Kapitel 37

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Miles starrte zur Tafel, konzentrierte sich aber eher auf mich. ,,Wie läuft es mit dir und deinem Dad?", wollte er wissen. Betrübt senkte ich meinen Kopf: ,,Ich bin da für ein paar Tage raus. Er will aber, dass ich wiederkomme." ,,Ist das nicht was Gutes?", wollte er froh wissen. Ich schüttelte den Kopf: ,,Ich ertrage ihn nicht länger." ,,Aus deinem Kopf geht er aber anscheinend auch nicht?", hakte Miles nach. Ich nickte: ,,Es fühlt sich so an, als hätte er sich da eingenistet. Ich mache mir die ganze Zeit darüber Sorgen, ob er schon etwas gegessen hat, ob er schon wieder zu viel gesoffen hat oder ob er wieder etwas Dummes tut." Miles seufzte: ,,Du hast dir diese Auszeit verdient, Scar. Mach etwas Schönes daraus." Er strich mir ein paar Strähnen sorgfältig hinters Ohr. ,,Du hast es verdient glücklich zu sein, Miles. Warum machst du nichts daraus?", wollte ich wissen. Er wandte sich ab. ,,Ihr seid so ein schönes Paar gewesen, Miles. Warum willst du das hinschmeißen?" Er lachte verächtlich: ,,Schönes Paar? Sicherlich nicht." ,,Was?", wollte ich verdutzt wissen. ,,Sie hat dir also nicht erzählt, dass sie jemanden anderen geküsst hat? Ich habe es auch erst neu erfahren. Und das nicht von ihr", fuhr er fort. Ich lachte ungläubig: ,,Das ist nicht Ambers Art. Tut mir leid, aber wer auch immer das erzählt hat, hat gelogen." ,,Ach ja?", er zeigte mir heimlich unter den Tisch ein Bild auf sein Handy. Erschrocken starrte ich ihn an. Er schaltete nur monoton sein Handy wieder aus. ,,Das hat sie bestimmt nur gemacht, weil sie so verzweifelt war und... vielleicht hat es sich dann einfach so ergeben", stammelte ich. Das darf nicht das Ende sein. Bitte. Erst Avril und jetzt auch noch Miles und Amber? Unbeeindruckt seufzte er nur: ,,Das gibt ihr noch lange kein Recht dazu." ,,Wer ist der Andere?", wollte ich leise wissen. Er zuckte die Schultern. Und er schnaubte sauer.

Scott lächelte mich liebevoll an und tat mir etwas von der Spaghetti rauf: ,,Reicht dir so viel?" ,,Klar, danke", erwiderte ich schüchtern. Jennifer streckte die Schüssel mit der Soße zu mir hin. ,,Danke", wiederholte ich. Ich fühlte mich hier irgendwie wirklich geschätzt. Es fühlte sich so an, als würde ich existieren. Obwohl ich mich hier so wohl fühle, plagten mich Gewissensbisse. Wer passt auf Dad auf, während ich hier bin? ,,Hast du vielleicht die Adresse von Dads ehemaligen Arbeit?" Jennifer musterte mich neugierig: ,,Was hast du denn vor, Scarlett?" ,,Ich möchte gerne eine bestimmte Frau kennenlernen." ,,Oh, Scarlett", Jennifer seufzte. Scott sah mich besorgt an: ,,Nimm doch erst einmal eine Auszeit von allem. Das wird dir gut tun." Ich atmete tief durch: ,,Das kann ich nicht, solange ich keine Klarheit habe." Jennifer sah mich streng an: ,,Scar." Ich seufzte ungeduldig: ,,Ich bitte dich, Jennifer. Du würdest doch dasselbe tun wollen." Sie zögerte: ,,Danach war es dann das aber. Dann hörst du mit den Grübeleien auf, ja?" Ich nickte: ,,Nur das." Sie schnappte nach Luft und verließ das überdimensional gesäuberte Esszimmer. Später kam sie mit einem Zettel wieder und überreichte ihn mir: ,,Hier. Bitte hör auf, wenn du merkst, dass es nicht das ist, was du willst." Ich nickte dankbar: ,,Versprochen, Jennifer. Danke, Scott." Scott lächelte mich noch einmal an und stand auf. Sein Stuhl, der automatisch nach hinten geschoben wurde, quietschte laut. Dann küsste er Jennifer auf die Lippen: ,,Ich muss jetzt zur Arbeit." Jennifer sah glücklich aus: ,,Danach gehen wir aber alle zu Dritt etwas essen." Er küsste sie noch einmal: ,,Natürlich. Wir sehen uns dann, Scarlett. Er lächelte mich wieder liebevoll an. Es war wohl doch eine gute Entscheidung meinen Vater zu verlassen. Sie sehen so glücklich zusammen aus.

EdwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt