EliotHeute Nacht wälze ich mich unruhig von einer Seite des Bettes auf die andere Seite. Ich weiß nicht wie lange ich wach in meinem Bett liege, aber es kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Frustriert davon nicht einschlafen zu können stehe ich auf. Ich bin unruhig, viel zu unruhig. Nachdem ich Charlotte gefunden habe, dachte ich, dass mit ihrem Auftauchen meine Unruhe verschwinden würde. Für einen kurzen Zeitraum war dem auch so, allerdings hat die Unruhe wieder begonnen, kaum lag ich im Bett. Ich tigere in meinem Zimmer auf und ab. Liegt es daran das ich zu weit getrennt von ihr bin? Vielleicht soll ich ihr, jetzt da ich sie gefunden habe, so nah wie möglich sein?
Mit dem Entschluss heute Nacht in der Nähe von Charlotte zu nächtigen, verlasse ich mein Schlafzimmer und mache mich Richtung Stall auf. Das Pferd, welches ich zuvor schon geritten bin, als ich dem Dorf einen Besuch abstatten wollte, steht wieder brav in seiner Box. Ich bürste es kurz um die Sattellage sauber zu haben, danach sattelte und trenzte ich das Pferd. Als das Pferd fertig ist, schwing ich mich in den Sattel und reite auf das Stadttor zu. Da es bereits tiefste Nacht ist, befindet sich die Stadt in relativer Dunkelheit. Vereinzelte brennt in manchen Häusern noch das Licht und man kann Stimmen hören, aber die Straßen sind Menschenleer. Unwillkürlich frag ich mich, ob Charlotte wohl lieber in der Stadt leben möchte, oder lieber mit meinem Bruder und seiner Frau im Schloss. Beides hat seinen Reiz. Das Schloss ist groß genug, dass wir Julian und Rebeca aus dem Weg gehen können, wenn wir unsere Privatsphäre haben möchten, aber dennoch hätten wir die Möglichkeit gemeinsam Zeit zu verbringen. Ein eigenes Haus in der Stadt hingegen würde uns ein Komplett eigenes Reich ermöglichen, was sobald Rebeca entbindet, vielleicht sogar die Attraktivere Wahlmöglichkeit wäre.
Nachdem ich das Stadttor passiere treibe ich mein Pferd zum Galopp an. Die Strecke ist angenehm. Niemand ist unterwegs und dank dem zunehmenden Mond und den Sternklaren Himmel, habe ich genug Licht um selbst mitten in der Nacht gut sehen zu können.
Ich erreiche das Dorf und ihr Duft steigt mir in die Nase. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie befindet sich ganz in meiner Nähe. Allerdings kann das nicht sein, da sich Avas Haus eher mittig des Dorfes befindet und ich mich gerade am Rand des Dorfes befinde. Langsam steige ich von meinem Pferd ab und befestige es an einem Zaun. Bevor ich meine Stute verlasse, tätschle ich ihren Hals und reiche ihr eine Möhre, dann betrete ich das Dorf. Es dauert ein bisschen bis ich Avas Haus finde, da ich mich in dem Dorf nicht gut auskenne. Vom weiten sehe ich ein Offenes Fenster. So warm ist es eigentlich nicht, dass man das Fenster in der Nacht offen lassen muss. Aber vielleicht legt Ava, auf Grund ihrer Kräuter und Heilsalben, sehr viel Wert auf sehr viel frische Luft. Gerade möchte ich mich nach einem geeigneten Schlafplatz für die Nacht umschauen, da stolpere ich über einen Sack. Dank meiner schnellen Reflexe vermiete ich eine nähere Konfrontation mit dem Boden. Ich frage mich gerade, weshalb mitten auf dem Weg ein voller Sack liegt, als mir bewusst wird das es sich am Boden nicht um einen Sack handelt, sondern um einen Menschen. Bei genauerem Betrachten ist es kein gewöhnlicher Mensch. Es handelt sich um einen Wächter. Vorsichtig Rüttle ich an seiner Schulter. „Hallo? Alles ok bei dir?" zur Antwort bekomme ich lediglich ein Brummeln. Er schläft und das mitten auf dem Weg. Ein bisschen weiter von ihm entfernt tun dies auch seine zwei Kameraden. Das ist doch nicht normal! Noch während ich mir einen Reim daraus machen möchte, ertönt in meinem Kopf eine mir bekannte Stimme: „Eliot wo bist du?"
Wenn wir Werwölfe in einem nicht zu weiten Radius voneinander entfernt sind, können wir einander, so fern wir Blutsverband sind, eine gute Freundschaft oder ähnliches haben durch Gedankenübertragung miteinander in Kontakt treten. Dies hat Julian eben getan. „Ich stehe vor Avas Haus." Mein Bruder würde mich nicht auf diesen Weg Kontaktern, wenn nicht etwas wichtiges vorgefallen wäre. Gedankenübertragung ist etwas, das wir Werwölfe nur nutzen wenn wir gemeinsam auf die Jagd gehen oder uns auf Grund der Wolfgestalt keine andere Wahl übrig bleibt. In Menschlicher Form nutzen wird diese Form der Kommunikation nur wenn es nicht anders geht. Nur die Gedankenübertragung mit unseren Gefährtinnen gehört einer Aufnahme an. Durch die Verbindung mit ihnen, verschmelzen die Gedanken und Gefühle der beiden miteinander, so das keine Geheinisse voneinander verborgen bleiben können. Das wir uns also nur mit Anderen Werwölfen per Telepathie unterhalten, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, hat somit den einfachen Grund, dass wir unsere Gefährtinnen davor schützen wollen, versehentlich IHRE Gedanken und Gefühle mit den andern Werwölfen zu teilen. „Eine Hexe wurde im Wald registriert. Ihre Magie hat sie verraten." Eine Hexe? In unserem Wald? „Ist sie schon gefangen geworden?" frage ich. „Nein. Vielleicht ist sie mittlerweile in Avas Dorf? Wenn du etwas merkwürdiges Findest, sag mir so schnell wie möglich Bescheid. Wir müssen sie so schnell wie möglich finden!" Dann bricht er die Gedankenübertragung ab.
Ich betrachte die am Boden schlafenden Wächter und dann dämmerte es mir. Das Offene Fenster von Avas Haus. Charlotte! Ich stürme auf Avas Haus zu und Klopfe lautstark an der Tür. Ein wunder, dass sie nicht aus den Angeln fällt, so energisch wie ich auf die Tür eintrommle. Als sich die Türe öffnet, blickt mir eine verschlafene Ava im Morgenmantel entgegen. „Ist alles Ok?" Fragt sie Schlaftrunken. „Wo ist Charlotte?" Sichtlich irritiert von meiner Frage, macht sie einen Schritt zurück und deutet auf die Treppe. „die zweite Tür links."
Schnell laufe ich an ihr vorbei und stoße die besagte Tür auf, nur um das vor zu finden, was ich bereits angenommen habe. Ein Leeres Zimmer.
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Vollmond - Wenn die Magie erwacht
WerewolfIch renne. Der Boden ist Schneebedeckt und meine Schritte sind laut und deutlich zu hören. Es ist dunkel und der fallende Schnee trübt meine Sicht umso mehr. „Meide den Wald!" haben sie immer gesagt. „Sobald du ihn betrittst bete darum das sie di...