Kapitel XI - Senator der Stadt Tartin

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Die Magier sind unterwegs, Herr!"

Der Senator entließ den zitternden Diener mit einem kurzen Wink. Ein Schwächling aus seiner Sicht. Er fürchtete sich vor den Magiern. So ein Unsinn, denn sie waren nun wirklich nicht gefährlich. Der Senat hatte sich schließlich bemüht, möglichst loyale Leute auszuwählen.

Tartin lehnte sich zurück und nahm sich dabei noch einen der Kekse von dem silbernen Tablett auf dem Tischchen vor seiner Couch. Runde Kekse mit herrlich leckeren Schokostückchen darin eingebacken. Erstaunlicherweise hatte es sein Koch geschafft, sie fast genauso wie Eestany zuzubereiten. Er wusste wohl, was auf dem Spiel stand. Gut so, denn dann würde er Tartin noch weiterhin gute Dienste leisten.

Geradeben war sein Teegast gegangen. Er hatte Tartin gute oder eher nützliche Informationen ge-bracht. Auf ihn konnte sich Tartin verlassen. Er hatte Tartin von einem Elfenjungen erzählt, der scheinbar von Nachtelfen gefangengenommen worden war. Und wäre das nicht allein schon seltsam genug, war er auch noch wieder lebend entkommen. Dieser Junge wäre sicher nützlich. Er hatte auch schon erfahren, dass Ryonin bereits Soldaten ausgeschickt hatte, um das Nest zu vernichten, das der Junge verraten hatte. Bevor noch der Senat davon erfahren hatte, hatte er diese Informationen bekom-men. Das war ein großer Vorteil, den er mit diesem Informanten hatte. Immer auf dem neuesten Stand, nicht nur weil er ein Magier war. Ein nicht registrierter Magier und somit wusste auch der Senat nicht von ihm.

Tartin war sich sicher, dass die Magier inzwischen unterwegs waren und sich den Jungen schnappten. Leider mussten sie den Landweg zurück nehmen und nicht den sehr viel schnelleren, magischen Weg, denn die Magier mussten um jeden Preis geheim bleiben. Niemand wusste, dass es noch einige wenige Magier im heiligen Wald gab und dass diese dem Senat loyal dienten.

Das silberne Tablett war leer und der Koch hatte wahrscheinlich nicht mehr, als nur ein Tablett gebacken, deshalb ließ er es auch sein, nach einem weiteren zu fragen. Das Weinglas seines Gastes war leer, ebenso wie seines. Er befahl seinem Diener, das ganze Geschirr abzutragen. Als er wieder antrat, ließ sich Tartin noch ein Buch bringen.

Das vergessene Volk der Lunae

Als Senator hatte man viel Zeit und Zugang zu Bibliotheken, die nicht für jeden zugänglich waren und Bücher enthielten, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen durften, weil sie Inhalte besaßen, die geheim waren. Außerdem waren sie nicht hilfreich, wenn man sich alle Elfen zu Untertan machen wollte, wenn man wollte, dass die Elfen nicht rebellieren würden, wie damals als Lithorin die ewige Herrschaft von Ryonin satt hatte. Das passierte besser nicht noch einmal und deshalb hielt man diese Bücher und die Magier lieber unter Verschluss.

Ihn störte es nicht, denn er hatte so gut wie überall Zugang und so war er auch zu diesem Buch ge-kommen, das ihn zunächst einmal kräftig erschüttert hatte.

Darin war die Rede von den Lunae. Der Autor war ein Mann mit dem Namen Ryonin. Es war tat-sächlich der Namenspatron der alten und reichen Stadt, die schon lange Tartins politischer Gegner war. Das hieß auch, dass zu dieser Zeit die großen Städte gerade erst im Entstehen waren. Außerdem war Ryonin die älteste Stadt, neben Motoro und Calena, weshalb das Buch von einer Zeit handelte, die man auch die Anfänge der Elfen nennen konnte. Aber das war eigentlich ein wenig absurd, denn jeder Elf ging davon aus, dass sie ein Volk waren, das schon seit Urzeiten in Elyrea lebte. Ein Volk, das allen anderen Völkern auf der Welt zuvor kam. Auch das trug zum typischen Stolz der Elfen bei.

Nun aber war das Buch nicht alt. Wirklich nicht alt. Gerade einmal zweitausendsiebenhundert Jahre etwa. Das hatte ihn verwundert, aber über nichts staunte er mehr, als von dem langen Krieg der Elfen im heiligen Wald gegen die Lunae, die ihm so unbekannt waren, denn davon handelte das Buch.

Der Blutschrein [2] - LithorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt