Kapitel 34

4 2 0
                                    


Ich hüstelte, um Miles auf mich aufmerksam zu machen. Er drehte sich kurz zu mir um. Auch seine ganzen Kumpels sahen mich an. ,,Florres steht noch, oder?", fragte der Eine. Miles nickte: ,,Wehe, ich sehe euch alle nicht da." ,,Die Süße will mit dir reden", machte ein anderer Kumpel von ihm auf mich aufmerksam. Miles guckte ihn böse an und stellte sich schützend vor mir: ,,Rede nicht so über sie, Mann." Ich wurde rot und senkte mein Blick. Miles ist wohl der beste Kumpel, den ich jemals hatte. Er beschützt mich, obwohl er extrem sauer auf mich ist. Ich nahm mein Mut zusammen: ,,Können wir kurz reden?" ,,Können wir ruhig machen", sagte Miles und nahm mein Arm, um mich von da wegzubringen. ,,Entschuldige. Sie sind nicht... diese Jungs sind wie die größten Schweine." Ich lächelte leicht: ,,Das ist schon okay. Danke für gerade eben." Er schüttelte nur den Kopf. Ich nahm tief Luft: ,,Miles, wir lieben dich. Wie kannst du nur denken, dass das alles Mitleid ist?" Er seufzte: ,,Darum geht es also. Was könnte es denn sonst sein? Im Normalfall wäre Amber doch auf mich sauer gewesen, aber jetzt sieht sie mich immer so an, als sei ich ein hilfloser...", er schnaubte. ,,Das ist aber auch kein Normalfall. Er schlägt dich, Miles!", Tränen kamen mir. Alarmiert sah er mich an: ,,Hör auf zu weinen, Scar. Ich mag das nicht." ,,Wir machen uns doch nur Sorgen um dich. Das ist was ganz Anderes als Mitleid", fuhr ich verzweifelt fort. ,,Ich habe es schon verstanden, Scar. Nur hör auf zu weinen. Das will ich nicht", flehte er. ,,Ich kann nicht anders. Ich bin kaputt und weiß nicht mehr weiter, Miles", wimmerte ich. Er nahm mich in die Arme. ,,Was ist passiert, Scarlett? Wenn du dich anvertraust, muss es heftig sein." ,,Ich erkenne mein Vater nicht wieder. Ich bin so unglaublich enttäuscht und überrumpelt, Miles. Und dann erfahre ich auch noch, dass er eine ehemalige Kollegin geschwängert hat", sprudelte es aus mir heraus. Er seufzte und drückte mich fester an sich: ,,Oh Scar... das ist definitiv heftig."

Ich saß auf meiner Terrasse und erstellte einen neuen Track. Ich öffnete die Bierflasche, wobei ich mir sicher bin, dass wieder nicht mal die Hälfte der Flasche geleert sein wird. Plötzlich hörte ich einen dumpfen Aufprall. Ich nahm meine Kopfhörer runter und sah, wie Edwin schmerzerfüllt aufstöhnte: ,,Das war mir schon damals lästig." Dann bemerkte er die Bierflasche in meiner Hand und nahm sie mir weg: ,,Seit wann trinkst du?" Ich zuckte die Schultern: ,,Mach dir aber keine Sorgen. Ich trinke nicht oft." ,,Was belastet dich?" Ich schüttelte den Kopf: ,,Bring mich einfach lieber auf andere Gedanken bitte." ,,Okay. Dann pack dein Laptop zur Seite und rutsch bisschen nach vorne." ,,Kein Mix zur Ablenkung?", fragte ich irritiert. ,,Heute nicht. Heute schauen wir uns nur die Aussicht an", erwiderte er sanft. Ich lächelte und sah stattdessen ihn an. ,,Da. Sag mir, was du in dieser Wolke siehst", bat er. Ich überlegte: ,,Ich sehe... eine Art Kamel mit einem sehr langen Buckel." Er lachte. ,,Und was siehst du?" ,,Ich sehe ein Nashorn. Wenn man genau hinschaut, merkt man aber auch, dass beide Seiten gleich aussehen und nur der lange Buckel, wie du ihn nennst, da anders ist." ,,Was deutest du daraus?", wollte ich neugierig wissen. ,,Ich betrachte den langen Buckel als eine Wand und die zwei gleichen Figuren links und rechts als die Richtung, die man einschlagen kann." ,,Du bist unglaublich kreativ und philosophisch", bewunderte ich ihn verliebt. Er grinste: ,,Nur weil du auf Philosophen stehst."

EdwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt