Kapitel I - Jiran

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Dies ist das erste Kapitel der Fortführung des Blutschreins. Solltest du den ersten Teil noch nicht gelesen haben, würde ich dir empfehlen, das zuerst zu tun, bevor du dich diesem zweiten Teil widmest. Für alle, die den ersten Teil kennen und nun weiterlesen wollen, wie sich Jirans Geschichte fortsetzt: Viel Spaß!

Ich hoffe euch gefällt es!

Die erste Nacht wieder in einem richtigen Bett zu schlafen, hatte richtig gut getan. Jiran streckte sich und gähnte ausgiebig. Fast schon hatte er sich an den harten Untergrund beim Schlafen gewöhnt, aber letztlich ging nichts über ein weiches, gemütliches Bett. Auch der Umstand, dass er wieder zuhause war, trug zu seiner guten Laune bei.

Sein Zimmer war ein bisschen eingestaubt, aber das würde er schon wieder in Ordnung bringen. Und da war ja noch das Buch, das er angefangen hatte, zu entziffern. Er wurde rüde unterbrochen in seiner Arbeit, aber nun konnte er sie fortführen und er freute sich schon darauf. Auch, dass er wieder tun und lassen konnte, was er wollte. Beim Schmied musste er ständig arbeiten und durfte sonst nichts tun. Die beiden Gesellen taten ihm leid. Sie mussten jetzt sicher schon in der Schmiede stehen und ihrer Arbeit nachgehen. Da hatte es Jiran angenehmer.

Er brauchte eine Weile, bis er herausfand, was für ein Wochentag heute war. Vorgestern war Soltag gewesen, dann war gestern Lunatag. Das waren die beiden freien Tage der Woche. Folglich war heute der erste Tag der Woche. Also ein Arbeitstag. Dass Maryn auf den Übungsplätzen auf ihn warten würde, nachdem er eine ganze Woche abwesend gewesen war, bezweifelte Jiran. Sollte er ihn dann zuhause aufsuchen? Oder sollte er weiterhin so tun, als ob er weg wäre. Aber das würde nur solange gut gehen, bis ihn jemand erkannte, der es Maryn erzählte oder Jiran Maryn selbst traf. Ob er es überhaupt jemand anderem erzählt hat? Vielleicht wusste außer ihm niemand, dass Jiran verschwunden war.

Wobei es Litan wohl auch bemerkt hatte. Er hatte eine Woche lang niemanden zum schikanieren gehabt, allerdings konnte sich Jiran vorstellen, dass er inzwischen ein anderes Opfer gefunden hatte. Aber all das hatte keinen Vorrang gegenüber seinem knurrenden Magen.

Er durchsuchte die Küche und fand ein wenig Obst. Verschrumpelt, aber noch genießbar. Er sollte bald zum Einkaufen gehen.

Er beschäftigte sich in der nächsten Stunde damit, die Küche auszusortieren und ungefähr die Hälfte an Lebensmitteln wegzuwerfen, weil sie verschimmelt waren oder schon alt und vertrocknet. Die halbwegs genießbaren Sachen stopfte er in sich hinein und holte damit das Essen der letzten, lediglich von kargen Mahlzeiten gezeichneten, Woche nach. Dann stellte er eine Liste zusammen mit all dem, was er besorgen wollte. Er hielt sich dabei an das, was sein Bruder sonst auch immer eingekauft hatte und natürlich ans Geld. Der Sold von seinem Bruder für diese Woche fehlte und somit war nur noch der Rest von letzter Woche übrig. Es dauerte aber mindestens noch eine Woche, bis sein Bruder zurückkehren würde. Es galt also, so viel wie möglich mit wenig Geld einzukaufen. Außer er konnte bei den Kasernen den Sold seines Bruders abholen. Es mochte sein, dass der General ihn kannte und wusste, dass er Goans Bruder war und dass dieser weg war, aber ob er ihm deshalb dessen Sold aushändigte? Vermutlich nicht. Also fiel dieser Plan weg.

Er machte sich mit der Liste in der Hand auf den Weg. Nebenbei bemerkte er, dass er die Liste noch nie alleine gemacht hatte. Bisher hatte Goan ihm, wenn Jiran überhaupt einmal alleine zum Einkaufen gegangen war, immer einen Zettel gegeben oder ihm gesagt, was er einkaufen sollte. Nun sorgte Jiran für sich selbst. Das war ein gutes Gefühl. Aber kaum war er aus der Tür und unten am Baum angekommen, rief auch schon eine Stimme.

„Jiran? Jiran!"

Maryn kam auf ihn zugeeilt. So ein Pech, hatte Jiran doch das Wiedersehen so weit wie möglich hinauszuzögern versucht. Seufzend blickte er Maryn entgegen.

Der Blutschrein [2] - LithorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt