Wer ist Ben?

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Den Neustart in Bayern hatte Helene sich auch anders vorgestellt. Aber nun kam es eben anders.
Während Florian sich genervt aufs Bett im Schlafzimmer warf, nutzte Helene die Chance und schlich leise durchs Haus um Ben aus dem strömenden Regen zu holen.
„Komm rein!" - „Nein. Er hat mich vor die Tür gesetzt. Auf keinen Fall geh ich da wieder rein!", stand Ben zitternd unter dem Vordach des Hauses.
„Jetzt Spinn nicht rum! Du holst Dir noch was weg hier draußen.".
Ben steckte Helene zuvor noch das er hält auf der Straße wohnt, bevor er zurück ins Heim geht.
„Mensch Ben. Geb ihm erstmal eine Nacht um drüber zu schlafen! Das ist auch für ihn ein Schock jetzt.....", redete Helene dem Jungen gut zu und konnte ihn schließlich überzeugen mit rein zu kommen.
„Geh erstmal duschen und Dich aufwärmen. Ich such Dir was warmes zum anziehen raus.".
Helene zeigte Ben wo das Bad ist und schob ihn dort hinein.
So schnell konnte er gar nicht gucken wie herzlich Helene ihn aufnahm.
Sein erster Eindruck war als er sie im Fernsehen sah war eher, das sie abgehoben und eingebildet wäre.
„Danke. Du bist echt lieb.", lächelte er Helene an und verschwand dann im Bad.
„Ähm.... Was wird das jetzt?", war Florian verwundert als Helene nun in seiner Seite der Kleiderschranks nach etwas zum anziehen suchte.
„Er braucht was trockenes zum anziehen!" - „Wer? Das ist doch viel zu groß für Max!".
„Für Ben. Er ist im Bad und komplett durchnässt.".
Dann hatte Helene etwas gefunden und sah in Florians fassungsloses Gesicht,
„Du hast den wieder ins Haus geholt? Bist Du verrückt?".
„Nein. Ich bin nur nicht so herzlos wie Du!", patzte Helene zurück und legte es auf die Kommode die neben dem Bad stand.

Der nächste Morgen begann dementsprechend knirschig im Hause Fischer Silbereisen.
Schmollend saß Florian am Frühstückstisch mit Helene während sie auf Ben warteten.
„Wo bleibt der Kunde denn?".
„Er ist gleich da.".
Helene versuchte Max seid wenigen Tagen das zufüttern von Brei schmackhaft zu machen, doch noch hielt der kleine Junge nicht viel davon.
„Och Maxi.... Das ist so lecker...".
Doch landete jeder kleine Löffel wieder bei helen auf den Sachen.
„Hahahaha. Ich seh wie lecker das ist.", musste Florian beiläufig los lachen.
„Dann mach's doch selbst!", fand Helene das nun nicht mehr so lustig.
„.... Morgen...", brummte Ben als er in die Küche kam. Zielstrebig griff er nach der Tasse, füllte sich Kaffee ein und ging ohne ein Wort oder Blick zur Seite vor die Tür und machte sich eine Zigarette an.
„Erinnert Dich das an etwas?".
„Das kann auch ein Zufall sein!", zischte Florian der am Morgen genauso handelte.
„Außerdem was raucht der in dem Alter schon!" - „Wann hast Du angefangen?". „Ist doch egal.".
Als Ben dann fertig war mit rauchen, kam er zurück ins Haus und setzte sich an den Tisch.
„Danke das ich hier schlafen durfte Frau Fischer.", hatte er nun endlich ein Lächeln im Gesicht und war auch ansprechbar. Wie Florian auch.
„Helene.", bat die ihn darum.
„Bedien Dich ruhig!", deutete sie auf den Tisch und kümmerte sich wieder um Max.
Ben und Florian wechselten kein Wort miteinander beim Essen. Nicht mal einen Blick.
„Hehe. Er scheint wohl keine Lust darauf zu haben.", schmunzelte Ben und fragte höflich ob er es mal probieren darf.
„Gerne.", machte sie platz um dann selbst etwas essen zu können.
Genervt verließ Florian nun den Tisch und fand es überhaupt nicht lustig was Helene da tat.
Doch schaffte Ben es Max für ein wenig Brei zu begeistern.
„Er scheint Dich zu mögen." - „Weiß nicht. Aber er ist echt süß.".
„Ausgebockt?".
Nach dem Frühstück suchte Helene Florian im Wohnzimmer auf und überreichte ihm Max.
„Ich bock nicht! Aber ich finde es unmöglich das Du einen wildfremden Jungen hier einquartierst!".
„Jetzt hör mir mal zu Florian! Der Junge gibt an Dein Sohn zu sein. Ich habe in den wenigen Stunden schon einiges an Ähnlichkeiten zwischen Euch entdeckt.".
„Ist doch Blödsinn Helene. Ist er jetzt endlich weg?" - „Nein. Er trinkt noch seinen Kaffee aus. Und ich geh mich mal umziehen jetzt .", erklärte Helene und war schnell verschwunden.
Neugierig wie Florian war ging er in der Küche nachsehen und war verwundert.
„Was machst Du da?".
„Aufräumen! Wenn ich schon so nett von Deiner Freundin aufgenommen wurde, ist das dass mindeste. Und Keine Angst, danach verpiss ich mich.".
„Komm ich helfe Dir.", sprang der Moderator über seinen Schatten und setzte Max vorsichtig in den Kindersitz.
Beiläufig war nun auch Florian neugierig und stellte Ben einige Fragen.
Komischerweise stellte sich heraus das sie einiges gemeinsam hatten und auch die gleiche Art von schwarzen Humor.
„.... Ich will Euch echt nichts böses. Ich wollte Dich gerne nur mal kennen lernen. Mama hatte soviel erzählt von Dir und sich jede Show angesehen. Selbst als es ihr so schlecht ging....".
„Warum hatte sie nie mich aufgeklärt das Du mein Sohn sein solltest?".
„Weiß nicht. Vielleicht aus dem Grund, aus dem Du denkst!.....".
Schnell hatten beide die Küche aufgeräumt und viel miteinander sich ausgetauscht.
„Dann... Ich werd dann langsam auch los.".
„Wohin denn? Wo wohnst Du? Vielleicht kann man sich.... oder ...", stammelte Florian.
„Nirgends. Ich bin aus dem Heim abgehauen....", erklärte Ben und sah in das erschrockene Gesicht von Florian.
„Vier Wochen schon?" - „Lieber Straße als Heim!", griff Ben nach seiner Jacke und steuerte die Tür an.
„Zockst Du gerne?".
„Ja.", blieb der Junge abrupt stehen.
„Fußball?" - „Und wie.", lächelte Ben.
„Dann komm mit rüber.", deutete Florian es mit seiner Hand zum Wohnzimmer und schnappte sich Max schon mal.
„Ok.", war Ben auch erleichtert das er noch ein wenig hier bleiben durfte.
Helenes umziehen dauerte dann doch etwas länger und sie musste dann doch nochmal duschen gehen, da etwas in ihren Haaren an den Spitzen war.
Doch das es etwas länger dauert ließ sie schmunzeln. Als Helene in Wohnzimmer kam, sah sie Florian und Ben zusammen an der PlayStation.
„Na Jungs... Ihr kommt klar wie ich sehe.".
„Ja. Oh es ist auch schon spät. Ich sollte dann langsam auch gehen.", erschrak Ben sich und wollte nicht länger zur Last fallen.
Verwundert über seinen plötzlichen Aufbruch sah Florian zu Helene und bat sie um Hilfe.
Doch so schlagfertig wie Helene war, fiel ihr auch diesmal wieder etwas ein.
„Du musst nicht gehen! Ich hab mir das mal so durch den Kopf gehen lassen eben. Ich finde bevor wir hier ewig umher hoffen und spekulieren, sollten wir einfach einen Test machen! So ersparen wir uns gegenseitig unnötige Hoffnungen.", erklärte Helene.
„Wenn meine Frau duschen geht, kommen die Ideen.", kicherte der Moderator.
„Ihr seid verheiratet?" - „Noch nicht!", grinste Florian.
„Und bis dato würde ich es gut finden, wenn Ben hier bleibt! Egal wie es ausfällt." - „Und was ist wenn er es nicht ist?", hakte Florian nach.
„Dann finden wir auch eine Lösung. Aber wir können einen sechzehn jährigen nicht auf die Straße setzen Florian!", meinte Helene entschlossen.
„Gut.", widersprach Florian erst gar nicht und sah Ben an.
„Aber nur wenn  das für Euch in Ordnung ist. Ich möchte niemanden zur Last fallen.", stotterte der Junge Mann nur.
„Ach was. Passt schon. Komm lass weiter zocken.", schlug Florian ihm Freund an die Schulter und nahm wieder platz.
„Männer.", lachte Helene und setzte sich zu ihnen während sie Max betrachtete.
Es brauchte nicht viel Überredungskunst für den Test.
Beide stimmten dem zu und dann hieß es wieder warten.
In dieser Woche verbrachten sie gemeinsam sehr viel Zeit zusammen um sich kennen zulernen.
Und es funktionierte sogar sehr gut zwischen Ben und Florian.
„Du Schatz?", hatte der Moderator sich schon den ganzen Tag Gedanken darüber gemacht.
„Was ist wenn der Test Morgen negativ ausfällt? Also wenn Ben doch nicht mein Sohn ist?".
Nähe suchend rutschte der Moderator dichter an seine Freundin an diesem Abend. Zusammen sahen sie sich einen Film an und nutzten die Zweisamkeit zueinander. Doch war das Paar bis jetzt noch immer kein Stück weiter gekommen was die Intimität anging.
„Mach Dir nicht so viele Gedanken darüber. Es wird schon alles gut gehen.", zog Helene ihn dichter an sich und kraulte sanft durch sein Haar.
„Du hast ihn richtig gern." - „Quatsch. Er ist nett ja....". „Schon klar.", hauchte Helene und bemerkte wie Florian langsam seine Hand unter ihr Shirt wandern ließ.
„Flo.... nicht.", stoppte Helene ihn.
So gerne wollte die Blondine endlich wieder weiter gehen. Doch die Angst vor den seelischen Verletzungen waren immer noch sehr präsent.
„Entspann Dich doch mal Schatz. Ich liebe Dich so sehr und ....", startete Florian einen neuen Versuch.
Seine Argumente waren jedoch überzeugender im Moment als jede Gegenwehr.
„Und Ben? Wenn er was mitbekommen.".
„Wird er schon nicht.", lächelte Florian sanft und küsste Helene zärtlich dabei.

Diese Nacht konnte Ben überhaupt nicht schlafen.
Er war so aufgeregt wegen dem Ergebnis welches nun Morgen kommt.
Leise trottete er über den Flur und wollte bei Max gucken gehen.
Fast hätte er die Türen verwechselt und wäre dann bei ihnen im Schlafzimmer gelandet.
„Da gehts ja ab.", murmelte er leise vor sich hin denn ein wenig verdächtige Geräusche kamen aus der Richtung.
Dann aber stand er bei Max im Zimmer und ging vorsichtig an sein Bett.
„Na Du kleiner Champ. Kannst Du auch nicht schlafen?".
Voller Vorfreude strahlte der kleine Junge und erzählte etwas.
„Stell Dir mal vor, das steht schwarz auf weiß dann das ich dein Bruder bin.", meinte er grinsend und wippte Max in seinem Arm.
„Meinst Du der Papa hat was dagegen, wenn ich etwas spielen gehe?", guckte Ben den kleinen Jungen an.
„In Ordnung. Aber wenn er was sagt oder schimpft, sag ich Du hast mich angestiftet!".
Max lächelte bei allem was man ihm erzählte.
So nahm er den kleinen Jungen mit hinunter ins Wohnzimmer und legte ihn vorsichtig in den Stubenwagen.
Dann schaltete Ben den Fernseher und die PlayStation an und fing an dort weiter zu spielen, wo sie abends aufhörten.

Es war genau das was das junge frisch verliebte Paar brauchte.
Und vor allem Helene hatte es genossen.
Tief und fest schlief die Blondine danach in seinem Arm ein.
Wenigstens einer von ihnen konnte es.
Denn Florian bekam kein Auge zu.
Schlussendlich stand auch er auf und war erstaunt Ben im Wohnzimmer vorzufinden.
„Hey." - „Hey.".
„Du spielst? Bist Du nicht müde?" - „Ich bin so aufgeregt wegen dem Ergebnis. Und Du?".
„Ich auch...", grinste der Moderator und setzte sich neben Ben.
„Kann ich wieder mit einsteigen?" - „Klar.", reichte er ihm den Controller rüber.
Wieder saßen beide an der PlayStation und zockten kräftig. Der kleine Max schlief seelenruhig und ließ sich überhaupt nicht stören dabei.
„... Der Test! .... Soll ich dann Papa sagen zu Dir oder....", fragte Ben vorsichtig nach einer Weile. Denn diese Frage beschäftigte ihn ebenso sehr.
„Wie Du möchtest. Ich zwinge Dich dazu nichts.", blieb Florian ganz locker dabei.
Schließlich wollte er ihm keine Vorschriften machen in dieser Hinsicht. Da sie gerade auch in der kennenlernen Phase sich befanden.

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