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So einen traurigen Blick hatte Stephen wahrscheinlich noch nie gesehen, wie den von Peter in dem Moment, als dieser an der Wand ein Stück entfernt von ihnen herunter krabbelte und mit nassen Augen einen hoffnungslosen Schritt auf sie zutrat.
»Ich habe es versucht.« Wisperte Stephen kaum hörbar, mit erstickter Stimme. Ganz so als ob er ebenso kurz vor den Tränen stand.
Die Worte von Steve gingen ihm durch den Kopf. "So etwas darf nicht passieren" und so weiter. Jedoch... er hatte einfach keine Kraft dazu weiterzumachen. Peter mag traurig sein, ja, aber keiner der Anwesenden konnte sich auch nur ansatzweise Stephens Schmerz in diesem Moment vorstellen. Er hatte die "Zeichen" doch so gut gedeutet, oder etwa nicht?

Nun sah sich Tony auch endlich um und starrte den Kleinen an.
Man konnte beinahe hören wie Tonys Herz durch den Blick des Jungen und des Mannes vor ihm in Stücke gerissen wurde.

Ich habe gerade den Mann der mich wahrscheinlich am meisten schätzt auf dieser Welt abgewiesen und den Jungen, der mich mindestens genauso sehr liebt und sich nichts mehr wünscht als eine Familie einfach nur zutiefst verletzt. Typisch, Tony Stark.

Er blinzelte ein paar mal hintereinander verwirrt und wiederholte die letzten Worte in seinem Kopf immer wieder. Typisch, Tony Stark.
Stumm stand er regungslos da, währenddessen Peter still und leise eine kleine Träne über die Wange lief.
Was hatte er getan? Hatte er Stephen gerade wirklich die kalte Schulter gezeigt, weil sein Ego sich zu fein fühlte? Hatte er wirklich zugelassen, das sein Verstand in dem allerwichtigsten Moment entschied, obwohl sein ganzes Inneres und sein ganzes Herz nach dem gut aussehenden Zauberer schrie? Scheiß auf das, was "typisch" für ihn war, scheiß auf dieses ständige verschließen und verstecken. Scheiß auf sein Ego.

Ohne groß darüber nachzudenken, ließ Tony seinen Gefühlen den freien Lauf, den er schon so oft unterdrücken musste. Er legte wie aus dem nichts eine Hand auf die kalte Türklinke hinter sich, packte Stephen am Pullover, zog den größeren dicht an sich und in derselben Sekunde noch, wo die beiden gleichzeitig die Türschwelle zu Tonys Zimmer übertraten, legte er federleicht seine Lippen auf die von seinem besten Freund.

Es ging alles so schnell, dass Stephen nur noch das aufquietschen von Peter mitbekam, bevor er auch schon in einen Kuss verwickelt war.
Ein wahrhaftig echter Kuss.
Alles in ihm - und in Tony - schien für einen Moment stillzustehen.
So unglaublich geschockt von der jetzigen Situation, vergaß er beinahe zu erwidern, bevor ihm auffiel wie unglaublich zärtlich und liebevoll Tony küsste - und das tat er auch noch verdammt gut. Also wirklich verdammt gut.
Vorsichtig legte er seine Hände halb an den Hals und halb an das Gesicht des kleineren, als wäre es sein größter Schatz. Währenddessen Tony sich immer noch in Stephens Oberteil krallte. Vielleicht etwas zu dolle. Aber er musste sich nun mal zusammen reißen, nicht die eine oder andere Träne vor Freude zu verlieren.
Denn genau in dem Moment schlug Tonys Herz mit so viel Wärme und Zuneigung, das es sich in jedem Winkel seines Körpers ausbreitete. Er wollte dieses Gefühl am liebsten nie wieder loslassen. Er wollte Stephen nie wieder loslassen.

Und sie vergaßen für diesen Moment die Welt um sich herum.
Ganz allmählich entstand ein hitziger Zungenkuss, bei dem keiner von beiden wirklich die Oberhand hatte. Aber auch erst, nachdem beide sicher waren, dass der jeweils andere sich voll und ganz darauf eingelassen hatte. Immerhin war dies das allererste Mal, das die beiden sich so nahe waren. Körperlich als auch seelisch. Nicht zu vergessen waren sie des gleichen Geschlechts, was auch noch mal eine Sache für sich war und doch gleichzeitig nicht wirklich etwas spürbar veränderte. Liebe ist und bleibt schließlich Liebe.
Tony drückte sich nur noch näher an Stephen, sodass sich ihre beiden Körper wohlig aneinander schmiegten und sie ihre gegenseitige Wärme spürten.

»Das war... eigentlich nicht was ich mit diesem Gespräch verursachen wollte.« Stotterte Stephen flüsternd leise und völlig überfordert, als sie sich voneinander lösten, aber immer noch so nah standen, dass sie ihren gegenseitigen, teilweise schweren Atem auf ihren Gesichtern spürten. Völlig verwirrt starrte Stephen immer wieder von Tonys linken Auge zu seinem rechten Hin und Her und spürte sofort wie ihm heiß wurde. Doch trotzdem wollte er am liebsten gar nicht mehr aufhören Tony nah zu sein. Dieses Gefühl war einfach zu berauschend.

»Nicht, was denn dann?« Erwiderte Tony gespielt verwirrt und unterdrückte sich ein Schmunzeln.

»Du solltest es... doch nur wissen.«

»Mh, hat es dir denn etwa nicht gefallen?«

»Doch... Doch! Doch, Ja, also Super... das war... Ja. Wow.«

»Willst du es vielleicht wiederholen?«

»Also, nur w-wenn du wills-«

Augenblicklich verband Tony ihre beiden Lippen wieder miteinander, leise in sich hinein lachend über dieses, von seiner Seite aus, etwas ironisches Gespräch, in welchem er Stephen beabsichtigt immer mehr verunsicherte.
Sofort klammerte er sich regelrecht an den größeren, indem er seine Arme um dessen Hals legte, als Stephen spürbar nach mehr verlangte. Er fuhr mit seinen Händen langsam die Seiten von Tony herab, an dessen Hüften angekommen fuhren sie wieder langsam herauf, diesmal aber unter dem dunkelblauen Shirt, welches langsam Tonys gut trainierten Bauch und Brust freigab.

Man will ja wirklich nicht sagen, dass Peter den Moment zerstörte, aber gerade jetzt, stürmte Pete auf sie zu und schmiss sich mit ausgebreiteten Armen auf sie, sodass alle drei rücklings ins Bett fielen.
Herzlich lachend lagen die zwei Erwachsenen auf dem Bett nach einem kurzen Schock Moment und kitzelten voller Genuss den vor Lachen gleich erstickenden Peter zwischen ihnen aus, als eine Art Bestrafung, das er einfach so hier hereingeplatzt war.
»Hört... auf!« Lachte der kleine völlig außer Atem und hielt sich den Bauch.

Noch ein wenig leise kichernd beruhigten sich die drei Minute für Minute wieder und blickten alle in ihren eigenen Gedanken versunken lächelnd an die weiße Decke.
Peter grübelte mit einem breiten Grinsen ein wenig über seine verrückte Familie, Stephen dachte glücklich strahlend über Tony, und Tony ebenso glücklich über Stephen nach. Es war gerade etwas Undenkbares geschehen und das war für beide wirklich schwer zu verarbeiten. Vor allem, weil Tony sich immer noch unschlüssig war, doch er ließ es letztendlich doch sein, sich darüber Gedanken zu machen, was sich von jetzt an alles ändern würde.

Vorsichtig drehte sich der Doktor mit dem Gesicht zu Tony und keine Sekunde später rutschten sie ein wenig nach oben, sodass sie ihre Lippen nun über Peters Kopf sanft aufeinanderlegten, ohne das einer von ihnen aufhörte mit dem lächeln.
Während der kleine immer noch zwischen ihnen auf dem Bett lag und grinsend an die Decke starrte, fiel ihm eine Frage ein.
»Liebt ihr euch?« Ohne darüber nachzudenken, fragte er direkt heraus und musste nur noch mehr grinsen, falls das überhaupt noch ging, bei dem Gedanken das er nun zwei Väter hatte. Ob sie wollten oder nicht, Peter hatte Tony seit Langem schon - und vor Kurzem auch Stephen - als Familienmitglieder ins Herz geschlossen. Daran könnten sie niemals etwas ändern.

»Ja. A-Also, nein- also, doch...« Fahrig fuhr Stephen sich durch die Haare und suchte nach einer Antwort, die einigermaßen plausibel klang.
»Es ist einfach noch ganz frisch.« Half Tony ihm mit der Antwort, womit sich Peter auch endlich zufriedengab und mit einem Luftsprung, der ihn an die Decke beförderte, kopfüber aus dem Zimmer krabbelte.

»Also, um das klarzustellen: Ich mag dich wirklich gerne, Tony.« Flüsterte Stephen leise in das Ohr des kleineren hinein und beobachtete belustigt wie sich dessen Augen immer weiter vergrößerten.
Doch Tony konnte es nicht erwidern. Er wollte so unbedingt, aber konnte nicht.
Man hatte ihm nie beigebracht seine Gefühle geschweige denn seine Liebe richtig auszudrücken, weswegen es ihm irgendwann immer schwerer fiel. Tony wusste nicht, was das für Stephen bedeuten würde, er wusste nur, dass er sich anstrengen musste und auch würde.
Er würde sich mehr als jeder andere vor ihm anstrengenden um Stephen, seinen Magier, nicht zu verlieren.

𝘥𝘰𝘯'𝘵 𝘺𝘰𝘶 𝘬𝘯𝘰𝘸 ᶤʳᵒᶰˢᵗʳᵃᶰᵍᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt