Kapitel VI - Senator der Stadt Tartin

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Senator der Stadt Tartin, der Schiffsmagier, Entdecker der südlichen Ödlande und General der erfolgreichen Rebellion der Hornlosen

Der volle Name muss natürlich genannt werden :D

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Schon wieder so eine langweilige Sitzung. In letzter Zeit gab es ziemlich viele davon. Immer ging es um lächerliche Elfen, die magische Bücher besaßen und behaupteten sie wären Magier und müssten gefürchtet werden. Oder die andere Art. Die Elfen, die es vertuschten, dass sie solche Bücher besaßen. Beides hing ihm gehörig zum Hals heraus. Außerdem war es längst Zeit für den Tee. Seit dem Mittagessen hatte nun er nichts mehr gegessen. Getrunken hatte er nur das geschmackslose Wasser, das auf seinem Tischchen neben ihm stand und dabei schon lange leer war. Auch wenn es nur Wasser war, solche Sitzungen machten eben hungrig, aber auch durstig. So ein Wasser allerdings half nicht viel, wie er fand. Es musste schon ein ordentlicher Wein sein, wenn man sich danach besser fühlen wollte.  

Dieses Mal ging es wieder um drei Bücher, magische Bücher. Obwohl das magisch nicht auf das Buch selbst bezogen war, sondern auf das, was darin stand. Es interessierte niemanden aus dem Rat auch nur einen Deut, was darin stand und trotzdem mussten sie darüber diskutieren, was damit ge-macht wurde. 

„Ich für meinen Teil bin dafür, dass wir diese Bücher einfach verbrennen. Ich glaube außerdem nicht, dass es eine gute Idee wäre, diese magischen Bücher unseren Magiern zu überlassen. Wollt ihr wirklich, dass sie noch stärker werden und uns dann doch irgendwann stürzen. Ich möchte dieses Risiko lieber nicht eingehen, meine Herren.", sagte Assadéi.  

Er hatte ständig Angst, dass seine riesige Armee übertrumpft werden könnte. Niemand hatte ihm ein Ohr geschenkt, denn fast alle waren in Gedanken schon beim Tee und den leckeren Keksen. Besonders Tartin, denn er hatte das Rezept für seine Kekse extra von der Meisterköchin Eestany besorgen lassen. Er hoffte, dass die Kekse von seinen minderwertigeren Köchen genauso umgesetzt werden konnten, wie von Eestany selbst. Er erinnerte sich gerne an diesen wunderbaren Tag, den er in ihrem Hotel verbracht hatte, als er noch kein Senator gewesen war. Ja, damals war er noch jung und noch nicht ganz so beleibt gewesen. 

Calena erhob seine laute Stimme. So eine Stimme, die einem Kopfschmerzen bereitete, wenn man ihr zu lange ausgesetzt war. Insgesamt hielt er sowieso nicht viel von den alten Senatoren der Städte Ryonin, Calena und Motoro. Sie waren unter den neuen Senatoren der Städte Lithorin, Tartin und Assadéi nicht gerade beliebt. So gab es im Senat zwei Seiten, die aber schon seit dem Ende der Kaiserzeit existierten. Auf der einen Seite die alten mächtigen Städte, die die meisten Kaiser gestellt hatte. Ryonin, die älteste Stadt des heiligen Waldes und wohl die reichste. Calena, die Stadt am heiligen See, die sich darauf spezialisiert hatte, mit ihren klapprigen Booten die vielen Flüsse des heiligen Waldes zu befahren. Und schließlich noch Motoro, die Stadt der hundert Schmieden, die jedes nur erdenkliche Erz förderte und perfekt verarbeitete.  

Calena aber war der größte Dorn in seinem Auge, denn sie machten Tartin, der aufstrebenden See-macht, deutlich Konkurrenz, indem auch sie versuchten, ihre Boote noch schneller und besser zu machen. Trotzdem war Tartin der alten Bootsstadt schon längst überlegen. Nun war Calena auf dem Rückzug und versuchte sich an Kleidung, die sie mittlerweile auch schon sehr gut hinbekamen. Selbst er trug Kleidung von den besten Designern aus Calena. Das minderte seine Verachtung für Calena, die wohl unwichtigste Stadt der sieben, trotzdem nicht wirklich.  

„Assadéi, du vergisst, dass uns die Magier bei so einigem geholfen haben. Ohne sie könnten wir uns teilweise nicht einmal durchsetzen gegen bestimmte Leute!"  

Spucke spritzte umher, als Assadéi daraufhin antwortete. 

„Meine Armee wird mit allem und jedem fertig!", kreischte er und funkelte in die Runde, damit es auch ja keiner mehr wagen würde, die Schlagkraft seiner Armee in Frage zu stellen. 

„Jetzt komm mal wieder runter, Assadéi! Ich denke nicht, dass es die Magier sonderlich schlauer machen würde, als sie es eh schon sind, wenn wir ihnen die Bücher aushändigen. Denn wir haben ihnen sämtliche Bücher geschenkt, die wir aufgegriffen haben und die mit Magie zu tun hatten. Aber wir können sie ihnen trotzdem geben, denn was macht es dann noch für einen Unterschied?"  

Der Senator aus Ödwacht hatte gesprochen. Das war nicht gut. Es schien, als stünde er auf der Seite der Alten. Auf ihn kam es an. Meist war diese Stadt es, die den Ausschlag gab, wenn Entscheidungen getroffen wurden. Bei so kleinen Entscheidungen reichte es, wenn man mehr Senatoren auf seiner Seite hatte, damit eine Entscheidung durchgesetzt wurde oder eben nicht. War es aber eine größere Entscheidung, musste man mindestens zu fünft sein. Das war oft ziemlich schwierig, wegen der Abneigung zwischen den neuen und alten Städten. Wie gut, dass Ödwacht käuflich war. Vielleicht ließ sich das aber auch regeln, ohne dass sie ihr Geld an Ödwacht verschwenden mussten.  

„Seht doch mal.", wandte er ein, „Es hat doch sowieso keinen Sinn, weiter über etwas so belangloses zu reden. Meint ihr etwa, in den Büchern würde etwas drinstehen, das die Magier nicht schon kennen? Da gebe ich Ödwacht recht. Ich würde sagen, wir verbrennen die Bücher einfach. Wen schert es schon, was drinstand. Dann können wir endlich zum Tee gehen." 

Der letzte Satz weckte alle übrigen Senatoren auf. Einige nickten zustimmend, auch wenn es ihnen wohl eher um den Tee ging, als um die Angelegenheit selbst. Er sah aber auch welche, die nicht begeistert davon waren. Einer davon war der Tribun, der schon die ganze Diskussion lang stand, nichts sagte und grimmig dreinschaute. Er hatte die Versammlung einberufen und sagte kein Wort. Aber so war der Tribun eben. Nur glaubte Tartin nicht, dass er so harmlos war, wie er tat. In dem Elfen schlummerte etwas, das keiner der Senatoren kannte, ihn eingeschlossen. Er fürchtete den Tag, an dem es hervorbrechen würde. Schließlich schaute er in die Runde und erkannte, dass alle nun bereit wären, abzustimmen. Seine Stimme leise und sanft, wie man es aufgrund seines Körperbaus nicht vermutet hätte, begann der Tribun zu sprechen. 

„Nun gut, dann erst alle Senatoren, die dafür sind, dass wir diese Bücher", er zeigte auf die drei Bücher auf dem kleinen Tisch in der Mitte des kreisrunden Versammlungsraumes, „verbrennen, heben bitte jetzt ihre Hand!" 

„Assadéi, Tartin, Lithorin und Ödwacht, gut! Das heißt dagegen sind Ryonin, Calena und Motoro! Der Senat hat entschieden! Die Bücher werden verbrannt! Ich werde mich darum kümmern! Damit erkläre ich die Versammlung für beendet!" 

Er schnappte sich die drei Bücher, klemmte sie sich unter den Arm und verließ als erster den Ver-sammlungsraum. Die Senatoren sahen ihm allesamt etwas überrascht nach. So ein schneller Abgang! Die Angelegenheit musste ihn wohl ziemlich genervt haben. Gut so! Dann würde er es sich das nächste Mal vielleicht genauer überlegen, ob er wirklich eine Versammlung, wegen etwas so belanglosem einberufen würde. Lieber kümmerte sich der Tribun gleich darum.  

Zufrieden klatschte Tartin in die Hände und ließ sich von seinen Dienern nach draußen tragen. Er freute sich schon riesig auf die Kekse. Und wehe, sie schmeckten nicht genauso, wie die von Eestany! Dann würde sein Koch dafür bezahlen!

Der Blutschrein [2] - LithorinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt