könntest du ja was gegen meine Lippe machen", bat er. Ich schüttelte bedauerlich den Kopf: ,,Das geht weit über meine Fähigkeiten, Miles." Er starrte mich kurz erschrocken an: ,,Aber... dann sieht es Amber." ,,Vielleicht ist es auch mal Zeit mit ihr darüber zu reden. Warum kannst du mit mir darüber sprechen und nicht mit ihr?" ,,Ich weiß es nicht. Ich will sie da einfach nicht mit hineinziehen. Sie würde es so dramatisieren." Ich starrte ihn fassungslos an: ,,Was muss alles noch passieren, damit du den Ernst dieser Lage einsiehst?"

EdwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt