Kapitel 2

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„Wieder zu spät, verdammt!", murmelte ich als ich die Treppen runter rannte.

„Vorsicht, sonst fällst du gleich", rief mein kleinerer Bruder vom Frühstückstisch, „wieso kommst du eigentlich immer zu spät?", fragte er neugierig, als ich ihm eine Scheibe Toast klaute.

Ich überlegte...

Mein Wecker klingelt immer um 6:40 Uhr, nach zwei mal schlummern haben wir schon 7 Uhr, bis ich aufstehe und ins Bad gehe, haben wir schon 7:10 Uhr, im Bad brauche ich durchschnittlich fünf Minuten und in meinem Zimmer mit umziehen, eventuell schminken, Haare machen und Schulsachen packen eine halbe Stunde somit hätten wir jetzt 7:45 Uhr wenn ich mich nicht verzählt habe und ich brauche zehn Minuten um zur Schule zu gehen. Mein Spind ist ein Treppen Haus von meiner Klasse entfernt, das wären dann noch zwei weitere Minuten...

„Keine Ahnung", antwortete ich schließlich und wuschelte dem sechs jährigen durch die Haare, „wir sehen uns später", murmelte ich und wollte gehen, als mir auffiel, „wo ist Mom?", fragte ich verwirrt.

„Im Bad", antwortete er und aß sein Marmelade Brot, „wir haben schon 7:50 Uhr, willst du nicht gehen?"

„Verdammt, bye!", rief ich und beeilte mich rauszukommen.

Ich sollte echt aufhören ständig schlummern zu drücken, das Halbjahr hat erst vor ein paar Monaten begonnen und bis jetzt hab ich es auch fast immer geschafft pünktlich zu sein.
Als ich dann auch noch bemerkte, dass es fünf Minuten vorm klingeln war, dachte ich mir, dass ich dann doch losrennen könnte.

Als ich endlich ankam war ich dann doch etwas außer Puste, aber brauchte noch ein Heft, welches in meinem Spind lag.

Ich lief los und schaute kurz nach hinten zur Uhr, die 7:58 Uhr zeigte, perfekt! Dachte ich. Als ich wieder nach vorne blickte, sah ich einen Rücken bevor ich an diesen knallte.

„Wups, entschuldige", lächelte ich verlegen, als ich Keith's Gesicht sah, der mich anlächelte.

„Kein Ding", sagte er, „wir haben da Unterricht", murmelte er verwirrt und zeigte in die Richtung aus der ich kam.

„Ja, ähm, ich weiß, hehe", sagte ich und kratzte mir den Nacken, „ich muss noch zum meinem Spind, bevor es-", es klingelte, „es klingelt", seufzte ich und sah auch schon die Lehrerin aus dem Lehrerzimmer loslaufen.

„Wenn du willst könnte ein fleißiger Schüler sie aufhalten und mit ihr über die schöne Geschichte reden, während du schnell zu deinem Spind gehst?", lächelte Keith.

„Das würdest du tun? Bei dieser Lehrerin?", die dich eventuell dann noch anbrüllt.

Er zwinkerte mir zu und schob mich Richtung Spind, „beeil dich"

Ich lächelte ihn an bevor ich losrannte.

~*~

„Agnes, du glaubst es nicht", schwärmte ich, „er ist so perfekt", ich drehte mich einmal um meine eigene Achse, „ach, wo bleibt den Harry"

„Er ist gegangen, er meinte, er hat sich das ganze schon gestern anhören müssen", antwortete Agnes, „und er wollte nochmal mit irgendeinem Lehrer sprechen"

„Hey Mädels", kam Keith plötzlich aus irgendwo her, „wisst ihr wo die Toiletten sind?", fragte er verlegen, „ich kann sie nicht finden, Harry übrigens auch nicht"

Ich lächelte einfach nur dumm umher, bemerkte gar nicht, dass er eine Antwort erwartete, bis Agnes mich mit ihrem Ellenbogen anstieß, „ähm du musst hinter dieser Treppe dahinten den Gang entlang und dann kommen die Jungs Toiletten"

„Okay", er blickte kurz nach hinten, „Dankeschön", grinste er nochmal und ging dann.

Ich lehnte mich an Agnes, „ich glaube, ich brauch einen Arzt."

„Ach, denkst du?", fragte sie rhetorisch.

Ich sah sie mit meinen ‚dein-ernst'-Blick an, „ha ha", ich stellte mich wieder auf beiden Beinen, „denkst-"

„Hey! Lass das!", hörte ich plötzlich die Stimme eines jüngeren, als ich mich umdrehte erkannte ich, dass es sich um ein siebt- oder Achtklässler handeln musste. Der kleine muss sich wohl verlaufen haben, hier sind nämlich nur die älteren, die kleinen sind im neben Gebäude.

„Was willst du dagegen machen, Gartenzaun Fresse", lachte der Typ, der in meiner parallel Klasse ging und schubste den kleinen.

Ich schnaubte wütend und ließ meine Tasche ab.

„Elle? Was hast du vor?", fragte Agnes murmelnd, „ein Lehrer kommt sowieso gleich, halt dich da raus"

„Ich kann doch nicht zusehen, wie er auf schwächeren rumhackt", sagte ich wütend, „er soll ein Vorbild sein und nicht dem kleinen Angst vor älteren beibringen", ich lief gezielt auf dem Typen zu und stellte mich vor dem Achtklässler.
Ich blickte ihm direkt in die Augen, „findest du nicht, dass du den kleinen in Ruhe lassen solltest?", fragte ich, „er hat dir doch nichts angetan."

„Und wer bist du, dass du denkst mir etwas sagen zu können?", fragte er angepisst.

„Ich denke, dass ich jemand bin mit eindeutig mehr IQ als du, der dir nur einen Rat geben will", sagte ich und verschränkte die Arme ineinander, „lass die kleineren einfach in Ruhe"

„Sonst was?", fragte er provozierend und verschränkte die Arme genau wie ich ineinander, „haust du mich sonst?", fragte er gespielt schmollend und kam mir näher.

„Nein, wird sie nicht", unterbrach ein Lehrer unser starr Wettbewerb, „aber sie könnten suspendiert werden."

Ich drehte mich zu dem Achtklässler um, „hast dich verlaufen, nehme ich an?", fragte ich ihn.

„Eigentlich wollte ich nur meinem Bruder sein Essensgeld bringen", antwortete er, „kennst du einen Keith?", wow, okay, jetzt erkenn' ich die Ähnlichkeit.

„Jap, er ist zufälligerweise in meiner Klasse", antwortete ich.

„Würdest du ihm das geben? Bitte", bat er mich und hielt mir ein Portmonee hin.

„Klaro", antwortete ich und nahm es, „aber ich denke du solltest wieder in dein Gebäude, bevor es noch mehr Stress gibt"

„Okay", lächelte er, „Dankeschön...", er wartete darauf, dass ich ihm meinen Namen nenne.

„Elle", lächelte ich.

„David, kannst mich aber Dave nennen", er lächelte, „Tschüss", und damit ging er davon.

„Hat dir der kleine etwa ein Portmonee gegeben?", fragte Agnes amüsiert, die mir auch meine Tasche brachte.

„Das war anscheinend der kleine Bruder von Keith", antwortete ich, „anscheinend ist Keith manchmal so vergesslich, wie ich"

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