Vorfreude

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Knapp 2 Jahre sind seitdem vergangen.
Helene ging bei Uwe wieder unter Vertrag mit der Bedienung, das die Familie vorgeht.
Hin und wieder trat sie in einer Show auf, aber mehr wollte die Blondine nicht mehr.
Ihr gleichnamiges Album war nun schon fünf Jahre auf dem Markt und langsam wurden die Fans ungeduldig.
Immer wieder vertröstete das Management und Helene sie.
Paul wurde erst acht Monate später gefasst, bei einem Banküberfall als Komplize.
Fünf Jahre Haft bekam er dafür und für das was er Helene angetan hatte.
Viel zu wenig befand die Blondine es.
Florian war nach fast einem Jahr ganz genesen und ließ langsam wieder ein Business anlaufen.
Auf Ibiza kaufte sich das Paar eine neue Residenz, nachdem sie die auf Mallorca verkauft hatten.
Und aus Bayern zog die Familie restlos weg und in die Nähe von Frankfurt.
Doch das eigentliche Sorgenkind der Familie war Ben. Zweimal wiederholte er die zehnte Klasse und schaffte seinen Abschluss mit ach und Krach nur.
Dementsprechend bekam er auch keinen Ausbildungsplatz und lebte so in den Tag hinein.
„Ben! .... Kannst Du Max heute Nachmittag bitte aus der KiTa abholen?", traute die Blondine sich in sein Zimmer hinein.
„... Muss das sein?", brummte er genervt.
Mit drei Jahren war Max nun mal sehr aufgeweckt und neugierig. Und in Bens Augen einfach nur nervend.
„Ja muss es! Du hattest es versprochen und Florian und ich haben gleich noch einen Arzttermin.", erklärte Helene und fragte sich permanent warum sie sich ständig vor ihm rechtfertigen muss.
„Euer Hobby begutachten!", knurrte er genervt und konzentrierte sich wieder aufs zocken.
„Kannst Du auch einmal vernünftig mit mir reden! Wenn Dein Vater da ist, sprichst du nicht so mit mir!".
„Warum? Ich bin so wie immer! Und jetzt lass mir meine Ruhe.".
Wie immer ignorierte Ben die junge Frau und setzte sein Vorhaben weiter um.
Helene verließ schließlich sein Zimmer und ging hinaus zu ihrem Auto.
Mit Florian hatten sie ausgemacht sich in einem Café zu treffen, wo auch Uwe dazu kommen wollte.
So ging es schließlich dann auch los.
Wie immer war Helene zu spät dran und wurde bereits sehnlichst erwartet.
„Hey... Sorry ich bin etwas zu spät.", grinste Helene peinlich berührt und biss sich auf die Unterlippe.
„Das kennen wir schon.", feigste Uwe und begrüßte seinen Schützling.
Eine längere Zeit hatten sie sich nicht gesehen, umso größer war nun die Freude.
„... Gut schaust Du aus.", strahlte er und sah wie Helene in letzter Zeit aufgeblüht war.
„.... Der Florian scheint Dich gut zu verwöhnen oder?", stellte er lachend fest.
„Ja. Seine Kochkünste sind der Wahnsinn.", zeigte Helene sich verlegen und griff unter dem Tisch nach seiner Hand.
Glücklich war das Paar wieder, vor allem seid Helene gut mit ihrer Vergangenheit umgehen konnte und Florian wieder näher an sich heran ließ.
„Und wie sieht sonst so Eure weitere Planung aus? Wir haben uns überlegt, das Du vielleicht ein paar kleine Sommerfestivals machst. Also eine Umfrage hatte ergeben, das sich Deine Fans das sehr wünschen würden.....", erzählte Uwe und wusste es nicht besser.
„Das können wir gerne nachher näher besprechen oder auch nicht.", strahlte Helene was Uwe nicht ganz zu deuten wusste.
„Wieso ‚oder auch nicht'?", war der Manager verwundert über diese Aussage und sah beide skeptisch an.
Helene und Florian hingegen grinsten nur vor sich hin, während sie weiter Händchen hielten.
„Naja... Man weiß ja nie.", meinte Helene lediglich und küsste Florian sanft als sich ihre Blicke trafen.
„Ihr seid komisch. Gibt es da was, was ich vielleicht auch wissen sollte?".
„Ach Uwe. Wir werden das nachher sehen und dann reden wir darüber, ob ein Sommerevent stattfinden wird.", meinte Florian dann und stellte bei einem Blick zur Uhr fest das sie nun sich auf den Weg machen sollten.
„Ja gut, dann...", verabschiedeten sie sich wenig später von einander.
Glücklich und verliebt zogen Helene und Florian dann los zu ihrem Auto und fuhren zu der besagten Praxis.
„Soll ich mit rein kommen?" - „Natürlich! Dich geht es doch genauso was an.", forderte Helene das der Moderator mitkommt.
Der Termin wurde extra für die Blondine so gelegt, das sich weiter keine anderen Menschen in der Praxis aufhielten und somit etwas in die Öffentlichkeit gelangen wird.
Quasi ein Vorteil des prominenten Status.
„Schatz ich... Wir müssen uns nachher unterhalten! Wegen Ben. So kann das nicht weiter gehen! Er tanzt mit auf der Nase rum, ist rotzfrech und nimmt mich überhaupt nicht für voll!", schüttete Helene ihr Herz aus und stieß auf taube Ohren.
Vor Florian stritt Ben das immer ab und war wie ausgetauscht. Doch bildete Helene es sich nicht ein. So entstand dadurch immer eine gewisse Spannung zwischen Helene und Florian.
„Das glaub ich nicht! Das kommt Dir bestimmt nur so vor mein Engel.", tat Florian es ab und küsste sanft die Stirn seiner Freundin.
„Ich hoffe er holt wenigstens Max nachher ab!" - „Das hatte er gestern versprochen.", war Florian dabei als sie darüber sprachen.
„Hm. Hoffentlich.", seufzte Helene und dann bat die Ärztin sie auch schon zu sich ins Behandlungszimmer.
„Auf das wir bald zu fünft sind.", küssten sie sich noch einmal bevor Florian seine Freundin dann freigab. „Quatschkopf.".
Mit einem breiten grinsen bis über beide Ohren kam die Blondine nach einer Weile dann aus dem Behandlungszimmer raus.
„Nein!", sah Florian seine Freundin mit einem ebenso großen grinsen an.
„Doch!".
„Nein!".
„Doch! Hier schau...", reichte Helene ihm das Ultraschallbild hin.
„Irre.... Wie ist denn das nur passiert?! Oh wie schön.", umarmte Florian Helene sofort ganz fest und küsste sie.
„Muss ich Dir das mit den Bienchen und Blümchen ehrlich erklären?", feigste Helene.
Intensiv musterte der Moderator das Bild, wo nichts außer ein kleiner weißer Fleck zu sehen war.
„Diesmal wird's eine kleine Helene.", meinte Florian sofort.
„Oder noch ein kleiner Flo." - „Nein. Ein kleines Ebenbild der Mama. Schau, siehst Du nicht die kleine Nase und die Augen?".
Scherzhaft zeigte Helene dem Moderator einen Vogel nur.
„Flo! Ich bin in der achten Woche! Da sieht man keine Augen oder Nasen.".
„Aber ich seh es! Wunderschön wird unsere Kleine.", wiederholte der Moderator sich und sah unentwegt auf das Bild während sie zum Auto gingen.
Florian war einfach hin und weg. Vor allem glücklich und diesmal wollte er die ganze Zeit bei seiner Freundin sein und diesen Weg mit ihr zusammen gehen.

Ben holte aber Max wirklich von der KiTa ab.
Jedoch wollte er dann wieder seine Ruhe haben und setzte ihn in seinem Kinderzimmer ab.
„Und Du bleibst hier! Ich will Dich weder hören noch sehen!", deutete er mit dem Zeigefinger drohend dem kleinen Jungen.
Max nervte Ben einfach nur. Früher kümmerte er sich gerne um den kleinen Jungen. Doch jetzt wo er aufgeweckter und vor allem neugieriger ist, konnte Ben das gar nicht mehr ab.
Für Max aber war es schlimm, das sein großer Bruder mit ihm nichts mehr zu tun haben wollte.
„Und hör auf zu blarren! Das ist ja widerlich!", zischte Ben und knallte die Tür dann zu. Doch sprang diese ein klein bisschen wieder auf.
In seinem Zimmer angekommen, stellte er die Musik sofort laut und kümmerte sich wieder um sein online Game.
Keinen Gedanken verschwendete er an Max, denn abgeholt hatte er ihn wie versprochen.
„Ben.... Max Hunger.", traute der kleine Junge sich dann doch ins Zimmer und hoffte das Ben ihm etwas macht.
„Ess die hier...", warf Ben ohne ein Auge vom Bildschirm zu werfen Max eine Tüte Chips hin.
Neugierig wie Max war probierte er auch davon. Nur waren die mit Paprika - Chilli und viel zu scharf für Max Geschmack.
Wieder fing der kleine Junge an zu weinen.
„Man bleib in Deinem Zimmer!", riss Ben ihn dann an seiner kleinen Hand hinter sich her und knallte die Tür wieder. Doch diesmal blieb sie zu.
„Hoffentlich kommen die bald wieder.", murmelte Ben und machte weiter wie zuvor.
Knapp eine Stunde später kam das verliebte nach Hause.
Genervt rollte Helene die Augen als sie von der lauten ‚Hotten Totten' Musik empfangen wurde.
„Ich rede mit ihm.", erklärte Florian und machte sich auf den Weg. Helene ging ebenfalls nach oben und hörte das laute weinen ihres Sohnes.
„Mein Schatz...", öffnete die Blondine die Tür und sah den kleinen Jungen alleine in seinem Zimmer.
Neben ihm die offene Tüte Chips liegen.
„Mami....", brüllte Max laut los und schien erleichtert gewesen zu sein das seine Mama endlich da war.
Ganz fest umarmte sie ihn und tröstete Maxi.
„Aua.... Durst.", brachte er unter dem weinen immer wieder hervor.
„Max!", war Helene erschrocken, „Woher hast Du die? Hast Du davon gegessen? Die sind doch viel zu scharf.".
„Ja. Von Ben.", schniefte Max und unarmte seine Mama wieder.
„Ist der Bengel denn komplett verrückt geworden!", zischte Helene und platzte mit Max in die hitzige Diskussion mit Ben hinein.
„Ist das Dein ernst?", hielt Helene die Tüte ihm hin.
„Ja. Und? Er hatte Hunger!" - „Ich glaub's nicht! Unten hab ich etwas für Max und das weißt Du auch!", knurrte Helene und wurde von Florian besänftigt.
„Reg Dich bitte nicht so auf! Das tut Euch nicht gut. Ich kläre das!", sprach der Moderator ruhig und bat Helene wieder zu gehen.
„Nicht gut für Euch? Soll das heißen da kommt noch so ein Balg?", nahm Ben den Mund nun etwas zu voll und hatte nicht gedacht das der Moderator seine Konsole augenblicklich einzog.

„Und damit ist die Sache jetzt für Dich erledigt, oder wie? Man Flo, er hat Maxi extra scharfe Chips gegeben und weder was ordentliches zu essen oder zu trinken! Dazu ihn noch in seinem Zimmer eingesperrt!", war Helene noch immer aufgebracht und konnte Ben nicht verstehen.
„Ich hab ihm die Konsole eingezogen! Er wird sich schon führen jetzt!".
„Ha, wer's glaubt!", zischte Helene lediglich und kümmerte sich weiter um ihren kleinen Sohn.
In ihren Augen war Ben einfach verantwortungslos und bewies dies noch einmal mehr.
„Nun sei doch nicht so Helene! Mensch er ist neu hier und muss sich erst zurecht finden und das alles.".
Als Florian das sagte, klappte bei der Blondine alles an Verständnis zusammen.
„Neu? Er lebt seit drei Jahren bei uns und wir leben hier auch schon seit einem halben Jahr! Also erzähle mir doch jetzt nichts von ‚er ist neu'.".
„Ja. Aber...", seufzte Florian und wusste selbst das er zu lasch ist.
„Nichts aber! Mensch Florian, er hat die Schule mit Ach und Krach geschafft und jetzt hängt er nur daheim rum und macht NICHTS!", betonte Helene es besonders.
„Der Junge braucht eine Aufgabe! Er muss irgendwas machen! Sonst spiele ich da langsam nicht mehr mit!", fügte Helene noch hinzu.
„Und was soll er Deiner Meinung nach machen?" - „Hat er kein Interesse oder so? Wir sind hier doch nicht die Wohlfahrt Florian! Auch unsere Kinder werden etwas lernen.".
Helene hatte bezüglich ihrer Sprosse schon genaue Vorstellungen und es war doch eigentlich nicht zu viel verlangt.
„Mach Dir einen Plan Florian. Wenn er hier weiter leben soll, dann muss er seinen Hintern hoch bekommen. Wenn er das nicht möchte, dann muss er gehen!", erklärte Helene bestimmend und hoffte das Florian nun etwas daraus macht.

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