Endlich habe ich sie gefunden

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Eliot

Dem Wunsch meiner Schwägerin folgend, entschließe ich mich die Dörfer aufzusuchen. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal in einem der Dörfer war. Es ist für Werwölfe unüblich viel Zeit in den Dörfern zu verbringen.

Es ist das Heim der Menschen, in dem sie mit ihresgleichen verkehren können und sich keine Gedanken um die Präsenz anderer Spezies machen zu müssen.

Dennoch sollten wir Werwölfe den Menschen ab und an einen Besuch abstatten zum einen, um ihnen das Gefühl der Sicherheit zu geben, denn das tun wir.

Wir beschützen die Dörfer. Zum anderen werden dort unsere Gefährtinnen geboren. Es gibt keine Weiblichen Werwölfe mehr, seit dem Fluch der Hexen. Ihr Ziel war es uns zu schwächen, unsere Art zum Aussterben zu zwingen, doch dies gelang ihnen nicht. Flüche sind ein Zweischneidiges Schwert. Durch das Fehlen der Weiblichen Seite unserer Spezies, gab uns die Natur ein anderes Geschenk. Jeder Wolf fing an sich irgendwann in seinem Leben auf eine Menschenfrau zu prägen. Sie ist die perfekte Partnerin. Das perfekte Gegenstück zu dem Werwolf. Die Gefährtin. Und eben diese wird in den verschiedenen Dörfern geboren. Deshalb beschützen wir sie, da sie unseren Frauen das Leben schenkten.


Die Entscheidung welches Dorf ich mir heute näher begutachte fällt mir leicht. Ich nehme das Dorf, welches der Stadt am nächsten ist. Ich war kurz davor mich in meiner Wolfsgestalt zu verwandelt, um mich in dieser auf den Weg zu machen, da wurde mir bewusst, dass es für die Dorfbewohner sehr befremdlich werden müsste, wenn ein Nackter Adonis durch ihre Straßen stolziert. Kleidung waren in Wolfgestalt so eine Sache. Wölfe trugen nämlich keine, also Sattelte ich eines der Pferde meines Bruders, einen Fuchs, und mach mich mit ihm auf den Weg.

Während ich auf das Dorf zu reite, spüre ich wie sich meine Rastlosigkeit verstärkt. Was ist nur los mit mir? Sollte ich vielleicht lieber wieder umkehren und mich ausruhen? Ich schüttelt den Gedanken von mir. Ich besuche jetzt das Dorf und basta! Der ritt verlief ereignislos. Irgendwann schwallte sogar das Gefühl meiner Rastlosigkeit immer weiter ab, bis ich es kaum noch wahrnahm.

Das Dorf tat sich vor mir auf, und einer Eingebung folgend reite ich nicht ins Zentrum des Dorfes, sondern daran vorbei zu den Gräsern und weiden.  Ich stieg von meiner Stute und flüsterte ihr zu, dass sie hier in Ruhe grasen solle, während ich mich umschaue. Ich befinde mich zwar bei einem der Dörfer, allerdings außerhalb des Dorfes. Dort höre ich andere Pferde Wiehern und im nächsten Moment umspielt mich ein lieblicher Duft. Ich Atme tief ein, um den Duft in mir aufzunehmen. Es ist ein Süßer, leicht verspielter Blumiger Duft. Ich habe bisher nichts vergleichbares gerochen. Genießerisch schließe ich meine Augen.

Ich laufe noch eine Weile in die Richtung, aus der ich den Duft vermute, dann höre ich Frauenstimmen. Und da sehe ich sie, nicht weit entfernt von mir sitzen zwei junge Frauen auf der Wiese. Die einer der Beiden hat lange braune lockige Haare, Ihr hellblaues Kleid schmeichelt ihrer Figur und sie scheint der anderen Frau etwas zu erzählen. Ich weiß instinktiv, das von ihrer Begleitung dieser betörender Duft ausgeht. Sie ist Zierlich und hat lange weißblonde Haare. Ihr dunkelgrünes Kleid, betont ihr helles Haar nur um so mehr. Sie erwidert etwas zu dem, was die Brünette ihr gerade erzählt hat. Beide wirken entspannt, obwohl von der Blondine, ein Gefühl zur mir herüber weht, als würde ihr irgendetwas fehlen. Ich wüsste zu gerne was es ist.

Von meinem Fleck, weit ab von den Frauen beobachte ich wie ein Mann aus dem Dorf zu den Frauen gerannt kommt. Er bleibt vor den Frauen stehen und sagt etwas zu ihnen. Was auch immer er zu ihnen gesagt hat, lässt die Blondine verkrampfen. Ich konzentriere mich auf den Mann. Es dauert einen kurzen Moment und die Worte dringen an mein Ohr.

„Sie warten vor Avas Haus auf dich. Ich soll dich zu ihnen bringen." Das ist die Stimme des Mannes.

„Ich werde also nach Nuyu fahren?" Es ist die Stimme der Blonden.

„Ja. Sie bringen dich zu Julian."

Julian? Sie wird zu meinen Bruder gebracht? Warum denn das? Meine Gedanken überschlagen sich, weshalb ich den letzten Teil ihres Gespräches verpasse. Ich bekomme allerdings noch mit, wie die beiden Frauen Aufstehen und die Wiese hinter sich lassen.

Vollmond - Wenn die Magie erwacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt