„Wach auf!"
Die Stimme klang dumpf in ihr Bewusstsein. Rauschen erfüllte Linas Kopf, wie das Rauschen eines kaputten Fernsehers mit grauem Schnee.
„Hey, aufstehen!"
Zu den Worten gesellte sich jetzt ein leichter Schmerz. Ein Klatschen auf Linas Wange, nicht allzu fest, aber auch nicht gerade zart.
„Boah, Alter! Aufwaachen!"
Kims immer etwas nasale Stimme, holte Lina schließlich endlich in die Realität zurück. Sie schlug die Augen auf und sah grüne Katzenaugen, die sie wütend anfunkelten.
„Wurde auch Zeit! Dachte schon, ich müsste dir den Rest meines Wassers ins Gesicht kippen!"
Lina richtete sich langsam auf. Sie hatte einen schalen Geschmack im Mund und das unangenehme Gefühl, kurz vor dem Schlafengehen zu viel gegessen zu haben.
Dann kam die Erinnerung.
Die Lichtung!
Die Bäume. Und...das Ding.Doch – sie war nicht mehr dort draußen. Sie lag auf dem harten Boden der Hütte, hatte die Beine im Schlafsack und Kim und Finn knieten vor ihr und starrten sie an. Kim wirkte sauer, Finn beunruhigt.
„Was ist passiert? Ich war im Wald! Wieso bin ich wieder hier?" Linas Stimme bebte. Die Bilder waren ihr noch viel zu präsent.
Finn und Kim wechselten einen Blick, dann übernahm ersterer das Wort.
„Du meinst den Traum?", fragte er. „Wir haben alle vom Wald geträumt."
Lina schüttelte heftig den Kopf. „Nein....nein, das meine ich nicht. Die Lichter! Ich bin nach draußen gerannt und ihnen gefolgt. Und jetzt im Nachhinein war das einfach nur total bescheuert. Ich bin auf diese seltsame Lichtung gestoßen. Und....und...und die Bäume...sie...sie haben gelebt! Und da war wieder dieses Vieh! Und dann...dann muss ich ohnmächtig geworden sein. Habt ihr mich zurückgeholt oder wie bin ich um Himmels Willen zurückgenommen? Ich dachte ernsthaft, ich sterbe!"
„Du bist nicht draußen gewesen!"
Finns Stimme klang so bestimmt, dass Lina inne hielt. Ihr Mund stand dabei offen wie bei einem kleinen Kind, das gerade etwas für sein Verständnis Unsinniges oder Faszinierendes erfahren hatte.
„Das war ein Traum, Lina! Wir haben alle geträumt. Kim, Jen und ich. Und anscheinend auch du. Und ich frage mich wirklich, wie das sein kann. Weil das einfach so überhaupt keinen Sinn macht!„„Drogen!", warf Kim ein. „Irgendwelche...keine Ahnung, Magic Mushrooms, die Zeug ausströmen, das Hallus auslöst. Wahrscheinlich passiert das schon die ganze Zeit und wir sind auf einem Dauertrip. Oder...-" Sie senkte die Stimme - „...oder, das hier ist wirklich Hexerei."
Lina strampelte sich den Schlafsack vollständig ab, richtete sich auf und trat zum Fenster. Es war hell. Der Nebel war vollständig verschwunden. Gras und Bäume standen starr, ohne jeglichen Windhauch, dort draußen und es wirkte mehr wie ein Gemälde.
„Ich kann mir das nicht erklären.", sagte sie mit müder Stimme. „Die Lichter, ich kann mir das nicht eingebildet haben! Kim sagte etwas von „Irrlichtern" und ich glaube, so etwas war das auch. Aber ich dachte wirklich....dass, das...."Ihre Gedanken schweiften ab. Lina fuhr herum. „Moment mal! Was ist mit -"
„Matthias und Chris sind nicht wiedergekommen.", schnitt ihr Finn das Wort ab. Seine Miene wurde weicher. "Es tut mir leid...."
Wieder dieses Gefühl von einem Stein in der Brust, der bei jedem Atemzug schwerer wurde.
Tränen schossen ihr in die Augen und sie wendete sich ab, damit die anderen es nicht sahen.„Und das Ding da draußen war also auch keine Einbildung.", murmelte sie mit erstickter Stimme. „Hab ich Recht?"
Niemand erwiderte etwas, aber ihre Gesichter sagten auch so genug.
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HOJA
Mystery / ThrillerEine Wanderung in den endlosen Wäldern Rumäniens wird für vier junge Menschen zum absoluten Horror-Trip. Eine Gruselgeschichte pünktlich zur düstersten Zeit des Jahres. Das ist mein erster Roman, bitte seid nett ;))