Der Tag war super verlaufen. Genauso, wie sie es sich gewünscht hatte. Sie war endlich zum ersten Mal mit Ihm ausgegangen. Hatte sich mit Ihm auf dem Markt den Nachmittag vertrieben. Den ganzen Abend und vielleicht sogar noch den darauffolgenden Tag würde ein nie endendes Lächeln ihr Gesicht beherrschen. Jetzt wusste sie, wie man sich fühlte, wenn man auf Wolke Sieben schwebte. Nun verstand sie das Sprichwort! Denn genau dort befand sie sich nun. Auf Wolke Sieben.
„Wie wäre es, wenn wir das bald einmal wieder wiederholen?", fragte Aerun.
„Sicher!", antwortete sie schnell.
Sie standen am Rande des Marktes der Stadt Tartin. An dem Ende des Marktes, an das das endlose Meer grenzte. Dort, wo sie sich gut drei Stunden zuvor verabredet hatten. Der Ort, den Dasuna oft aufgesucht hatte, um ihren Gedanken nachzugehen. Für manchen mochte es nervend sein, wenn sich hinter einem das Getöse des Marktes erhob, aber für sie war es eher eine Bestätigung, dass sie nicht alleine war. Mit all ihren Sorgen und anderen Dingen, die sie plagten. Es gab immer wenigstens einen anderen Elfen, der ähnliche Probleme hatte. Und dieses Gefühl konnte einem nur vermittelt werden, wenn man sich inmitten oder zumindest in der Nähe eines Ortes befand, der laut und bevölkert war.
Aber nun war sie mit Ihm hier und das war noch viel besser, als alles was vorher an diesem Platz stattgefunden hatte. Ihn konnte nichts und niemand übertrumpfen.
Sie spürte Seine Hand in ihrer und spürte Seinen Blick auf ihr liegen.
Einfach der beste Tag in ihrem Leben!
Nie hatte sie es sich träumen lassen, einmal mit Diesem Jungen ausgehen zu dürfen. Sie himmelte Ihn schon seit Jahren an. Seit Jahren war sie jedes Mal rot geworden, wenn Er sie angesprochen hatte. Jedes Mal hatte Er ihr die Sprache verschlagen. Nun endlich nach all den Jahren hatte sie es fertig gebracht, Ihn anzusprechen. Nun stand fest, dass es ihre beste Entscheidung jemals gewesen war.
Ihr Herz hatte nicht mehr aufgehört, schnell zu klopfen, seit sie Ihn gefragt hatte und Er zugestimmt hatte. Nun klopfte es immer noch wild in ihrer Brust.
Aerun wandte den Blick ab, drückte ihre Hand fester und sah träumerisch hinaus aufs Meer.
Auf das, in der Abendsonne glitzernde, Meer. Entfernt konnte man die Silhouetten von Schiffen erkennen, die im Hafen angelegt hatten. Einige liefen mit der Abendflut aus, auf dem Weg nach ...
Wohin auch immer. Sie waren es nicht, die Dasunas Aufmerksamkeit auf sich zogen. Vielmehr war es Aeruns Gesicht, das sie betrachtete. Seine hellen Wangen, Sein etwas spitzes Kinn, die gerade Nase, die vollen Lippen und vor allem Seine grünen Augen, unter deren Blick sie zu schmelzen schien.
Aerun bemerkte ihren Blick und sah sie fragend an, woraufhin sie den Blick abwandte und etwas erröte. Sie hoffte, Er hatte das nicht bemerkt und sagte zögernd.
„Danke, dass du mit mir ausgegangen bist. War echt wunderschön heute."
„Es war genauso schön mit dir."
Dann drückte Er Dasuna einen kurzen Kuss auf die Wange. Er winkte ihr, während Er ohne weitere Worte durch die Gassen verschwand.
Dasunas Wange brannte. Von dem Kuss. Sie hatte gedacht, es könne nicht mehr besser kommen, aber offenbar hatte sie sich getäuscht. Wie hypnotisiert fühlte sie sich an die Stelle, an der Aeruns Lippen sie berührt hatten.
Immer noch träumend und sich an die Wange fassend, schlurfte sie durch die Straßen. Sie bemerkte nicht wirklich, wohin sie ging. So ungefähr nach Hause. Lieber stellte sie sich Aeruns Gesicht vor, wie Er ihr den Kuss gegeben hatte. Auf einmal hatte sie Hoffnung, dass das nicht der letzte Kuss gewesen sein durfte. Nein! Es musste noch weitere geben!
Sie rempelte einen Elfen an, der mit rasantem Tempo um die Ecke gerannt kam. Der Elf torkelte nach hinten, aber fing sich wieder, bevor er stürzte. Dasuna stand da und rührte sich nicht. Die Wirk-lichkeit berührte sie nicht, kein bisschen. Der Elf wollte sich entschuldigen, in der Überzeugung, er wäre zu schnell gelaufen. Als er aber bemerkte, dass Dasuna nicht wirklich bei sich war, schüttelte er nur seinen Kopf und setzte seinen Weg fort. Wie als Bestätigung setzte sich auch Dasuna wieder in Bewegung.
Ohne weitere Zwischenfälle erreichte sie ihr Zuhause. Sie legte sich auf ihr Bett. Ihre Eltern blickten ihr ratlos hinterher. Sie legte sich zufrieden mit dem Rücken und einem Lächeln auf ihr weiches Bett. Verzückt starrte sie auf ihre Zimmerdecke. Aber ob sie wirklich die Zimmerdecke sah oder etwas völlig anderes ...
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Der Blutschrein [2] - Lithorin
FantasyDer Elfenjunge Jiran ist seinen Verfolgern, den Nachtelfen, mit viel Glück und der Hilfe eines Katzenjägers, der Jiran nicht nur einmal sein Leben gerettet hat, entronnen. Nun kehrt er also zurück in den Alltag, in seine geliebte Elfenstadt Ryonin...