So Far Gone

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Grace

Gerade als ich das Bad verlasse, kommt mir meine Mutter entgegen. Auf ihren Lippen ziert sich ein sanftes, aber schwaches Lächeln, was ich leicht erwidere.

"Hey, Mom."

"Hey, meine Kleine"

Ihre Stimme ist leicht geschwächt, jedoch blitzt Freude in ihren Augen auf, als sie mich wirklich ansieht. Und keine Minute später liegen ihre Arme um meinen Körper. Etwas irritiert erwidere ich ihre Umarmung, dabei bemerke ich ihr zittern, was mich dazu bringt sie etwas fester an mich zu drücken.

"Es ist alles okay, Mom. Wirklich, aber ich würde jetzt gerne ins Bett gehen." , meine ich. Sanft löst sich meine Mutter von mir und es scheint mir, als wäre ihr Lächeln breiter geworden. 

"Lass uns gemeinsam mit Grandma einen Tee trinken. Bitte."


Innerlich seufze ich, da ich nun wirklich keine Lust verspüre und ich eigentlich nur noch in mein Bett möchte, jedoch lasse ich es mir nicht anmerken und nicke leicht. Stumm folge ich meiner Mutter die Treppen herunter. Vielleicht würde mir ein Tee wirklich guttun. 

"Mutter? Bitte mach doch eine Kanne Tee für uns drei, dann können wir gemeinsam auf der Couch sitzen und etwas miteinander sprechen." , spricht meine Mutter. Mein Blick schweift sofort zu Granny, die mit einem Lächeln und mit einer Kanne mit passenden Tassen auf der Couch sitzt. Ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen.

"Das habe ich doch bereits! Also los, los. Ich will mit euch etwas lachen und über junge Männer schwätzen."


Dass sie mit jungen Männern auf Louis deutet, weiß ich sofort und obwohl ich wirklich keine Lust auf diesen Mann gerade verspüre, lache ich leise und setze mich mit meiner Mutter neben Granny hin. Anders als erwartet wurde es zu einem lustigen Abend, mit vielen peinlichen Geschichten von der Jugend meiner Mutter, die Grandma mit einem Grinsen mir erzählt. Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich, dass meine Mutter ziemlich rot wird, wenn es um sie geht und um Männer, die sie gehabt hat. Vor meinem Vater hat meine Mutter zwei Beziehungen gehabt, eine davon hat nur 4 Monate gehalten, die Andere ein gutes Jahr. Meinen Vater haben wir nicht erwähnt, denn ich weiß nicht, wie sehr die Scheidung sie mitnimmt. 

"Und bei dir Grace? Kommt Louis heute Nacht wieder?" , grinsend sieht mich Granny an, meine Mutter kann es auch nicht zurückhalten, jedoch bildet sich auf meinen Lippen ein gerader Strich. Louis ist heute kein gutes Thema bei mir.

"Nein, er hat keine Zeit und ich muss mich mit meiner Hausarbeit wieder beschäftigen.", antworte ich mit einem sanften Lächeln. Ich möchte nicht, dass die Beiden meinen Stress mit Louis mitbekommen.

"Und deshalb sollte ich langsam hoch gehen. Danke für den Tee und für den schönen Abend.", füge ich noch schnell hinzu, da ich meine Chance gewittert habe endlich zu verschwinden. So kann ich weiteren Fragen über Louis und mir ausweichen. Schnell trinke ich meine Tasse leer, gebe meiner Mutter und Granny ein Küsschen auf die Wange und anschließend verschwinde ich nach oben in mein Zimmer. Tief atme ich durch, lehne mich an die Tür mit meinem Rücken und sehe zu dem offenem Fenster. Der bloße Gedanke an Louis macht mich wahnsinnig. Aber ich werde ihm nicht so schnell verzeihen, er soll ruhig meine Wut spüren, denke ich mir. Ich bin keine Frau, die es zu lässt, dass man so mit ihr umgeht. Diese Zeiten sind vorbei. Ich entscheide mich, das Fenster noch etwas offen zu haben und in dieser Zeit werde ich noch etwas meinen Laptop anschalten. Jedoch habe ich nicht damit gerechnet, dass ich, sobald ich mein Bett betrete, einschlafe und das Fenster somit die ganze Nacht offen bleibt. 

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