Kapitel 41

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Miles pikste mich mit seinem Stift auf die Schulter. Mehrmals. Ich stöhnte genervt auf: ,,Herrgott, Miles! Muss das sein?" Sofort zog er sich beleidigt zurück: ,,Ich wollte dich doch nur aufheitern. Du siehst so schlecht gelaunt aus." Unglücklich senkte ich meinen Blick: ,,Du hast recht. Tut mir leid, dass ich meine schlechte Laune an dich auslasse." Er lächelte beruhigt: ,,Und ich dachte, dass es wirklich an mir liegt. Willst du kuscheln?", fragte er. Ich lächelte dezent und schmiegte mich an ihn. Ich hörte kaum mit, was die Lehrerin uns erzählte. Während des Unterrichts machte er ununterbrochen Kreise an meinen Nacken. ,,In Partnerarbeit bereitet ihr also eine Präsentation über diese Themen. Bis nächste Woche Freitag habt ihr dafür Zeit", alarmiert starrte ich Miles an. Er starrte irritiert zurück. Dann teilte man mir und Miles ein Zettelchen zu, den wir auseinander falteten. ,,Na toll, wir haben Thema Liebe", stöhnte er auf. Mitleidig sah ich ihn an: ,,Ich kann sie auch selber machen, wenn du es nicht machen willst." Er verdrehte die Augen: ,,Ich halte derzeit zwar nicht viel von Liebe, aber egoistisch werde ich deswegen auch nicht, Scar." Ich schmunzelte. Ein Kumpel von ihn drehte sich zu uns um und schaute Miles neugierig an: ,,Was hast du?" ,,Liebe", erklärte Miles gereizt. Sein Kumpel lachte: ,,Ironie des Schicksals. Ich habe Hass als Thema." ,,Psst!", zischte ich beiden zu, als die Lehrerin fortfuhr. ,,Zu diesen Themen möchte ich gerne eure Denkweisen erfahren. Bei gegebenen Erfahrungen gibt es auch Zusatzpunkte!"


Edwin starrte auf die Erde: ,,Warum kontaktierst du nicht deine Mutter? Du hast ja jetzt anscheinend ihre Email... besser gesagt, warum hat sie dich noch nie kontaktiert?" Ich zuckte die Schultern und schluckte unwillkürlich: ,,Sie hat mir anscheinend geschrieben. Dad hat wohl ihre Mails immer gelöscht, während ich in der Schule war." Edwin schnaubte. ,,Das Schlimme ist eher, dass ich niemals wissen werde, was sie mir immer geschrieben hatte. Hoffnungsvoll sah er mich an: ,,Das ist jetzt die Gelegenheit, es zu erfahren, Scarlett. Ich werde meinetwegen auch neben dir sitzen und vorschreiben, wenn deine Hände zu sehr zittern." Er küsste meinen Handrücken. Ein Gefühl der Geborgenheit überkam mich und Tränen traten mir aus den Augen: ,,Ich schaffe das nicht. Was, wenn es zu spät ist? Wenn sie keine Interesse mehr an mich hat oder dass sie mir nur Vorwürfe in ihren Mails gemacht hat?" Er seufzte und zog mich an sich. ,,Scar", raunte er: ,,Wenn du dich deiner Vergangenheit nicht stellst, wirst du niemals in der Gegenwart leben können." Mein Handy vibrierte. Dad rief an. Ich zögerte lange, weswegen er auch schon wieder auflegte. Ein paar Mal hat er schon angerufen. Ob es wichtig war? Vielleicht ist ihn etwas zugestoßen. ,,Scar?", fragte Edwin besorgt. Überrumpelt begegnete ich kurz einen Blick: ,,Das ist merkwürdig... mein Dad hat mich kein einziges Mal angerufen gehabt, seit... ich eine Auszeit nehme. Aber jetzt hat er mich sogar zehn mal angerufen." ,,Und... was hast du jetzt vor?", wollte Edwin zögernd wissen. ,,Ich muss zu ihn. Tut mir leid, Ed." ,,Ich komme mit dir", bot er an. Ich wollte erst verneinen. ,,Bitte, Scarlett." Ich atmete tief durch: ,,Okay. Komm mit."

EdwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt