Kapitel 52

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Amber nahm mich froh in die Arme: ,,Guten Morgen, Schatz!" Ich lächelte sie warm an. Amber ist die tollste Freundin, die man sich wünschen kann. Wie konnte ich sie nur so hintergehen? Avril drehte sich reserviert zu ihrem Spind und begann darin zu kramen. Erst schaute Amber ziemlich irritiert, doch dann wurde sie panisch: ,,Mein Geschichtslehrer wollte ja noch mit mir reden!" Dann war sie schon weg. Es wurde ruhig. Avril und ich starrten uns monoton an. ,,Hey", machte ich den ersten Schritt. Sie drehte sich wieder weg von mir: ,,Lass mich." ,,Nein. Warum bin ich für dich eine Bitch? Worauf wolltest du hinaus? Du bist mir wichtig, Avril – sonst würde ich ja nicht fragen", sprach ich auf sie ein. ,,Lass den Scheiß. Du weißt genau, wie wenig dieser stimmt", zischte sie nur sauer. Sie wollte gerade weg, da griff ich sie am Arm. ,,Und warum?", hakte ich nach. ,,Jungs stehen bei dir auf erster Stelle, Scar. Und jetzt verleugne es bitte nicht. Ich meinte es wirklich ernst mit dem Deal. Dann muss ich erfahren, wie undankbar du deswegen bist und dich gar nicht daran hältst. Es hatte mich verletzt. Du hast es für dich einfach so umgedreht, als sei ich die Böse und hätte das nur vorgeschlagen, um mich problemlos an ihn ran zu machen. Und jetzt sag mir, warum ich dir abnehmen soll, dass ich dir wichtig bin?", schoss es aus ihr heraus. Sprachlos sah ich sie an: ,,Ich... das wusste ich nicht, Avril... ich hatte die Situation einfach komplett falsch aufgefasst, aber dass du glaubst, dass ich es absichtlich so umgedreht habe – das schockiert mich wirklich. Vielleicht kennen wir uns einfach doch nicht so sehr, wenn wir so voneinander denken", erwiderte ich traurig. ,,Pff", kam es nur von ihr unbeeindruckt. Beschämt schaute ich zu Boden. Ich bin wohl echt eine Bitch.

Ich hielt Edwins Hand und drückte sie ganz fest. Er aber starrte nur auf den Sarg, welches auf die Erde getragen wurde. ,,Bist du sehr traurig?", wollte ich leise wissen. ,,Sie war alt", erwiderte er nur und schluckte. Ich sah, wie ihm Tränen in den Augen standen. Nun drückte ich seine Hand nur noch fester. ,,Unglaublich, dass ich mich heute von ihr verabschieden werde", fuhr er fort. Schweigsam hörte ich ihn zu. Nun drückte er aber auch meine Hand: ,,Tut mir leid. Ich denke nur an mich. Für dich muss es sicher auch hart sein." ,,Nicht so hart wie für dich, Ed", flüsterte ich mit rauer Stimme. Und da standen wir. Mein schwarzes Kleid flatterte mit dem Wind mit und zerknüllte sich ständig ineinander. Dann tippte jemand Edwin an. Wir drehten uns beide um. ,,Bedauerlich, dich erst bei so einem Ereignis wiederzusehen", sagte die Frauenstimme und drückte ihn an sich. Es brodelte vor Eifersucht in mir. Und noch mehr Eifersucht, als ich sah, dass sich Edwin seine Gefühle bei ihr ausließ, statt bei mir. Ihre Umarmung war fest. Edwins ganzen Gefühle steckten einfach drin. Gefühle, die er wohl nicht bei mir auslassen konnte. Als die Umarmung zu Ende war, guckten mich beide jetzt an. Zu meiner Verwirrung starrten die Augen der Gleichaltrigen vor Freude, als sie mich betrachtete: ,,Sie ist ja wirklich so süß, wie du es mir immer erzählt hast!" Jetzt schaute ich Edwin überrascht an. Peinlich berührt lächelte er. Ich lächelte zurück. ,,Süß?", wiederholte ich. ,,Er hat dich immer gerne als klein und süß beschrieben. Er meinte auch, dass dich es neckt, wenn er über deine Größe herzieht!", erzählte sie mir begeistert. Ich lachte leise. Edwin schüttelte nur kurz grinsend den Kopf. Jedoch kein echtes Grinsen. Dann starrte er wieder auf das Grab seiner Mutter. Warum versucht er auch immer seine Gefühle zu verstellen, wenn ich da bin?

EdwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt