Bloodrain (Herr der Ringe FF Legolas FF)

3, 2, 1, Spring!

Zwei Wochen der Reise vergingen ohne Vorkommnisse, ja sie verlief gerade zu ruhig. 
An diesem Tag nutzte Nihal, nicht wie sonst, eine der seltenen langen Rastpausen. Sie diskutierte nicht mit Aragorn oder Gandalf was der beste Weg sei, sie hatte nicht ihr Schwert in der Hand um mit Aragorn und Boromir zu trainieren. Nein sie lag nur auf einem der großen Felsen auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen.
Ihr Körper war ganz schwer vor Entspannung. Sie lag einfach nur da und ließ die Sonne auf sich herabscheinen. Gott wie gut das ihr und ihrem Körper gerade tat. Richtig zur Ruhe kommen. Selbst das Schwertergeschepper im Hintergrund, welches von den Hobbits und Boromir veranstaltet wurde, konnte sie nicht aus der Ruhe bringen. 
Sie schlief beinahe ein, als sie aus ihrer Trance gerissen wurde. "Nihal!" brüllte wer nach ihr.
Nihal riss die Augen auf, warf die Beine zurück und rollte sich so, in einer fließenden Bewegung, rückwärts über die Schulter auf die Füße. Sie kam in der Hocke auf, warf ihr Haar zurück und sprang von ihrem Felsen. Wieder kam es ihr vor, als würde ihre Kopfbewegung und ihr liederschlag eine halbe Ewigkeit dauern. Sie hat zu Legolas, der den Kopf zu ihr umdrehte, an seiner linken Schläfe vorbei zu dem Punkt, den der Elb gerade noch mit den Augen fixiert hatte. Für einen Menschen hätte es wie eine Wolke ausgesehen, was am Himmel flog. Doch die beiden Elben sahen mehr.
Nihal merkte wie sich ihre Iris weitete und ihr Blick sich schärfte. Dann sah sie sie, Raben.
Das alles passierte unglaublich schnell, doch Nihal kam es wie eine Ewigkeit vor. "Versteckt euch!" rief Aragorn. Nihal drehte ich im Rennen um und trat schnell das Feuer aus, dann warf sie Boromir sein Bündel zu. Ehe sie sich verstecken lief, trat sie noch den Wassereimer um und kippte so Wasser über die restliche Glut. Sie holte drei Schritte Anlauf und sprang mit einem Rad über einen großen Felsen drüber. Flach atmend presste sie sich an den Felsen, im letzten Moment, ehe schreiende Krähen über ihren Kopf hinwegschossen. Nihal bewegte keinen Muskel sondern atmete nur weiter flach ein und aus. Da legte sich was warmes über ihre Fingerspitzen. Langsam drehte Nihal den Kopf herum. Legolas kniete neben ihr, keine zwei Meter entfernt, im Gebüsch und seine Finger langen über ihren. Mit seiner freien Hand gestikulierte er ihr vorsichtig, weiter in die Knie zu gehen und zu ihm zu kommen. Nihal neigte den Kopf etwas nach oben. Die Raben Sarumans waren gerade direkt über ihr. Würde sie eine hektische Bewegung machen, würden sie sie sehen. Nihal hob eine Hand an, um Legolas zu zeigen das er noch einen Moment warten solle. "Nihal, sie mich an." vernahm Nihal da Legolas Stimme ganz leise und sie sah ihn langsam an. leise neigte er sich noch mehr nach vorne und brachte seine Finger zwischen ihre.
Sie sah ihn nur an. Konzentriert sah Legolas zum Himmel hoch und neigte sich noch mehr nach vorne. Langsam hob er seine freie Hand und zeigte ihr drei Finger. Er wandte den Blick nicht vom Himmel ab. Dann begann er runter zu zählen und Nihal ging noch weiter in die Knie.

3...

2...

1...

In rasender Geschwindigkeit lehnte Legolas sich vor, packte Nihal am Handgelenk und riss sie zu sich. Im gleichen Moment stieß Nihal sich vom Boden ab und sprang ihm flach in die Arme. Genau in diesem Moment raste ihr eine lang vergessene Erinnerung durch den Kopf. Eine Erinnerung, als sie noch ein kleines, schwaches Mädchen gewesen war.

Es knackte laut unter ihren Füßen und Nihal senkte langsam den Kopf. Sie hatte Angst, unglaubliche Angst. "Nihal, Nihal konzentrier dich auf mich." drang ihr Legolas Stimme ans Ohr. Sie sah mit weiten Augen zu ihm. "Ganz ruhig bleiben." beruhigte Legolas sie und wollte einen Schritt in ihre Richtung machen. Schon knackte es wieder laut und das Eis bekam einen noch größeren Sprung. Nihal japste Nach Luft und sah schnell runter. "Ganz ruhig, ich bin da." besänftigte Legolas sie sofort und versetzte seinen Schritt weiter nach rechts. Wieder sah sie ihn mit ängstlichen Augen an. "Legolas, ich hab Angst." keuchte Nihal. Sie zitterte. Nicht vor Kälte, sondern vor Angst. "Musst du nicht, ich bin da." erwiderte Legolas ruhig und machte noch einen Schritt, er war nicht mehr weit von ihr entfernt. Nihal nickte langsam. "Streck deine Hand nach mir aus." forderte Legolas und hielt ihr die Hand hin. Zögerlich hob Nihal die Hand. Ein weiterer Sprung schoss durch das Eis. "Ich zähle bis drei, das springst du zu mir, verstanden." erklärte Legolas. Nihal nickte ,wobei sie versuchte das brechende Eis unter ihren zarten beinen zu ignorieren. "Eins, zwei,-" er lehnte sich ihr noch mehr entgegen. "Drei!" Nihal sprang, Legolas lehnte sich ruckartig nach vorne, packte Nihal um die Taille und schmiss sie hinter sich aufs Eis.

Nihal schlug fast mit der Stirn auf dem Boden auf, doch Legolas hielt sie an den Schultern zurück. Erleichtert atmete Nihal aus und drückte sich neben Legolas Schultern vom Boden hoch. Legolas hatte einen Arm fest um ihre Taille gelegt, den anderen von sich gestreckt. Nihal sah kurz über die Schulter zum Himmel hoch. Die Krähen waren immer noch da. Sie sah wieder auf Legolas runter.
Ich bin da. Diese Worte hallte in ihrem Kopf noch nach. Bist zu dem Tag, an dem Legolas sie davor gerettet hatte ins Eis einzubrechen, war Nihal ein kleines Mädchen gewesen, ein Mädchen, welches noch Angst gekannt hatte. Furchtlosigkeit, Selbstvertrauen, Stärke, Mut, all das hatte ihr Legolas an diesem Tag binnen von wenigen Momenten beigebracht. So schnell hatte sie ihr Leben lang nichts mehr gelernt, wie an diesem Tag.

Die Krähen zogen mit einem lauten Schrei ab und Legolas und Nihal sahen beide zum Himmel hoch. Erleichtert atmete die beiden Elben auf, ehe Nihal von Legolas runterkletterte.
Er kämpfte sich zuerst aus dem Busch und hielt ihr dann die Hand hin. Nihal umfasste seine Hand und zog sich raus. Auch die anderen Gefährten kletterten langsam wieder aus ihren Verstecken. Nur Merry und Pippin mussten Aragorn und Boromir aus den Büschen zerren. "Nächstes Mal, sagt einfach was und schmeißt uns nicht in die Büsche, wie Karottendiebe." forderte Merry und zupfte sich einen Ast aus den Locken. "Das waren Späher Sarumans, sie kundschaften den Weg im Süden aus." erklärte Gandalf, welcher etwas unbeholfen, in seiner langen Robe zwischen zwei Felsen hervorkletterte. Nihal, Aragorn und Legolas sahen sich kurz an. Sie ahnten was nun kommen würde. "Wir müssen den Pass des Caradhras nehmen." endete Gandalf seinen Satz und drehte sich zu dem hoben Gebirge hinter sich um. Nihal nickte. Wie sie befürchtet hatte.