Zeit zurück zugehen

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Es nagte ein wenig an dem frisch verliebten Paar.
„Jetzt macht Euch doch nicht verrückt, nur weil einer was anderes sagt!", meinte Peter lediglich.
Das Abendessen verlief sehr harmonisch und Helenes anfängliche Bedenken hatten sich schnell gelegt.
„Ja stimmt. Aber es ist trotzdem doof.", seufzte die junge Frau nachdem sie Max vorerst ein letztes mal ins Bett bringen konnte.
"Wir sind ja nicht wie die anderen.", meinte Helene was Peter sofort laut loslachen ließ. "Das stimmt allerdings.".
"Lass Dich nicht runterziehen.", nahm Olli seine Freundin in den Arm.
"Solange Ihr glücklich seid, ist doch alles gut. Die Leute haben immer was zu meckern.", erkannte Maria und wollte dieses ungute Gefühl ihrer Tochter nehmen.
"Ich weiß....", seufzte Helene, "Wenn wir wieder Zuhause sind dann werden die sich schon anfreunden damit. Wichtig ist doch das Maxi Olli mag.".
"Das stimmt." - "Und wenn wir zurück sind, dann sind wir endlich eine kleine Familie. Du, Max und ich. Alle glücklich unter einem Dach.".
Doch schnell griff Peter ein, bevor Helene ganz in die Lüfte ging.
"Max lebt unter unserem Dach Helene! Das wird sich auch nicht ändern. Zumindest nicht in dem nächsten halben Jahr.".
"Aber Papa! Max ist mein Junge!" - "Das kann er auch bleiben. Aber laut dem Jugendamt bleibt er bei Deiner Mutter und mir!".
Erschüttert blickte die Blondine zu Olli, der außer Trost spenden seiner Freundin auch nicht weiter helfen konnte.
"Das ist doch nur Formalie. Du kannst Max so oft sehen wie Du möchtest Helene!" - "Sehen? Ich will ihn wieder bei mir haben!", sah Helene fassungslos ihre Mutter an.
Doch war Peter konsequent bei diesem Thema und wollte auch nichts in Gefahr bringen, durch leichtfertiges handeln.
"Wir schaffen es schon Schatz. Max wird wieder bei Dir leben!", küsste Olli beruhigend seine Freundin. Auch wenn er noch nicht genau wusste wie das aussehen soll.

Bereits schon nach zwei Wochen kehrte das frisch verliebte Paar zurück nach Deutschland.
Fast zwei Wochen früher als geplant. Helene hielt diese Ungewissheit nicht länger aus ohne Max zu sein.
"Soll ich Dich Zuhause absetzen? Dann würde ich noch einiges meiner Sachen holen fahren!", fragte Olli die Blondine als sie im Auto auf der Fahrt zu Helenes Haus waren.
"Aber das schaffst Du doch heute nicht mehr!", meinte Helene denn Olli wohnte einige Autostunden entfernt und das Wetter war nicht gerade gut.
"Morgen bin ich dann zurück. Anne ist doch sicherlich daheim." - "Das ist doch nicht das selbe!".
"Dann fahren wir eben nicht die nächste Abfahrt runter, sondern direkt zu mir durch.", lenkte Olli augenblicklich ein. Doch auch das wollte Helene nicht.
"Entscheide Dich innerhalb der nächsten fünf Kilometer einfach.", murmelte Olli und war zeitweise schon fernerer von der Sprunghaftigkeit seiner Freundin.
Langsam lernten sie sich intensiver kennen.
"Oder Du lässt mich bei meinen Eltern raus. Dann bleib ich da bis Morgen.".
"Du weißt, das du offiziell Max nicht sehen darfst! Halte Dich einfach daran. Das mit dem Wochenende war eine Ausnahme!", erklärte Olli und nahm Helene damit sofort wieder jede Hoffnung weg.
"Darf ich überhaupt nochmal etwas selbst entscheiden oder wird mir nur noch alles vorgeschrieben?" - "Es ist nun mal so Helene! Das Amt hat Dich jetzt im Blick und vergiss nicht deinen Ex, der die Scheiße Dir mit eingebrockt hat!".
"Ach man, das ist doch alles Kacke. Immer hab ich nur Scheiße an der Backe!", knurrte die Blondine schmollend und drückte sich genervt in den Sitz zurück.
"Lässt Du das mal mit der Fäkalsprache? Das steht Dir nicht.", meinte Olli und das auch eher im Spaß und da kam schon die Ausfahrt in wenigen Metern.
"Was ist nun abbiegen oder weiter?", fragte er in der Hoffnung das Helene sich entschieden hatte.
"Abbiegen!".
"Gut. Dann also nach Hause!".
Entschlossen setzte Olli dann den Blinker und ordnete sich ein.
"Wie nach Hause? Ach, dann bieg nicht ab!".
"Helene!", zischte er leicht genervt. Seit den letzten Tagen war die Blondine sprunghafter denn je und ziemlich schnell reizbar, als wie erste kannte.
"Man! Dein hin und her ist echt anstrengend!" - "Wieso hin und her? Ja dann bieg halt nicht ab!".

Angekommen dann doch daheim, stieg Helene aus und stand unsicher vor ihrem Haus.
Was sie wohl erwarten wird dachte sich die Blondine und kramte nach ihrem Schlüssel dabei.
Während Olli das Gepäck aus dem Wagen holte, war Helene schon gut in Beobachtung einiger Anwohner.
Doch schüttelte die Blondine das ab und schloss nun die Haustür auf.
Es war mucksmäuschenstill und schien sehr unbewohnt aus.
"Anne?".
Doch es kam keine Antwort.
Lediglich ein Brief fand Helene auf dem Tisch vor der von Anne war.
- Hallo Helene.
Ich bin erstmal ausgezogen! Dir und Olli wünsche ich alles Gute. Aber ich muss mein Leben erstmal selbst wiederum die richtige Bahn lenken. Vorerst bin ich mit nach Hamburg zu Chris gegangen. Lg Anne.-.
Der Brief las sich trocken, stumpf und kühl für Helene.
War Anne nicht mehr ihre Freundin, wie einst bevor das alles geschah?
Nur dunkel hatte die Blondine noch Erinnerungen an die Zeit ihres Absturzes und die waren nicht wirklich die schönsten. Mehr gemein anstatt freundlich ging die Blondine in der Zeit mit Anne um und brachte sie ganz schön an ihre Grenzen.
"Schau mal.", gab Helene Olli den Brief und sah sich weiter um.
"Wunderts Dich? Du warst sehr unfair. Anne wollte nur Dein bestes und nicht getreten werden.", erklärte Olli es ihr.
Auch bei näherem betrachten würde Helene schnell klar, das sie hier wohl ganz allein sein wird. So gut wie alle hatten sich von der Blondine abgewandt und selbst die Nachbarn sahen sie böse an.
Briefe vom Jugendamt lagen im Briefkasten. Alle mit Terminen für die junge Frau.
Termine von denen Helene nichts wusste und diese dementsprechend nicht wahrnehmen könnte.
So rief sie schnell unter der angegebenen Nummer an. Zu. Glück war noch jemand im Büro. So erklärte Helene ihre Abwesenheit und sollte dementsprechend rede und Antwort stehen.
".... Warum war es Ihnen denn nicht möglich? Es geht um Ihren Sohn!" - "Ja. Aber...".
"Wir haben deswegen entschieden, das Ihr Besuchsrecht vorerst erloschen ist und sie Maximilian bis zu einer erneuten Anhörung nicht aufsuchen dürfen!", erklärte die Dame vom Jugendamt und konnte Helene noch keinen Termin für eine neue Anhörung geben. Doch in absehbarer Zeit wird dies nicht geschehen.

Was am seltsamsten daran war, dies Briefe lagen alleine im Briefkasten und der Rest der Post im Haus auf dem Tisch.
Maria kümmerte sich um die Post ihrer Tochter. Doch absichtlich hätte sie niemals Post zurück gehalten.
"Vergleiche mal die Daten der Erstellung!", schlug Olli vor.
Relativ schnell wurde es um so merkwürdiger.
"Was soll das bitte? Diese hier hätte Mama doch gesehen und geöffnet!".
Olli hatte langsam so eine Ahnung. Helene sollte absichtlich nichts von diesen Briefen wissen. Anders konnte er es sich nicht erklären.
"Du musst jetzt einen Anwalt endlich einschalten Helene! Alleine schaffst Du es nicht. Da spielt Dir jemand übel mit!" - "Wer denn bitte?".
"Florian?!".
Doch das war absurd meinte die Blondine. Warum sollte Florian Max dadurch noch mehr Schaden zufügen, als wie es jetzt schon ist.
"Das wäre aber eine logische Schlussfolgerung!" - "Das glaube ich nicht. Florian ist nicht so ein Arsch! Es war zwar nicht alles toll in der letzten Zeit zwischen uns, doch das glaube ich nicht. Da muss jemand anderes hinter stecken.".
Doch wer sollte das sein?
"Anne? Schau mal, sie wollte eine Beziehung mit Dir und wie kam alles dann? Sie hätte auch ein Motiv!" - "Das glaub ich nicht! Nicht von Anne.", schloss Helene auch das aus.
"Deine Eltern? Dein Vater war doch so genau wegen den Auflagen!" - "Spinnst Du? Das glaube ich am allerwenigsten!".
Punkt für Punkt gingen sie alle möglichen Personen durch und drehten sich im Kreis.
"Und was ist mit diesem Paul? Er ist doch wieder frei und drehte das mit den Drogen bei Dir!" - "Hm.".
„Ich möchte es wissen! Kannst Du mit mir dahin fahren?" - Wohin?".
„Zu Florian! Ich will nun endlich wissen, was hier los ist und warum er das macht.", erklärte Helene und war entschlossen.
Mit allem rechnete Olli, nur damit nicht.  Dementsprechend war sein Blick auch.
„Alles zu seiner Zeit Maus. Wir sollten auch Uwe mit ins Boot holen!" - „Och nee! Uwe redet mir nur wieder alles madig.", sah Begeisterung bei Helene anders aus.
Doch versprach sie Olli auch, mehr auf ihn zu hören.
„Wenn Du mit deinen Eltern reden möchtest, gerne. Aber dann sollten wir einen Schritt nach dem anderen angehen. Und der erste Schritt ist: Ich lass Dich hier nicht alleine!".
Helene legte die Stirn in Falten.
„Ich soll also umpacken?" - „Ja. Ich habe einfach ein ungutes Gefühl. Schon alleine wegen diesem Paul, der hier rum streifen könnte.".
Helene widersprach dem Bodyguard erst gar nicht. Im Endeffekt setzt Olli sein Vorhaben sowieso durch.
Während die Blondine ihren Koffer umpackte, polterte es im Haus. Immer und immer wieder.
„Olli? .... Was machst Du da denn?", hakte Helene nach.
Doch war der Bodyguard gerade nochmal draußen am Auto. Was Helene kurz darauf auch sah.
Erinnerungen kamen sofort auf.
Denn bevor Helene mit Paul damals zusammen kam, spielten sich ähnliche Szenarien in ihrem Haus ab und ließen die Blondine vor Angst erstarren.

Der Bodyguard konnte keine fremden Personen im Haus feststellen.
Genau sah er sich um und es machte auch nicht den Anschein, das hier zu sein schien.
"Aber ich bilde mir das doch nicht ein!" - "Hier ist aber niemand.", erklärte Olli es Helene.
Es fühlte sich an wie ein Déjà-vu.
Schon einmal war es so und immer sollte nichts gewesen sein.
"Nimm einfach Deine Sachen jetzt und lass uns los!", drängte Olli sie.
Nur unfreiwillig gab die Blondine nach. Nahm ihre Sachen und brachte diese mit zum Auto.
Schlussendlich stieg sie unwissend ins Auto.
"Vielleicht verkaufst Du das Haus Helene! Ich meine wenn es darin Deiner Meinung nach spukt, was willst du denn da noch?" - "Olli, ich bilde mir das doch nicht ein! Da ist jemand. Und das Signum, wenn ich alleine bin! Ich bin doch nicht paranoid.".
Die Blondine fühlte sich doch ein wenig auf den Schlips getreten, da niemandigr diesbezüglich glauben schenken wollte.
"Wo geht es nun überhaupt hin?".
"Wir fahren zu mir und morgen zu Uwe!" - "Aber ich wollte zu meinen Eltern!", bestand Helene darauf und Olli hielt nach langer Diskussion schließlich dort.
Da Maria nicht da war sondern mit ihren Mädels zum Squash spielen war, öffnete Peter die Tür. Schnell trat er davor und schloss diese hinter sich.
Akribisch hielt er sich schlichtweg an die Auflagen vom Amt und ließ keinen Kontakt mit Max zu.
"Das ist doch lächerlich.", schüttelte Olli nur den Kopf.
"Es ist nicht lächerlich! Du hast sämtliche Termine sausen lassen und somit sogar Das Besuchsrecht verloren auf unbestimmte Zeit. Ich halte mich lediglich daran!" - "Papa bitte!".
"Nein, tut mir leid.", blieb er bei seinem Standpunkt.

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