Freudig sah ich den Arzt an. Nur die gute Nachricht ging in mein Gehör, alles Andere blendete ich aus. Dad lebt! Er hat es überstanden. Der Arzt lächelte plötzlich mitgenommen. Sofort schlug es bei mir Alarm: ,,Was ist los?" Der Arzt atmete tief durch: ,,Möglicherweise wird er sein ganzes Leben lang im Rollstuhl sitzen müssen." Mein Lächeln verging. ,,Im... im Rollstuhl?", ich schluckte. Der Arzt schaute mich traurig an: ,,Wir haben alles, uns in Macht stehende, getan." ,,Das weiß ich auch zu schätzen. Danke. Wann kann ich ihn abholen?", ich zwang mich zu einem Lächeln. Der Arzt lächelte irgendwie zurück: ,,Schon in wenigen Tagen." Sobald der Arzt außer Sicht war, begannen mir Tränen übers Gesicht zu strömen. Hauptsache Dad hat es überlebt.,,Danke, dass ich das Wochenende über hier bleiben darf", sagte Miles ehrlich. Er versuchte krampfhaft zu lächeln. Ich schaute ihn nur sauer an und schwieg. Er stöhnte schmerzvoll auf. ,,Deine Wange ist angeschwollen", erklärte ich ihn. Ich faltete meine Kleidung zusammen. ,,Warum bist du sauer?", wollte er nur wissen und setzte sich auf. Wieder stöhnte er schmerzvoll auf. Ich beachtete ihn nicht. ,,Scarlett", startete er ein Versuch auf sich aufmerksam zu machen. Ich tat die zusammengefaltete Kleidung in meinen Schrank. ,,Scarlett", wiederholte er ungeduldig. ,,Was?", machte ich ihn dann schließlich blöd an. Verständnislos sah er mich an: ,,Was habe ich falsch gemacht?" ,,Alles. Ich habe dir schon zuvor gesagt, dass das keine Unterstützung für deinen Vater ist. Und jetzt schaue dich an. Nicht mal ich kann dir noch weiterhelfen", regte ich mich auf. Er breitete die Arme auf und sah mich entschuldigend an: ,,Komm, hör schon auf, sauer auf mich zu sein." Ich gestikulierte wild mit meinen Armen: ,,Komm mir nicht so, Miles!" Er seufzte und senkte seine Arme: ,,Du verstehst das nicht, Scarlett." ,,Ich will es auch gar nicht verstehen", knurrte ich und wollte gerade sauer das Zimmer verlassen. Da packte er plötzlich mein Arm und zwang mich ihn anzusehen. Er zog mit so einen Ruck, dass wir uns unglaublich nah waren. Ich starrte ihn mit geweiteten Augen an. Mein Herz pochte. Er schaute auch mich intensiv an. Und ich bemerkte, dass ich da mehr spüre, was ich eigentlich nicht spüren sollte. Aber ich war wie erstarrt. Miles küsste mich. Entspannt schloss ich die Augen und ließ es einen kurzen Moment zu. Dann öffnete ich sie mit einen Ruck wieder. Das hier ist komplett falsch. Ich gab ihn automatisch eine Klatsche. Geschockt sah er mich an und entfernte sich. ,,Vielleicht... vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe", stammelte er peinlich berührt. Ich atmete tief durch und drehte ihm den Rücken zu: ,,Ich schicke dich ganz bestimmt nicht wieder dahin zurück." Er schluckte nervös: ,,Das war verdammt falsch." ,,Deswegen tun wir so, als sei das nie geschehen", presste ich hervor. Ich. Die Betrügerin und Mörderin und ein weiterer Betrug.
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Edwin
Romance,,Edwin" war für Scarlett ein Name, bei dem sie sich nur wünscht, dass sie behaupten kann, dass ihr das nichts sagt. Aber das tut es leider wohl. Er erinnert sie an ihre gemeinsame Vergangenheit. Jedoch nicht an ihre gute Vergangenheit, sondern ihre...