"Wie ist das möglich?" fragte Aragorn, stellte sich dicht vor Nihal und sah den Falken auf ihrer Schulter genau an. Der legte den Kopf schief und starrte zurück.
"Das ist nicht möglich." schüttelte Gimli entschlossen den Kopf. Es war einfach nicht möglich.
"Die Valla geben keine Seele zurück." stimmte Legolas ihm zu, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Nihal an.
"Mag sein." erwiderte Nihal, sah den Falken an und strich ihm über das weiche Gefieder. "Doch das ist kein Traum, es ist die Wirklichkeit." lächelte Nihal den Falken an.
"Woher willst du wissen, dass er es ist?" zeigte Aragorn auf den Falken. Nihal sah ihn mit einem vielsagenden Blick an.
"Ich weiß es eben." zwinkerte sie ihm zu und sah dann wieder zu dem Vogel. Da weiteten sich die Augen von Legolas.
"Du hast es gesehen." meinte er. Mit angehobener Augenbraue blickte Nihal zu ihm.
"In der Nacht, als du von ihm geträumt hast. Da hast du es kommen sehen. Du wusstest er würde zurückkommen." schlussfolgerte Legolas.
"Die Valla haben ihn dir zurückgeschickt." sah Aragorn sie schnell an.
"Nun habt ihr es begriffen." nickte Nihal und wandte sich ab.
"Was hat das zu bedeuten?" sah Gimli, Legolas und Aragorn an.
"Das Wappen von Nihals Familie war früher einmal ein Falke. Das Geburtswappen ihres Vaters. Nachdem ihre Eltern nach Mordor kamen, ließ ihre Mutter ein neues Wappen entwerfen. Die weiße Blüte aus schwarzer Seide. Für den Neuanfang.- Wenn die Valla Boromir tatsächlich in dem Körper dieses Falken zurückgeschickt haben, ist etwas im kommen. Es ist kein Zufall, dass sie einen Falken gewählt haben." erklärte Legolas.
"Eine Nachricht." raunte Aragorn. Legolas nickte. "Für wen?" fragte der Zwerg.
"Sauron. Er soll wissen, die Königin ist noch im Spiel. Und sie ist nicht allein.- Selbst die Götter stehen hinter ihr." antwortete Aragorn.Die Nacht verlief ruhig und auch Nihal fand etwas Schlaf.
Wie auch die Nacht davor, schlief Freda in ihrem Arm, doch an dem Abend hatte sie länger zum Einschlafen gebraucht. Eine halbe Ewigkeit lang, war sie Nihal im Arm gelegen und hatte furchtbar geweint.
Sie vermisste ihre Mutter so sehr. Erst hatte Nihal sie sanft in ihren Armen hin und her gewogen und als das nicht geholfen hatte, hatte Nihal ihr eines der elbischen Schlaflieder vorgesungen, welche ihr ihre Mutter vorgesungen hatte, als sie noch klein gewesen war. Das hatte sie dann endlich zum einschlafen gebracht.
Nun saß Nihal mit Freda auf dem Rücken ihres Pferdes und konnte das Kind kaum im Sattel halten.
"Wann sind wir da?" fragte Freda kaum, dass der Zug sich in Bewegung gesetzt hatte.
"Das dauert noch." erklärte Nihal ihr und sah zum Himmel hoch. In luftiger Höhe zog Boromir weite Kreise über die Menschen von Rohan hinweg.
Seit seiner Rückkehr, den Tag zuvor, verspürte Nihal das erste Mal seit lange wieder, so etwas wie Hoffnung und Glück.
Die Valla hatten ihr eine verlorene Seele zurückgeschickt. Ein Geschenk, welche die Götter nicht häufig machten. Doch hatte man sie für dieses Geschenk erwählt. Die Valla zählten auf sie und hatten Vertrauen in sie.
Nihal Blick schwenkte zu Aragorn. Er war von seinem Pferd abgestiegen und lief neben der Nichte des Königs her.
Die sah ihn immer wieder mit einem fröhlichen Lachen an und warf ihre goldenen Locken nach hinten. Nihal zog eine Augenbraue nach oben und sah Éowyn mit warnendem Blick an, auch wenn diese ihr den Rücken zuwandte.
"Was ist los?" fragte sie Freda da und sah zu Nihal hoch, indem sie den Kopf in den Nacken legte.
"Gar nichts." erwiderte Nihal, ohne die Lady von Rohan aus den Augen zu lassen. Aragorn trug den Abendstern, die Kette einer langjährigen Freundin von Nihal um den Hals. Ein Zeichen der Verbundenheit!
Sah diese Person das denn nicht?!
"Magst du ihn?" fragte Freda da und sah Nihal mit einem breiten Grinsen an.
"Was?" fragte diese und sah schnell auf Freda runter. "Oder magst du den Elb? Der guckt dich nämlich an wie mein Papa meine Mama. Der da nicht." zeigte Freda auf Aragorn.
"Nicht so laut." zischte Nihal schnell und drückte Fredas Arm runter.
"Aber den Elb, wirst du den mal heiraten?" fragte Freda weiter und sah wieder zu Nihal hoch.
"Wenn, dann heiratet er mich." antwortete Nihal und sah kurz auf Freda runter.
Freda holte für eine weitere Frage Luft, als ein Luftzerreißender Schrei durch die Reihen der Menschen ging.
Auch Freda entwich ein kleiner Schreckensschrei und sie hielt sich schnell an Nihals Arm fest.
Mit Suchenden Augen sah Nihal durch die Menschenmenge um die Quelle des Schreies zu finden. Er war von weiter vorne gekommen.
"Warge! Warge greifen an!" schrie ein Reiter von Rohan und ritt den Zug entlang nach hinten.
"Was?" hauchte Nihal und überflog die panisch werdende Menschenmenge.
"Legolas?" fragte sie leise und drehte nach nach hinten um. Sie stemmte sich sogar ein Stück aus ihrem Sattel hoch um weiter zu sehen, doch sie sah ihn nicht.
Aragorn und Gimli konnte sie sehen, doch Legolas nicht.
Nihal trieb ihren Hengst mit einem Stoße ihrer Hacken an und wurde bei Éowyn langsamer.
"Nehmt sie." reichte sie Freda zu Éowyn runter.
"Nihal!" rief Freda, als Éowyn sie in ihre Arme hob und reckte Nihal die Arme entgegen.
"Bleib bei ihrer Ladyschaft, hast du verstanden was ich sage?!" rief Nihal zu Freda runter.
Die nickte mit Tränen in den Augen.
Aragorn schwang sich in seinen Sattel, sah Nihal einen kurzen Moment an und trieb dann seinem Pferd die Hacken in die Seiten.
Aragorn an der Spitze und Nihal direkt hinter ihm, schossen die beiden durch die Menschen menge nach vorne.
Nihal suchte dabei wie wild mit den Augen nach Legolas.
"Legolas!?" rief Nihal schließlich, dann konnte sie das Schnalzen einer Bogensehen hören.
Es war, als könne der Falke Nihals Gedanken hören, denn ehe sie den Blick nach oben heben konnte, schoss Boromir in einem Sturzflug nach unten auf die Ebene zu und verschwand hinter dem Hügel, auf welche Nihal und die restlichen Reiter zuritten.
"Noro lim!" rief Nihal ihrem Pferd zu, hielt mit einer Hand die Zügel fest und umfasste mit der freien Hand den Griff ihres Schwertes.
Nihals Herz schlug so schnell, dass man hätte meinen können es würde ihr jeden Moment aus der Brust springen.
Doch blieb es schlagartig einen Moment stehen, als Nihal über die Kuppel des Hügels hinwegsehen konnte und Legolas erblickte. Einen Pfeil auf den anderen schoss er den Orks entgegen und drehte sich erst um, als Nihal mit lauter Stimme rief: "Legolas!"
Schnell wandte er sich zu ihr um und hielt ihr die Hand entgegen.
Im Vorbeireiten, packte Nihal fest um seine Hand zu und schwang ihn hinter sich in den Sattel.
Kaum saß Legolas hinter ihr, spannte er wieder die Sehne und Nihal warf den Kopf nach unten.
Sie hörte das zischen des Pfeiles welcher über sie hinwegflog, dann warf sie ihr Haar zurück und sah auf.
Es dauerte vielleicht noch drei Atemzüge, dann trafen beide Fronten aufeinander.
Mit einem festen Tritt in die Steigbügel warf Nihal sich aus dem Sattel.
"Nein!" hörte die Legolas noch schreien und spürte wie seine Hand über ihre Seite kratze, bei dem Versuch sie aufzufangen.
Schwungvoll rollte sich Nihal über die Schultern ab, kam auf den Beinen auf, zog ihr Schwert und kreiste es einmal schnell in der Hand herum.

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Bloodrain (Herr der Ringe FF Legolas FF)
FanfictionAlles hat man ihr genommen. Ihre Eltern, als sie ein Kind war, ihr Königreich, als sie eine junge Königin war und ihre kindliche Zofe, als sie mit ihr zu fliehen versuchte. Sie regierte eines der größten Empire von Mittelerde. Mordor, ihren Eltern...