Wie ein spaziergang durch den Wald

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Valentina

Ich habe die Orientierung verloren. Ohne einen Zauberspruch würde ich den Weg nach Hause niemals finden. Alles sieht einfach gleich aus. Bäume, Bäume und überall Bäume. Mittlerweile hinterfrage ich meinen Entschluss, mich alleine auf den Weg gemacht zu haben.

Meine Taschenlampe spendet nicht mehr so viel licht wie zu beginn, da meine Batterie fast aufgebraucht ist aber das ist nicht so schlimm, denn die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich ihre Wege durch den Wald.

Einzelne Vögel zwitschern ihre Melodien, währenddessen ich genießerisch die Luft des Waldes einatme. Es ist unglaublich Friedlich hier. Friedlich und Ruhig. Ich kann mir gut vorstellen hier einfach alle Verpflichtungen und Probleme zu vergessen. Wie eine Oase in der man Abschalten kann. Wann hab ich mich das letzte Mal so entspannt gefühlt? Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern. Meine Angst davor, mich einfach nicht zu spezialisieren hat mich davon abgehalten und dann auch noch die begleitende Angst von den Wölfen hat es schier unmöglich gemacht, mich friedlich und tiefenentspannt zu fühlen.

Gerade als ich mich frage wie lange meine Suche nach Viktoria wohl gehen wird, spüre ich etwas. Was es ist, kann ich nicht genau beschreiben, aber eine Gänsehaut überzieht meine Haut und das Gefühl in Gefahr zu sein, überkommt mich. Sämtliche Alarmglocken melden sich gerade, als ich in der Ferne etwas sehe, dass in keiner Art und Weise in die Idylle des Waldes passt. Eine Kleine Lichtung tut sich vor mir auf und dort sehe ich es. Eine blaue Strickjacke liegt auf den Boden. Mein Blick huscht von der Jacke, zu meiner Phiole, welche immer noch auf meiner ausgestreckten Hand, wie eine Kompassnadel liegt. Sie zeigt auf die Stickjacke. Viktoria hat die Blockade für kurze Zeit aufgehoben, und eines ist klar, die Blockade war sicher nicht auf dieser Lichtung gewesen. Das ist eine Falle! Ich wurde absichtlich hier her gelockt.

Ohne länger darüber nachzudenken verstecke ich mich tiefer zwischen die Bäume. Ich muss den Rücktritt antreten, und zwar schnell. Wenn ich glück habe, haben sie mich noch nicht gewittert. Denn die einzigen, die einen Vorteil daraus ziehen eine Hexe hier her zu bringen, sind Wölfe. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in der Nähe auf mich warten.

So leise wie möglich schleiche ich rückwärts zurück. Den Blick immer noch auf die blaue Jacke und ihre Umgebung gerichtet.

Und dann passiert es. Gerade, als ich mich umdrehen will und so schnell und leise wie möglich in die Richtung verschwinden möchte, aus der ich gekommen bin, tritt mein linker Fuß ins leere. Ich schaffe es nicht mein Gleichgewicht zu halten und schreie auf als ich den kleinen Hang hinunter stürze. Mir bleibt kurz die Luft weg, als ich mit dem Rücken auf den Boden aufkomme und verziehe vor Schmerz das Gesicht.

„Hast du das Gehört?" ertönte eine Stimme in meiner Nähe.

„Ja!. Es kam aus dieser Richtung." Kam es von einer zweiten.

„Das ist bestimmt eine der Hexen." Erkling wieder eine andere gehässig.

Scheiße. Scheiße. Scheiße! Fluche ich und versuche mich aufzurappeln. Schritte ertönen, gefolgt von Gemurmel. Mein Herz rast. Was mach ich jetzt? Angst, blanke angst überkommt mich. Wenn sie mich finden, dann... Sie werden mich Töten, weil ich eine Hexe bin. Meine Angst verstärkt sich, wenn das möglich ist, nur noch mehr. Ich versuche mich aufzurappeln, doch ein schmerz der durch mein Bein fährt, lässt mich wieder auf den Boden fallen. Habe ich mir bei den Sturz womöglich etwas verstaucht?

Die Schritte kommen näher. Was mach ich jetzt nur?

Ein Mensch hätte ich sein müssen. Das hatte Viktoria zu mir in meinem Traum gesagt. Ein Mensch. Das ist es!

Ich fange an Symbole auf meinen rechten Unterarm mit meinen Fingern zu zeichnen. Wenn mich die Wölfe als Hexe identifizieren, dann werden ich den Wald nicht lebend verlassen und wenn doch, dann wäre es besser gleich hier mein Ende zu finden.

Als Mensch hingegen, besteht die Chance, dass sie mir keine weitere Beachtung schenken. Also Kapsel ich meine Magie von mir ab. Zumindest vorerst. 

Denn ohne diese, bin ich nur eine Mensch. Gerade, als ich mit den Symbolen fertig bin und meine Magie schwinden spüre, sehe ich sie. Vier Männer. Sie sind groß und ihre Aura strahlt Macht aus.

Einer schaut mich an, als wäre ich sein Frühstück. Ich schlucke. Abgekapselt, von meiner Magie, habe ich mir jede Möglichkeit der Verteidigung genommen, mit denen ich ihnen überlegt sein könnte. Doch gegen vier Wölfe hätte ich sowieso keine Chance gehabt. Also ist ein Mensch zu sein, meine beste Chance zu Überleben. Fast fünf fuß von mir entfernt sagt einer. „Na, wen haben wir denn da schönes?"

Vollmond - Wenn die Magie erwacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt