{ 14 } Ein neues Zuhause? { 14 }

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1. des Sonnenfrischenhauchs| Juli, Traeders Haus;  Liam

Dass wir den Weg von Handelskreuz zu dem unterirdischen Haus noch einmal zurückgehen würden hätte ich mir nicht vorstellen können, doch genau hier waren wir jetzt-
Über der Luke in den Untergrund. Was man Untergrund nennen konnte, das Haus war in dem Felsvorsprung und reichte angeblich keinen Meter weiter unter die Erde. Laut Katha war das durch die Magie möglich, die nicht nur beim Bau von Truhen und Taschen, sondern auch Gebäuden und Dingen in der Natur Verwendung fand und Platz sparen konnte. Ich vermisste den kleinen Kater jetzt schon, mit Traeder vor meinem Gesicht.
Die schon bekannten Leitersprossen gingen wir hinab und durch den quadratischen Vorraum ab durch den rohrähnlichen Tunnel. Die Tür, die ebenso kreisrund war wie der Gang, war aus demselben schwer wirkenden, doch kaum etwas wiegenden Material wie die Luke gefertigt.
Unter unseren Füßen war harter, dunkelgrauer Steinboden, aus dem auch Wände und Decke bestanden. Kalt und dunkel, kein Wunder, dass sich dieser Kerl hier zuhause fühlte.
„Das ist die Küche.", hob Traeder an, „Da hinten in der Ecke ist der Kühlschrank, wenn ihr mal Hunger habt. Aber esst uns nichts weg. Den Wasserhahn erkennt ihr ja wohl selbst und Gläser sind in den Wandschränken über der Theke.".
Er grummelte in einem so unfreundlichen Tonfall, dass ich schier Angst davor hatte, mich an der Küchenzeile aus grün-braunem Holz zu bedienen.
Mitten im Raum stand ein Holztisch mit demselben Farbmuster, den Traeder auch noch ziemlich offensichtlich kommentierte: „Das da ist der Esstisch."
Ach echt, was du nicht sagst. „Aber ihr esst in eurem Zimmer. Abends könnt ihr euch was am Kühlschrank holen, fragt dann einfach Owl. Morgens bring ich euch das Essen."
„Oh, Frühstück ans Bett, wie nett.", scherzte meine Schwester mit dem Kinderreim, den wir immer sagten, wenn wir im Bett essen durften. Doch Traeder machte es kaputt:
„Eigentlich will ich euch nur nicht am Tisch haben. Frühstück ist wichtig und ich will mir nicht den Appetit verderben lassen."
Gerne, ich auch nicht, sind also schon zwei.
Felyx schaute ihn nur verdrießlich an, Owlgamer stand still neben ihm.
Nein, nicht still.
Eigentlich stand sie nichtmal, sie wippte vor und zurück, immer weiter bis sie schief stand.
WUMMS
Und so schief stand, dass sie von der Schwerkraft zu sich gezogen wurde.
Mit einem Augenrollen bemerkte der Mann ihre Aktion und ging zu einigen Stufen, die links neben der runden Tür hinab führten. Die beiden anderen Räume, in die zwei Holztüren führten, zeigte er uns nicht, er kommentierte nur eine dritte Tür, die zum Bad gehörte.
„Kommst du, Owl?", murrte er nur noch genervter.
«Ach weißt du, ich kuschel grad so schön mit meinem lieben Boden, also geh ruhig schon vor.», nuschelte sie in den Stein, kaum, aber doch grade so, verständlich.
Wir
     folgten
                also
                       Traeder
                                   nach
                                            unten.

Wobei er sich Stufe für Stufe eher fallen ließ, einen Fuß vorstreckte und ähnlich der Munterrerin oben die Schwerkraft nutzte, um runterzukommen. Das zog das ganze nur unnötig in die Länge, was auch mich an die Grenzen meiner Nerven brachte. Schließlich hatte ich mindestens genauso wenig Lust auf ihn wie er auf mich.
„Das ist sozusagen unser Arbeitsraum. Beziehungsweise Räume, die Hälfte da.", er zeigte auf die von uns aus rechte Seite, „Das da ist meine Hälfte. Da werden wir ab morgen dann auch trainieren, damit ihr nicht gleich beim ersten Blutgeist krepiert. Aber wehe ihr fasst ohne meine klare Erlaubnis die Degen an!", warnte er uns.
Den Holzständer, in dem verschiedene Degen Platz fanden stand an der Wand neben einer weiteren Holztür, direkt wenn man nach rechts schaute. Die Fläche an sich war in der Hälfte frei und der Steinboden nur mit einer Art Matte aus strohähnlichem Material bedeckt. Meine Blicke schweiften etwas weiter durch den Raum, an der Tafel an der hinteren Wand vorbei, die an einer Ecke eine Bissstelle hatte und mit mathematischen Formeln vollgekritzelt war. Sekunde, Mathe? Wieso das denn? Und gegenüber dieser Wand befand sich die obligatorische vierte Wand, die es zum Glück auch in Munterris gab. So waren immerhin die rechteckigen Räume wie auf der Erde. Diese Wand war vor uns, schauten wir einfach gerade aus.
„Dürfen wir unser Zeug auch auf den Tisch legen? Ich meine, groß genug ist er ja...", fragte Felyx den langen Tisch bezüglich, der von der einen Ecke links bis in die Ecke rechts durchgängig an der vierten und längsten Wand entlanggezogen war. Die Antwort würde mich nur wenig überraschen: „Klar.", warte, okay, was? Es überraschte mich doch ordentlich. „Aber ich wüsste nicht, was ihr für Sachen haben sollt, die ihr drauflegen könnt."
Ich glaubte, ein Grinsen über sein Gesicht huschen gesehen zu haben. Schadenfreude hätte ich es genannt. Auch Felyx setzte wieder denselben verdrießlichen Blick auf wie oben.
„Und was ist mit der Hälfte?", fragte ich die architektonisch gleiche Hälfte betreffend, die aber deutlich zugestellter war. Auch die bei Traeder ordentliche Tischhälfte war hier voll mit Kram.
Er seufzte, doch bevor er antworten konnte knarzte einer der Holzbalken an der steinernen Decke, die sicherlich eher dekorativen Nutzen hatten.
«Das ist mein Reich», sagte Owlgamer übertrieben und knickte den Kopf ein, als wollte sie sich verbeugen. Sie war von der Treppe auf die Balken geklettert und hockte jetzt da oben.
Mit einem Satz und einem Krachen landete sie auf dem zugestellten hellen Holz.
«Hier arbeite ich an meinem, viel viel cooleren, Zeug.», aber was es war sagte sie nicht.
„Naja, jedenfalls sieht es nach einem ungefährlicheren Ding aus als bei Traeder ich meine... Strohpuppen, Holz, Leder und Blaupausen... sieht nicht so schlimm aus wie Klingen."
„Nah, sei vorsichtig. Das, was die armen Strohpuppen an Apparaturen testen müssen ist nicht grade ungefährlich. So.. gar nicht.", merkte Traeder zu dem Kommentar meiner Schwester an und klärte dann sogar knapp, was das Mysterium war: „Flugapparate. Aber genug gequatscht, bahnt euch einen Weg durch Owls Saustall hier zu der Tür da."
Wie befohlen gingen wir zu dem grünen Holz, dessen kupferfarbenen Türknauf Traeder erstmal freilegen musste, da einige Blaupausen zusammengerollt davor standen. «Zerstör nicht meine Ordnung!», rief die auf dem Tisch Hockende empört.
„Ordnung?! Das ist ein einziges Chaos!"
«Banause, das ist kein Chaos! Hier liegen überall Ideen rum!»
Doch Traeder beendete die kleine Diskussion nur und führte uns in einen kleinen, kahlen Raum mit zwei Betten, zwischen denen ein Nachttisch stand.
„Ein Bett für jeden, eine Schublade für jeden und aus dem Fenster könnt ihr rausschauen, macht nachts grade die Vorhänge zu. Macht die Tür auch immer zu, dann könnt ihr auch rumlärmen wie ihr wollt."
Wir schauten etwas verwirrt, dass ihn unser Lärm nicht stören würde, obwohl wir eh kein Geschrei geplant hatten.
„Magie. Glaubts oder nicht, aber die Munterrer waren so schlau und jede Tür, die geschlossen ist, lässt keinen Ton mehr durch, egal ob das Fenster nur Loch in der Wand ist oder mehr. Also wenn die Tür zu ist, bleibt jeder Ton im Raum. Genug Unterricht für heute, ihr müsst lernen, nicht so dumme Fragen zu stellen. Oder so blöd zu glotzen. Mein Zimmer ist gegenüber also kommt bloß nicht auf die Idee da zu klopfen oder so, Owls ist oben, die Tür auf der linken Seite neben dem Bad."
Dann drehte er um und zog die Tür hinter sich zu, die ins Schloss knallte.
„Immerhin Betten...", versuchte mein Zwilling optimistisch zu denken, den Blick aus dem Fenster über dem Tischlein gerichtet. „Soll das etwa ein neues Zuhause für uns darstellen?", raunzte ich nur.
Sie zuckte mit den Schultern und schmiss sich auf das von der Tür aus linke Bett, das dem Farbschema braunes Holz, grüner Rest gehorchte. Ich tat es ihr mit ab sofort meinem Bett nach.
„Immerhin Betten...", murmelte ich jetzt auch, aber sie war voll und ganz in ihr Buch vertieft.
"Glaive" war das erste, wonach sie gesucht hatte, als es sie zu "Hugo und Greta" weiterleitete, von denen der Kerl scheinbar das Schwert bekommen hatte. Und wieder zurück zu dem Artikel über die Klinge, die zweite Seite dazu, die das Thema "Göttlicher Degen" behandelte, was Glaive ja angeblich war.
"Niemand kann Glaive halten, geschweige denn führen, bis auf Traeder.", stand am unteren Rand der Seite, wobei anscheinend "Traeder" über mehrmals wegradierte Namen geschrieben war. Den wenigen Platz darunter nutzte meine Schwester für sich und kritzelte mit einem Stift dazu:

"Niemand kann Glaive halten, geschweige denn führen, bis auf Traeder."
                                                                                                            & Lavende!

Im Auge des Juwels - Verborgene Welt  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt