Wie ich bekanntschaft mit den Biestern mache

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Valentina

„Das ist keine Hexe." Stellt einer der Wölfe trocken fest.

Nachdem sie sich vor mir aufgebaut hatten und ich sie mit vor Angst weit aufgerissenen Augen angeschaut habe, herrschte eine kurze stille. Dann sagte einer der Männer diesen Satz. Er sprach diese Tatsache aus, als hätte er mit nichts anderem gerechnet.

„Bist du dir sicher?" Fragt einer der andern.

Abrupt tritt einer, vermutlich der ältere, an mich heran, beugt sich zu mir herunter und hebt mich dann wie eine Puppe hoch. Im ersten Moment bin ich zu perplex um zu reagieren, viel zu sehr lähmt mich meine Angst. Dann ergreift mich die Panik. ER wird mit Töten! Er wird mich töten! Und wie von selbst reagiert mein Körper und Tritt und schlägt nach ihm. Aber das prallt vollkommen unberührt an ihm ab. Er ist muskulös, das spüre ich während ich nach ihm trete und schlage. Seine Augen sind von einem dunklen Braun und fixieren meinen Hals. Er will mir doch nicht das Genick brechen? „Lass mich los!" kommt es endlich aus meinem Mund. „Lass mich sofort los!" Aber das lässt ihn genauso Kalt wie meine Tritte und Schläge. In einer Seelen ruhe, legt er seine Nase auf meinen Nacken. Ich versuche ihn mit aller Kraft von mir weg zu stoßen. Vergeblich. Dann nimmt er zwei intensive Atemzüge, während ich ihn immer noch versuche von mir zu stoßen. „Lass mich los!" rufe ich erneut. Dann lässt er mich wieder ins Graß plumpsen und wendet sich an die andern. „An ihr haftet Magie, allerdings sehr wenig. Vermutlich hatte sie mit einer Hexe oder einen Zauber zu tun. Der Duft ist nur noch ganz schwach." Stellt er fest. Das waren vermutlich noch die Reste meines Zaubers. „Was machen wir mit ihr?" Fragt ihn einer der andern Wölfe. Erst jetzt fällt mir auf, das sie sich alle unglaublich ähneln, als wären sie Geschwister. Sie sind alle Blond, allerdings haben alle verschiedene Nuancen der Haarfarbe. Auch von der Körpergroße gibt es kaum merkliche Unterschiede. Selbst von der Breite, die sie vermutlich ihren Muskeln zu verdanken haben, ist der Unterschied so gering, dass es einem nur bei genauem Studium des Körpers auffällt.

„Wir nehmen sie mit, wir wissen nicht sicher, ob sie nicht doch der Zauber hier her geführt hat." „Und was ist wenn der Zauber doch noch eine Hexe her lockt und sie nur zufällig hier erschienen ist?" Fragt eine anderer. Sie haben sich von mir abgewandt und fangen eine Diskussion darüber an, wie sie jetzt am sinnvollsten mit der Situation umgehen sollen. Das ist meine Chance zur Flucht! Stelle ich fest. Langsam schiebe ich mich von ihnen weg.

Ganz langsam. Sie sind so vertieft in ihr Gespräch, das sie mich völlig vergessen haben. „Ziel war es eine Hexe her zu führen und keine Mensch."

„Wer weiß, vielleicht wurde sie aus einem Bestimmten Grund hier her geführt. Du sagtest doch, sie hat Reste von Magie an sich. Vielleicht kommen diese Reste von dem Zauberspruch."

„Oder sie hat einfach eine Magisches Artefakt bei sich gehabt und sie ist ganz zufällig hier. Wenn wir jetzt mit ihr gehen, verpassen wir vielleicht die echte Hexe."

Ich habe mich mittlerweile gut von ihnen distanziert. Wenn ich nur genug Distanz zwischen mich und den Wölfen schaffe, kann ich meine Magie wider zu mir rufen und mit ihrer so schnell wie möglich ins Dorf zurück gelangen. Ich versuche gerade aufzustehen um mich leise davon zu stehlen, als mich eine stechender Schmerz in meinem Bein aufschreien lässt. Sofort Plumpse ich zurück auf den Boden und halte mir den Knöchel. Der schrei lenkt die Wölfe wieder auf mich. Der Wolf, der eben noch an mir gerochen hat, kommt in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf mich zu, hebt mich über seine Schultern, was mir eine Quietscht laut entweichen lässt und trägt mich zu den andern zurück. „Sie kommt mit und Basta. Liam und Peter, ihr könnt hier ja noch weiter auf eine Hexe warten, wenn sie nicht schon längst die Falle gewittert hat. Vielleicht habt ihr recht, und sie ist nur zur falschen Zeit am falschen Ort aufgetaucht, aber sicher wissen wir das nicht. Deshalb bringen wir sie in unser Dorf. Der Befehl war klar: Wer auch immer in die Falle Tappt und vollkommen egal, wie unbegabt sie aussehen sollte, wird ins Dorf gebracht. Vielleicht ist sie nicht die Person, die erwartet wurde, aber das soll Er entscheiden! Josh, kommst du mit mir zurück ins Dorf oder möchtest du lieber mit deinen Brüdern hier warten?" „Ich komme mit dir mit, sie ist bestimmt nicht ohne Grund hier aufgetaucht."

„Ich möchte nicht in euer Dorf. Bitte lasst mich einfach hier." Bitte ich. Als Mensch bin ich den Wölfen doch nicht von Nutzen. Gegen sie haben Wölfe keinen Groll. Sie Leben mit ihnen, genauso wie wir Hexen, in Frieden und Harmonie. „Du hast dir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit etwas am Bein Verstaucht. Es wäre unverantwortlich dich hier mitten im Wald alleine liegen zu lassen." Seine Stimme ist sanft. Er möchte mich vermutlich beruhigen was natürlich nicht klappt. Gerade setze ich zum Gegenargument an, als ich ein Kribbeln meinem Arm Entlang spüre. Es dauert einen Moment, bis ich begreife was das bedeutet und dann überkommt mich auch schon die erwartet Müdigkeit und die einladende Schwärze.

Wenn man einen Zauber anwendet der den eigenen Körper oder etwas großes an einem Selbst verändert, kommt der Körper dieser großen Veränderung selten ohne Probleme nach. Das heißt, dass sich der Körper herunterfahren muss um mit der Veränderung umzugehen. Manchmal passiert das, sobald der Zauber ausgesprochen wurde, aber wie in meinem Fall, passiert dies auch mal Zeitverzögert.


Das erste was ich wahrnehme, als ich langsam wieder zu mir komme, ist der Geruch nach Kräutern. Blinzelnd öffne ich meine Augen und finde mich in einem schlichten Bett wieder, der Kräutergeruch Steigt mir intensiv in meine Nase und nachdem ich meinen Blick schweifen lasse erkenne ich den Grund für diesen intensiven Geruch. Ich befinde mich in einem Zimmer, in dem alles, was eine Fläche besitzt um etwas drauf zu deponieren, voll mit Kräutern, Kesseln und noch mehr Kräutern ist. „Ah, du bist wieder bei Bewusstsein." Stellt eine weibliche Stimme fest. Ich drehe meinen Kopf in ihre Richtung. Vor mir steht eine junge Frau, sie müsste in meinem Alter sein. Ihr braunes Haar, hat sie zu einem Zopf hochgebunden. Sie ist schmal, trägt ein braunes schlichtes Kleid und ihre Hände und ihr Gesicht weißt braune schirmen auf. Vermutlich ist das Erde. Sie wirkt so, als käme sie gerade aus dem Garten und hätte sich mit ihre von der Erde verschmutzen Hände einmal durch ihr Gesicht gefahren. Daher kommen vermutlich die braunen Schirmen. „Wo bin ich hier?" Frage ich. Sie schenkt mir ein lächeln und setzt dann den Korb ab, den sie bis eben noch in ihrer Hand gehalten hatte. „Du bist in meinem Heim. Josh und Leo haben dich bei mir abgegeben, weil sie vermuteten das du dir ein Bein verstaucht hast oder so. Allerdings wirkte es wohl nur schlimmer als es eigentlich war. Du hattest vermutlich eine Prellung, deshalb tat dir die Belastung weh. Vermutlich kam noch der Schock dazu und das tat sein Übriges." Sie zuckte mit den Schultern und reichte mir dann ein Glas mit Flüssigkeit. „Da ist Wasser, du hast vermutlich Durst oder?" Erst jetzt fällt mir auf, wie trocken mein Mund ist. Ich nicke. Langsam führe ich das Glas an meinen Mund und fange an zu trinken. „Ich heiße übrigens Ava" Stellt sie sich mir vor, nachdem ich ausgetrunken habe. Ich wollte ihr gerade meinen Namen nennen, halte aber dann doch inne. Was ist, wenn sie mich durch meinen Namen enttarnen könnten? Meine Mutter ist eine Hochrangige Hexe und die Wölfe wollten eine Hexe fangen. Ich beschließe meinen Namen geheim zu halten.„Charlotte" antworte ich ihr dann. Das war der erste Name, der mir in den Sinn kam. „Also Charlotte, wie geht es dir denn?" Fragt sie und lässt sich neben mir auf einen Hocker sinken. „Ich denke ganz in Ordnung. Allerdings würde ich gerne wieder zurück in mein eigenes Dorf. Versteh mich nicht falsch, hier ist es bestimmt sehr schön, aber ich möchte gerne wieder zurück zu meiner Familie." Ava nickt. Allerdings sehe ich an ihrer leicht gequälten Mimik, das mir ihre Antwort nicht gefallen wird. „Du kommst aus dem Hexen Dorf oder?" Ich nicke. „Hast du Hunger? Ich hab noch Suppe und Brot" wechselt sie dann prompt das Thema und steht wieder auf. „Ich hol dir schnell etwas." Ohne meine Antwort abzuwarten verlässt sie das Zimmer.

Vollmond - Wenn die Magie erwacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt