Die Straße

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Zur Abwechslung mal eine kleine Anmerkung: Danke an die vielen Leser! Ich freue mich sehr über jeden Kommentar, jeden Follower und jedes Sternchen!  Die Geschichte wendet sich ganz langsam dem Ende zu (nicht, ohne das noch ein wenig viel Spannung und  Aufklärung aufkommen wird, keine Angst)...naja, ich bin selbst gespannt. :D Viel Spaß jedenfalls weiterhin beim Lesen! ~


Die Stimmung der Vieren war so gut, dass selbst die üblichen Zickereien zwischen Jennifer und Kim nur sehr mäßig ausfielen.
Zuerst waren sie den Bach entlang gewandert und hatten sich sämtliche Flaschen und Thermoskannen mit dem Wasser vollgefüllt. Dann endete das Gewässer abrupt in einem grauen Felsspalt.
Sie liefen eine Weile unten neben den riesigen Felsbrocken herum, immer in der Hoffnung, dass das Wasser wieder auftauchen möge. Aber es versickerte wohl im Gestein und kam nicht mehr wieder. Die Enttäuschung darüber hielt nur kurz, denn eine gute halbe Stunde später befanden sie sich plötzlich auf einer Art Plattformebene. Unter ihnen erstreckte sich ein Tal, weitläufig und grün.
Das bekannte Bergpanorma thronte am Horizont. Aber davor, konnte man etwas anderes erkennen.

„Ist das....?"

Kim beendete den Satz nicht. Sie ließ ein Geräusch hören, das eine Mischung aus Keuchen, Schluchzen und Freude war.

Zurecht.
Ein winziger Kirchturm, der weit weg, aber dennoch sichtbar mit Bergen und Himmel verschmolz.
„Das muss Cluj- Napoca sein.", sagte Lina, der gerade hundert Schmetterlinge in der Brust herumflatterten. „Wir haben es geschafft!"
„Noch nicht!", erwiderte Finn, aber sie konnten den Enthusiasmus in seiner Stimme hören. „Ein paar Kilometer müssen wir noch laufen. Aber ich schätze, bis zum späten Nachmittag könnten wir es geschafft haben. Wenn wir uns ranhalten!"

Der Abstieg hinunter ins Tal war holprig und mehr als einmal rutschte Lina beinahe auf den bröckeligen Felsen aus. Die ganze Sachen erinnerte sie unangenehm an ihren Sturz in den Berg und den Fund des Forschers. Daher war sie heilfroh, als sie den Boden ohne größere Vorkommnisse erreicht hatte. Bis auf Jennifer, die sich einen Nagel abbrach, als sie sich an eine Felsspalte klammern wollte, kamen sie alle unverletzt unten an.

Die Spitze der Kirche war von hier aus nur noch zu erahnen, aber sie hatten sich die Richtung genauestens eingeprägt und marschierten los.

Es waren nicht nur die Tiere, auch die Pflanzen und Bäume wirkten mittlerweile viel lebendiger. Sie waren farbenfroh und dufteten. Lina sog den Duft gierig ein und füllte ihre Lungen mit der frischen Luft. Jennifer hatte im Vorbeigehen ein paar blaue Wiesenblumen gepflückt, sich ins Haar gesteckt und sah aus, wie ein Elfe aus „Der Herr der Ringe".
Das alles war ein Unterschied wie ein Schwarzweißfilm zu einem Farbfilm. Die Welt war wieder bunt.

Nach gut zwei Stunden passierten sie den See, den sie vom Felsplateau aus gesehen hatten. Er war groß, blau und tief und in seiner Mitte befand sich eine winzige, zugewachsene Insel. Kurz dachten sie daran, zu rasten und die Füße hinein hängen zu lassen – aber sie wollten nicht noch mehr Zeit verlieren und so füllten sie einfach nur ihre Flaschen mit dem kühlen Wasser und zogen weiter.
An den Wegen wuchsen Brombeeren und obwohl sie noch mehr rot als schwarz waren, pflückten sie je eine Handvoll und Lina steckte sich einen Teil in den Mund und den anderen in ihre Tasche.
„Heißt es nicht immer, man soll keine Beeren essen und dann Wasser trinken?" Finn sah aus, als würde er abwägen, ob er es wagen konnte, jetzt einen Schluck aus seiner Thermosflasche zu nehmen.
„Man soll keine Kirschen essen und dann Wasser trinken!", stellte Kim richtig. „Hat dir deine Oma nichts beigebracht? Außerdem passiert da nur was, wenn du total viel davon isst. Hat irgendwas mit Hefe und Alkohol zu tun und verseuchtem Trinkwasser."
„Vielleicht ist das Wasser verseucht.", grinste Finn. „Können wir nicht wissen. Ich werds trotzdem riskieren."
Gerade, als er die Flasche an den Mund setzen wollte, hielt er inne. Und blickte in ein Paar schwarzer Augen, die ihn musterten.


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