Kapitel 30

9 2 0
                                    


Heute entdeckte ich Amber nirgends in der Schule. Miles räumte schweigend seine Schulsachen in seinen Spind. ,,Alles okay?", fragte ich ihn besorgt. Er sah alles andere als gut aus. Mit monotonem Blick fuhr er über meine Figur und knallte sein Spind zu: ,,Alles bestens." Ungläubig schaute ich ihn an. Lässig trug er sein Rucksack nur über eine Schulter und ging weg. Ich blieb alleine zurück. Dann bemerkte ich Avril, die mich feindselig anstarrte. Ich starrte zurück. Die Welt spielte heute verrückt. Unwohl setzte ich mich auf einen abgelegenen Stuhl neben den Fächern. Ich fühlte mich alleine zurückgelassen, wie damals. Ich sah zu, als Avril laut über ein Witz von einem Typen lachte und eine Haarsträhne in den Finger verdrehte. Es war ihr aufgestelltes Lachen. Willkommen zurück, Bitch Avril. ,,Hey", hörte ich Edwin sagen. Ich fuhr mit roten Wangen zusammen. Er lächelte, als erfreue er sich daran. ,,Was machst du hier?", ich schnappte nach Luft. Es hörte sich nicht nach meiner Stimme an, die mit ihm redete. ,,Sag du es mir. Wie viele Stunden hast du noch?", wollte er wissen. ,,Zwei", erwiderte ich. Plötzlich wirkte er wie der Schüchterne von uns und zupfte nervös an sein T- Shirt. Ich musste widerwillig lächeln. Das sah unglaublich süß an. ,,Willst du danach vielleicht mit mir Eis essen?", fragte er schließlich. ,,Fragst du mich gerade nach einem Date?", wollte ich verdattert wissen. Es schwirrten Schmetterlinge in meinem Bauch. ,,Ja, wenn du es so nennen willst", erwiderte er. Ich zögerte.

Ich fand Amber zusammengekrümmt in ihren Bett. Sie weinte in sich hinein. Schnell legte ich mich zu ihr und schlang meine Arme um sie. Sie drehte sich zu mir und weinte dann noch stärker. Ich fuhr ihr sanft übers Haar: ,,Was ist nur passiert, Amb?" Sie versuchte sich zusammenzureißen und schluckte. Ihr Kinn zitterte noch sehr stark und ihr kamen immer noch viele Tränen. Ich seufzte: ,,Sag es mir einfach gleich." Sie setzte sich schweigend auf und starrte ins Leere: ,,Ich hab Schluss gemacht. Es kam mir die ganze Zeit nur so vor, als würde er mich verarschen und mit mir spielen." Ich setzte mich ebenfalls auf. ,,Oh, Amber. Ich kann dich trösten: Ihn hat es sehr mitgenommen." ,,Das hoffe ich", erwiderte sie leise. ,,Dass es ihn mitgenommen hat, zeigt doch aber, wie sehr er dich liebt", redete ich auf sie ein. ,,Warum kann er dann nicht mit mir schlafen oder mich seinen Eltern vorstellen? Er hat gestern wieder ein Rückzieher gemacht! Kannst du dir das vorstellen, Scar", ihr kam wieder ein Überfluss von Tränen. Sie so zu sehen, machte mich fertig. Sie hat ein Recht, es zu wissen. Wenn er es nicht tun kann, muss ich es wohl tun. ,,Amber... da gibt es etwas, was du wissen solltest", begann ich. Sie starrte mich jetzt an und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Das ist eine gute Einstellung. Ich seufzte: ,,Sein Vater hat Aggressionsprobleme und... geht auch mit Dingen absehbar um. Er möchte beides aus diesen Grund nicht. Erinnerst du dich noch an letztes Jahr, als er nicht mit ins Schwimmbad gekommen ist und T- Shirts vermeidet?" Sie sah mich sprachlos an und ihr kamen wieder die Tränen: ,,Was bin ich für eine Freundin? Wie konnte mir das nie auffallen?... ich bin so egoistisch. Ich denke nur an mich, Scar. Warum hat man mir das nie gesagt?" ,,Weil das nicht so ist..." ,,Du hättest ein Grund nur an dich zu denken... ich nicht. Du tust es trotzdem nicht", fuhr sie fort. Ich lachte auf: ,,Das glaubst du ja wohl kaum. Frag mal Edwin wie selbstlos ich bin." Sie lächelte leicht und fuhr sich mit den Handrücken über die Augen: ,,Gut, dass es dich gibt."

EdwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt