Ally

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"Helene! He-le-ne!", versuchte Olli ihren Namen Max beibringen.
"Helele.", antwortete Max.
Mit manchen Namen hatte der kleine Junge mit seinen fast vier Jahren seine Probleme.
Ohne Punkt und Komma plapperte er oft einfach drauf los.
"Naja, hört sich schon annähernd danach an. Und ich heiße Olli!" - "Hihi... Oddi.", klatschte Max freudig in die Hände.
Max gefiel es und vielleicht wollte er den Bodyguard auch so nennen.
"Oh Maxi....", lachte Olli und nahm den kleinen Jungen an seine Hand.
Zusammen gingen sie zu Helene, die immer noch im Wohnzimmer ihren Fuß kühlte.
"Mami aua...", lief er zu Helene und wollte auf ihren Schoß.
"Ich glaube er hat Dich ganz gut akzeptiert Oddi.", lächelte Helene und wuselte Max dabei durchs Haar, "Normalerweise ist er anderen gegenüber anders und zurückhaltend.",
"Tja...", hob Olli lässig seine Schultern, "Ich hab's halt voll drauf.".
Sorgsam begutachtete er Helenes Fuß der immer weiter angeschwollen war. Tief blau hatte er sich verfärbt. Anfassen durfte man diesen auch nicht, denn Helene schrie sofort auf.
"Ihr solltet ins Krankenhaus! Und zwar augenblicklich.", kam Maria mit einem neuen Kühlakku aus der Küche.
"Ach was Mama. Das ist Morgen alles schon wieder besser.", meinte Helene gefolgt von einem lauten Aufschrei.
"Nachher ist er noch gebrochen oder ein Bänderriss.", meinte Maria besorgt.
"Schluss jetzt! Wir fahren!", entschied Olli und hob Helene vom Sofa hoch.
In Windeseile trug er seine Freundin zum Auto.
"Tschüss Mami und Oddi.", stand Max mit Maria in der Tür.
Der kleine Junge wunk dabei dem fahrenden Auto nach und ging dann mit Maria zurück ins Haus.

"...Du sag mal! War da nicht was mit Deinem Führerschein?", hakte Helene während der Fahrt zum Krankenhaus nach.
"Joa.... Hey komm, das ist ein Notfall.", erklärte Olli sich was Helene nur die Augen rollen ließ.
"Ein Taxi hätte es auch getan! Hoffentlich passiert nur nichts.".
Die Blondine war nur wenig begeistert, das Olli dies tat. Brachte er sich dadurch in noch mehr Schwierigkeiten.
"Da passiert schon nichts Schatz.", klang der Bodyguard überzeugend.
Dann kamen sie auch im Krankenhaus an, wo sie direkt am Eingang ein kleines Mädchen sitzen sahen.
Niemand der raus und rein ging, nahm Notiz davon. Und auch Olli setzte Helene in der Notaufnahme erstmal auf einen Stuhl ab.
"Die Kleine ist ja niedlich.", stieß die Blondine ihn an und deutete zum Eingang.
Es verging eine ganze Weile bis die Blondine endlich ran kam und noch hatte sie zwei vor sich.
Helene wollte unbedingt mal zu dem kleinen Mädchen, doch konnte sie überhaupt nicht mehr auftreten.
"Schatz... Hol mir mal den Rolli da her!", flüsterte sie.
"Was? Wozu?".
"Tus einfach!".
Olli hatte nicht die geringste Ahnung was Helene vor hatte, doch tat er es einfach.
Dann half er Helene beim umsetzen und verstand endlich endlich warum sie das wollte.
"Pass Du auf, bis ich dran bin!", bat Helene ihren Freund und fuhr in den Eingangsbereich.
"Hallo kleine Maus.", sprach Helene freundlich das kleine Mädchen an, "Was machst Du denn hier so ganz alleine?".
"Auf Mama warten.", piepste sie und hatte einen Brief in ihrem kleinen Jäckchen.
Vorsichtig entwendete Helene diesen und sah in den Umschlag.
Ein kleiner Zettel war im inneren.
- Ich heiße Ally und bin vier Jahre. Bitte geb mir ein Zuhause.-.
"Was?", schluckte Helene kräftig als sie das las und sah das kleine Mädchen an.
Sie war dementsprechend in Max alter. Mit blonden lockigen Haaren. Etwas herunter gekommene Kleidung. Wahrscheinlich war sie hier schon länger, dachte Helene sich.
"Hallo Ally. Ich heiße Helene. Möchtest Du auch einen Schokoriegel?", suchte die Blondine das Gespräch zu dem kleinen Mädchen mit den großen blauen Kulleraugen.
Ally nickte schüchtern.
"Dann komm! Wir holen uns einen.", lächelte Helene und fuhr zu Olli.
"Haste mal nen Euro?", tippte Helene ihn erwartungsvoll an.
Prompt musste der Bodyguard los lachen als er das hörte und seine Freundin dabei ansah.
"Die große Helene Fischer... Soweit ist es mit ihr gekommen. Jetzt bettelt sie schon um einen Euro.", prusterte er lachend los.

"..... Also die gute Nachricht ist. Es ist nichts gebrochen!", erklärte der Arzt nach einer langen Untersuchung.
"Na da bin ich ja froh.".
"Sie haben einen Außenbandriss.".
Diese Diagnose schlug wie eine Bombe bei der Blondine ein.
".... Und das heißt jetzt für mich?".
Sofort hatte Helene Angst das sie deswegen nie wieder auf die Bühne gehen könnte.
"Das heißt, das Sie sich und ihren Fuß schonen müssen!", dabei legte der Arzt eine Knöchelschiene an ihren Fuß, "Und mindestens sechs Wochen dürfen Sie den Fuß nicht belasten!".
"Sechs Wochen?" - "Ja.".
Helene war am Boden zerstört. Wie sollte sie denn jetzt nur alles Zuhause schaffen? Max zurück gewinnen, wenn sie noch nicht mal etwas tun konnte?
Helene war den Tränen nah und dann wollte sie trotzdem wieder auf die Bühne. In ein paar Jahren.
Mit Schmerzmitteln und einem Arztbrief begab sich das Paar dann aus dem Krankenhaus.
Die kleine Ally saß wieder vor dem Krankenhaus und wunk Helene noch einmal zu.
"Schatz warte.... Wir müssen die Kleine mitnehmen!" - "Was? Spinnst Du?".
Nachdem er Helene auf dem Beifahrersitz abgesetzt hatte, erklärte sie ihm alles und hatte sich komplett in das kleine Mädchen verliebt.
"Dann rufen wir die Polizei! Einfach so können wir sie nicht mitnehmen!", entschied der Bodyguard und wählte die Nummer.
"Aber die stecken sie sofort in ein Heim!" - "Na glaubst Du sie geben Sie Dir? Du musst ja schon nach nem Euro betteln.", kicherte Olli.
Schnell war die Polizei auch vor Ort.
Helene machte ihre Angaben dazu und Ally sagte immer wieder, das sie auf Mama wartet.
"Wir nehmen sie auch erstmal mit zu uns!", meinte Helene und erhielt einen Seitenhieb von ihrem Freund.
Der Beamte telefonierte derweil und versuchte mit dem Jugendamt zu sprechen.
"Bist Du irre? Die haben Dir Max noch nicht mal zurück gesprochen! Dann werden sie das auch nicht zulassen! Und überleg doch mal, Du kennst das Mädchen gar nicht!".
Olli war konsequent dagegen. Helene sollte sich in seinen Augen erstmal um ihre aktuellen Baustellen kümmern.
Nach weiteren Minuten des wartens verblieb der Beamte dann mit einem Vorschlag.
"Heute kann niemand mehr das Mädchen aufnehmen, da sie komplett ausgelastet sind. Wir sind jetzt so verblieben, das Ally bei Ihnen bis Morgen bleiben kann und eine Mitarbeiterin des Jugendamtes sie dann abholt.....", erklärte dieser. Denn auf der Straße konnte das Mädchen nicht bleiben.
Olli knurrte leise bei dem Vorschlag und sah Helene mahnend an.
"Es wäre eine gute Bewährungsprobe bezüglich Ihres Sohnes, was sehr gut läuft.", erklärte der Beamte mit einem zwinkern und schrieb etwas in seinen Notizblock.
"Hast Du gehört Schatz!?", war Helene euphorisch und stolz darauf das ihre Eltern positive Resonanzen gaben.
"Aber Morgen übergibst Du sie dem Amt! Ohne rum geheule!", sah der Bodyguard das Unheil schon kommen.
"Ja. Versprochen.".

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