Gedächtnislücke

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Valentina (Charlotte)


Genüsslich strecke ich mich. Es dauert eine Weile, bis ich richtig wach werde. Ich hatte einen wirklich merkwürdigen Traum. Den muss ich auf jeden Fall meiner besten Freundin Anna erzählen! Die wird bestimmt sofort versuchen ihn zu deuten, seit neusten ist Traumdeutung ihre neue Faszination. Wer weiß, vielleicht spezialisiert sie sich ja auf Wahrsagung oder etwas in die Richtung.

Noch nicht bereit, komplett wach zu werden halte ich meine Augen weiterhin geschlossen und lümmel mich fester in meine Decke ein. Die Seiden Decke fühlt sich weich auf meiner Haut an. Ich wusste gar nicht das ich Seiden Bettwäsche habe. Moment mal, ich habe auch keine Seiden Bettwäsche! Augenblicklich schlage ich meine Augen auf. Es dauert einen Moment, bis mir bewusst wird, dass ich mich nicht in meinem Zimmer befinde. Ruckartig setze ich mich in dem fremden Bett auf. Da war ein Fehler, denn mir wird augenblicklich schwarz vor Augen. Dummer Kreislauf. Als sich meine Sicht wieder klärt, erkenne ich, dass ich mich in einem großen Himmelbett befinde mit roter Bettwäsche. Das Zimmer, in welchen ich mich befinde, ist sehr groß, die Möbel sind größten teils aus dunklen Holz angefertigt. Ich kann ein Nachttisch, einen Schrank, eine Kommode und einen Frisiertisch erkennen. Der Auf dem Holzboden befindet sich ein weißer Teppich der sehr flauschig aussieht. Zwei Gemälde kann ich an den Wänden erkennen und sehr viel Deko kram. Von Blumen und kleinen Bäumchen bis hin zu Spiegeln und kleinen Figuren, kann ich in diesem Zimmer alles ausfindig machen. Zwei Fenster die bis zum Boden gehen, befinden sich neben meinem Bett. Ich könnte mir gut vorstellen, das man dort auf einen Balkon gelangen kann. Zusätzlich mache ich noch zwei Türen aus. Vermutlich führt eine zu einem Badezimmer und eine in einen Flur.

Nur wo bin ich hier? Es dauert einen Moment bis mir dämmert, dass es sich um den Traum, den ich vorhin noch mit meiner Besten Freundin Anna teilen wollte gar kein Traum war. Ich bin bei den Wölfen allerdings weiß ich nicht, wo ich mich hier gerade befinde, denn das ist definitiv nicht das Zimmer, in dem ich die letzten Wochen geschlafen habe. Wie bin ich hier überhaupt hergekommen? Ich erinnere mich noch daran, dass Ava und ich uns auf den Rückweg ins Dorf ausgemacht haben, aber das war es auch schon. Während ich krampfhaft versuche mich daran zu erinnern, was passiert ist, nachdem ich zusammen mit Ava wieder in die Kutsche gestiegen sind, öffnet sich einer der beiden Türen und eine junge Frau mit wilden braunen Locken und einem langen dunkelblauen Kleid mit kleinen Stickereien darauf betritt das Zimmer.

„Du bist Wach!" Stellt Maya erfreut fest. „Sie haben gemeint, dass du bestimmt bald wieder zu dir kommst, aber ich hätte nicht gedacht, dass du das jetzt schon tust!" In ihren Händen trägt sie ein Tablett mit Kleinen Gebäck. Sie kommt auf mich zu und schiebt mir das Tablett unter die Nase. „Möchtest du etwas? Ich hab mir extra aus der Küche etwas geben lassen, damit du etwas essen kannst sobald du aufwachst." Sie schenkt mir ein breites Grinsen. „Es ist einfach so schön hier! Hätte ich gewusst, dass sie einen hier her bringen, wenn man versucht zu den Hexen zu gelangen, dann hätte ich schon viel eher versucht dem Hexendorf einen Besuch abzustatten."

Ich schaue Maya verwirrt an. „Maya" beginne ich langsam. „Wo genau bin ich hier? Und wie bin ich hier her gekommen?"

„Du bist im Schloss. Julian hat dich bei ihm aufgenommen, nachdem du versucht hast zurück zu den Hexen zu gelangen und dich dabei irgendwie gestoßen hast. Eliot hat dich bewusstlos im Wald gefunden." Erklärt mir Maya schnell und voller Begeisterung. Ich bin im Schloss von Julian nachdem mein Fluchtversuch missglückt ist. Stelle ich fest. „Was meinst du mit 'irgendwie gestoßen'?" Harke ich nach. „Na du muss wohl im Wald gestolpert sein und dir dabei irgendwie den Kopf angestoßen haben. Eliot war zufälligerweise im Wald und hat dich dort gefunden. Charlotte, ich beneide dich. Eliot ist einfach so unglaublich hübsch, von dem würde ich auch gerne bewusstlos irgendwo gefunden werden." Ein verträumter Ausdruck taucht auf ihrem Gesicht auf. „Ich habe mir den Kopf gestoßen?" Maya nickt. „Und ein Eliot hat mich im Wald gefunden" Wieder nickt Maya. „Wer ist Eliot und warum bin ich dann hier und nicht bei Ava?"

„Eliot ist der ältere Bruder von Julian. Na ja, eigentlich sind sie Halbbrüder, aber sie selbst nennen sich nicht so, jedenfalls hat er dich zu seinem Bruder gebracht, weil er nicht wusste zu wem du gehörst. Julian war nicht so begeistert, als Eliot ihm erzählt hatte wo er dich gefunden hat. Na ja, er konnte sich ja zusammenreimen, was du im Wald gemacht hast, also hat er beschlossen, dass du um deiner eigenen Sicherheitswillen lieber im Schloss bleiben solltest. Zumindest solange sie dir zutrauen, nicht mehr zu fliehen. Ich war ja so aufgeregt, als Soraya an unsere Türe geklopft hat und mich gebeten hat vorerst mit dir hier zu leben, da ich ja diene engste Vertraute hier bin. Mein Zimmer ist im Selben Flügel wie deines. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich hier für eine Weile Leben darf! Oh Charlotte, denkst du ich könnte bald meinen Traum erfüllen und Kleider für den Hof zu entwerfen?" Dabei fasst sie sich an die Brust. „Das wäre mein größter Traum!"

Ich brauche ein bisschen um Maya zu folgen. Ich hab einen Fluchtversuch gestartet, an den ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann und weil mich Julians Halbbruder Eliot  zu ihm gebracht hat, wurde von ihm beschlossen, dass ich jetzt hier, in seinem Schloss, auf unbestimmte Zeit leben soll. Das gibt es doch nicht. Ich reibe mir über meine Schläfe. Wenn ich im Schloss festsitze, dann kann ich einen Zweiten Fluchtversuch vorerst knicken. Nur warum kann ich mich nicht an meinen ersten Versuch erinnern? Liegt es an den Sturz? Hab ich mir damit eine Gedächtnislücke zugezogen?

Vollmond - Wenn die Magie erwacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt