Kleider und ein Plan

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Valentina (Charlotte)

Während ich mit Rebecca auf ihr Ankleidezimmer zusteuere, in dem wohl eine Schneiderin bereits schon auf uns wartet, lasse ich mein gerade Erlebtes Revue passieren. Das Mädchen, welches auf dem Bett total regungslos gelegen hat war Cloé. Ich wäre beinahe zusammengebrochen so sehr hat mich das Bild von ihr geschockt. Ihre Kinnlagen blonde Haare lagen auf dem Kissen wie ein Fächer um ihr Gesicht verteilt. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Brustkorb hatte sich langsam bewegt. Sie hatten sie in einen Hexenschlaf gesetzt. Diese Tatsache war noch schockierender als Eliots Offenbarung, dass ich seine Gefährtin war. Einen Hexenschlaf kann man nur mit bestimmten Artefakten herbei führen und dies erforderte jahrelanger Übung. Wenn ich das Artefakt hätte, mit dem sie Cloé in diesen Zustand versetzt hatten, wäre es ein leichtes sie dort auch wieder heraus zu holen, allerdings habe ich diesen Gegenstand nicht. Ohne den Gegenstand würde ich Cloé zwar auch aufwecken könne, allerdings wäre ich danach nicht mehr zu einer Flucht fähig, da mich der Zauber zu sehr mitnehmen würde. Soweit ich die Priesterin richtig verstanden habe, würden sie Cloé erst nach den Festlichkeiten wecken. Bis dahin erhofften sie sich eine Möglichkeit einen stärkeren Blokadezauber zu finden, um Cloé wieder von ihrer Magie zu trennen. In dieser Zeit musste ich es schaffen an das Artefakt zu gelangen, Cloé aus den Schlaf zu holen und mit ihr und Viktoria zurück zu den Hexen zu gelangen. Wenn ich bis dahin noch nicht hinter den Zauber gekommen bin, der Viktoria von ihrer Magie trennt, würden es spätestens die Hexen in unseren Dorf schaffen diese Rätsel zu lösen. Einer der Wölfe hat das Artefakt und Eliot kennt den Wolf sehr gut. Zumindest habe ich es in dem Gespräch herausgehört, welches er mit der Priesterin und Julian geführt hatte.

Meine Gedanken waren während dem gesamten Rückweg an Viktorias Worte im Tempel hängen geblieben. Sie hatte mir geraten Eliot schöne Augen zu machen. Damals ging es darum an Informationen zu gelangen, die mit dem Zauber zu tun haben, weswegen sie von ihrer eigenen Magie abgekapselt ist. Sie hatte mir auch empfohlen mich als Mensch zu tarnen, sollten mich Werwölfe aufspüren und diese Idee hatte sich als äußerst nützlich erwiesen. Wieso also nicht einen Werwolf schöne Augen machen um an ein Artefakt zu gelangen, welches Cloé, Viktoria und mir die Flucht ermöglicht?

*

„Ich denke grün würde dir gut stehen oder dunkelblau!" Rebecca steht neben mir und hält mir immer mal wieder die unterschiedlichsten Kleider vor meinen Körper. Wir stehen in ihrem Ankleidezimmer und um uns herum wuseln zwei Zofen, die eilig nach passenden Kleidern suchten, während die Schneiderin, eine ältere Dame mit einem strengen Dutt, ihnen Anweisungen erteilt, welches ihrer Kleider zu welcher Person angedacht war. Die Festlichkeiten die heute Abend stattfinden waren ihr und den Menschen hier wohl sehr wichtig. Allerdings sollten die Festlichkeiten nach der Auswahl der zukünftigen Wärter die heutigen noch übertreffen. Weshalb die Schneiderin mir dafür extra ein Kleid nähen würde. Meine Maße hatte sie bereits abgenommen und mich gefragt ob sie denn auch mein Hochzeitskleid nähen dürfte. Zum Glück hatte eine der Zofen just in diesem Moment ihren Kleiderkoffer umgeworfen und somit die volle Aufmerksamkeit der Schneiderin erhalten und ich wurde von einer Antwort verschont. „Ja, grün würde mir gut gefallen." Ich schenke Rebecca ein lächeln, die sofort die verschiedenen grünen Kleider begutachtet. „Was sagst du zu diesem hier?" sie hält mir ein langes dunkelgrünes Kleid hin. Es hat lange Ärmel und beginnt am Oberteil des Kleides mit einem sehr hellen grün welches immer dunkler wird und am Rockende in smaragdgrün getaucht ist. Der Stoff ist fließend und fühlt sich unglaublich weich an. „Dieses Kleid habe ich erst gestern fertig gestellt." Erklärt die Schneiderin stolz. Ich probiere das Kleid an, nur ist es mir leider ein wenig zu groß. Enttäuschung macht sich in mir breit, während mich die Schneiderin von allen Seiten mustert. „Nein." Sagt diese dann schlicht. „Aber ich glaube ich habe da etwas passendes für Sie." Dann wendet sie sich ihren Koffern zu und durchsucht diesen. Kurze Zeit später kommt sie mit einem Smaragdgrünen Kleid auf mich zu. Dieses Kleid hat ebenfalls lange Ärmel. Das Oberteil des Kleides liegt wie eine zweite Haut an meinem Körper. Der Rock fällt wie ein Wasserfall herunter und ich habe das Gefühl, das sich die Farbe des Kleides bei jeder Bewegung meinerseits um wenige Nuancen verdunkelt oder erhellt. Es ist wunderschön.

Vollmond - Wenn die Magie erwacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt