Die Rückkehr der Soldaten, die am Turnier teilgenommen hatten, stand kurz bevor und so herrschte im ganzen Palast emsiges Treiben. Morgen schon würden die Helden vor den Stadttoren auftauchen. Vermutlich abends, wie immer, denn wer von den Soldaten wollte nicht die Zeit vollends ausschöpfen, die sowieso schon so knapp bemessen war. Viele würden mit leeren Händen nach Hause kommen oder nur ein oder zwei Köpfe mitbringen. Einer nur konnte gewinnen und natürlich fieberte Tartin für die Soldaten aus seiner Stadt.
Die Diener mussten ein gewaltiges Willkommensfest organisieren. Eigentlich mussten sie es nicht direkt organisieren, denn das tat der Tribun, die Diener mussten einfach nur die Anweisungen ausführen und am besten nichts falsch machen. Durch die Flure konnte man kaum noch gehen, ohne angerempelt zu werden, weil ein eiliger Diener mit seinen Gedanken woanders gewesen war. Der Palast glich einem riesigen Ameisenhaufen. Nur der, der es organisierte, konnte das System dahinter erkennen. Wie bei einem Ameisenhaufen auch war es sonst nicht sichtbar. Einige kümmerten sich um die Zimmer, die extra schön hergerichtet wurden, natürlich je nachdem, wie erfolgreich die Mannschaften sein würden, wurden dann die Zimmer bezogen. Der wohl größte Anteil der Diener bereitete das Festessen und damit aber nicht nur Speisen und Getränke, sondern auch den Saal dafür vor.
Eine gute Sache hatte der ganze Aufruhr. Eigentlich sogar zwei. Das eine war die wichtigere und das war die Tatsache, dass das Gerücht, das mit dem Abendessen von Tartin und Ryonin zu tun hatte, in Vergessenheit geraten war. Tartin konnte sich wieder zeigen, ohne dass er darauf angesprochen wurde. Spott war nicht selten gewesen und seine eigenen Verbündeten hielten Distanz. Es war noch immer nicht ganz klar, ob alles so stimmte, wie er es dem Senat verkauft hatte. Niemand hatte richtige Beweise gefunden, die ihn zu Fall gebracht hätten. Aber es kristallisierte sich heraus, dass der Senat langsam müde wurde, ihm nachzuspüren. Sie hatten besseres zu tun, als Beweisen nachzujagen, die es vielleicht gar nicht gab. Tartin hatte auf ganzer Linie Erfolg gehabt und wie sein Freund schon vermutet hatte, legte sich der Staub langsam, den er mit seiner Aktion aufgewirbelt hatte.
Die zweite war fast ebenso erfreulich. Weil praktisch jeder beschäftigt war, außer die Senatoren, fanden auch keine Senatssitzungen mehr statt. Er hatte den ganzen Tag frei und wahrscheinlich die ganze nächste Woche auch, denn da wurde ausschließlich gefeiert. Eigentlich könnten die Senatoren sich treffen, aber der Tribun war beschäftigt. Er beharrte darauf, dass er das Fest organisieren durfte. Seine genauen Gründe kannte niemand, aber es hatte sicherlich auch damit zu tun, dass es indirekt mit dem Militär in Berührung kam. Er nahm jede Möglichkeit wahr, wieder mit dem Militär zusammen zu sein oder zumindest etwas damit zu tun zu haben.
Der Tribun hatte fast jedem Senator die gesamte Dienerschaft gestohlen, unter dem Vorwand, er bräuchte sie dringend. Natürlich war das gerechtfertigt, aber trotzdem litt Tartin etwas darunter. Sein Essen hatte heute doppelt so lange gedauert, wie sonst. Einen Tag konnte er das aushalten, aber er musste es auch noch die ganze folgende Woche durchhalten. Die Soldaten aus den Städten nämlich bekamen eine kleine Dienerschaft für sich, die natürlich von den Senatoren abgezweigt wurde, von wo sollten sie auch sonst kommen? Diener, die nur eine Woche lang arbeiten würden, gab es nicht.
Ein Diener trat in sein Teezimmer. Tartin konnte seine Schritte hören, die zögerlich näher kamen. Scheinbar keine guten Nachrichten oder welche, die dem Diener unangenehm war. Tartin hatte aus den Gesten und dem Verhalten seiner Diener gelernt. Nun konnte er fast immer voraussagen, von welcher Art die Nachricht sein würde. Nun war es wohl etwas, mit dem dieser Diener noch keine Erfahrung gemacht hatte. Tartin legte sein Buch zur Seite, in dem er gerade geschmökert hatte. Er war mit dem Buch über die Lunae bereits fertig, er hatte viel Zeit gehabt, als er sich im Palast am besten nicht gezeigt hatte, sondern sich lieber in seinen Gemächern verkrochen hatte. Er sah das nicht als Schwäche oder Flucht, sondern eher als einen geordneten Rückzug, der ihm erst einmal Ruhe verschaffen sollte. Nun hatte er beschäftigte er sich schon mit dem nähsten Buch, was aber nur eine langweilie Abhandlung von Redensarten und Sprichwörtern darstellte. Etwas besser hatte er im Moment leider nicht zur Hand.
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Der Blutschrein [2] - Lithorin
FantasiaDer Elfenjunge Jiran ist seinen Verfolgern, den Nachtelfen, mit viel Glück und der Hilfe eines Katzenjägers, der Jiran nicht nur einmal sein Leben gerettet hat, entronnen. Nun kehrt er also zurück in den Alltag, in seine geliebte Elfenstadt Ryonin...