21. des Sonnenhauchs| Juli, Traeders Haus; Felyx
Die Tür fiel zu, was wir an der Treppe daneben hören konnten, ebenso wie Owlgamer:
«Ah, Igelchen, auch da?»
Auf die Ansprache der Munterrerin reagierte er nicht, dafür tappste er die paar Stufen zu uns runter. Sein kurzes, braunes Fell kitzelte, als er sich an mir vorbeidrückte.
Ähnlich wie Katha hatte er die Gestalt eines Tiers, mit der Statur eines Menschen. Nur war Igelchen um einiges kleiner, was wohl an seinem Alter lag. Und, was der Name schon umfasste, er hatte die Gestalt eines Igels. Zwischen seinen kreisrunden, schwarzen Augen lag etwas unterhalb eine genauso schwarze Igelnase. Anstelle von Haaren hatte er mehrere dunkel glänzende Stacheln auf dem Hinterkopf, sein Rücken war frei von von solchen, bedeckt von einem weiß-orange geringelten T-Shirt, das unter zwei Hosenträgern hervorschaute.
Er setzte sich ein paar Stufen unter uns hin und senkte schüchtern den Blick.
Als Owlgamer zu uns kam stand ich auf und ging ein paar Stufen hoch, wo ich mich neben Liam setzte.
«Ah, deine Wunde ist ja sauber.», bemerkte Owlgamer, «Und du bist nicht gestorben, als dich ein Mensch angefasst hat?»
Ich schmunzelte, als Traeder nur mürrisch mit dem Kopf zuckte.
Dessen Begleiterin begann daraufhin wortlos die Wunde richtig zu behandeln und zu verbinden.
„Warum hast du ihm geholfen?", flüsterte mein Bruder kritisch, den Kopf mir zugeneigt.
Ich hielt es nicht für nötig, ein Geheimnis daraus zu machen, weshalb ich einfach laut heraus sagte, was mich dazu bewegt hatte: „Ich hab Traeder geholfen, weil seine Wunde ziemlich dreckig war und er vorher das letzte Heilzeug mir gegeben hat."
Owlgamer gluckste etwas, den Blick von ihrem Patienten nun zu mir gerichtet: «Offen und direkt, juhu! Sie ist Team Owlgamer!»
Ein leichtes Grinsen huschte über mein Gesicht, doch mein Bruder nuschelte nur wieder etwas:
„Pf, also ich bin ganz bestimmt nicht für Traeder..."
Ich ignorierte ihn einfach. Langsam ging mir seine Abneigung gegenüber dem Munterrer auf die Nerven.
„Hey, Igelchen, oder? Ist dir nicht langweilig?", versuchte ich mein Glück damit, den kleinen Igel anzusprechen. Dieser schaute mich nur aus glänzenden Knopfaugen an und drehte sich schüchtern wieder weg, tappelte weiter und versteckte sich neben der Treppe.
«Keine Sorge, er hat nichts gegen dich. Er ist nur etwas schüchtern bei Fremden.», klärte Owl die ängstliche Abwendung des Kleinen auf, «Ey Liam, du willst mir doch sicher beim Kliffkraut sammeln helfen, oder? Bevor uns die Anspannung im Raum noch erstickt. Traeder, du bleibst erst mal noch da hocken, klar?», wies sie weiter an, auf die unangenehme Stimmung anspielend, die durch die Anwesenheit beider Kerle entstanden war. Traeder, der eigentlich gehen wollte, blieb gereizt sitzen und sah so aus, als finge er an die Sekunden bis zu seiner Erlösung zu zählen. Liam murrte nur etwas skeptisch, aber ich ermunterte ihn: „Geh schon, ich bleibe und ruh mich etwas aus."
Und tatsächlich ließ sich mein Zwilling schon wieder von der Munterrerin wegzerren.
„Kliffkraut ist eine Kräutersorte, das an den Hängen der Felsvorsprünge wächst.", faselte der frisch verarztete in den Raum vor sich. „Bevor du überhaupt erst auf die Idee kommst, zu fragen."
Wie Liam sich nur nicht willkommen fühlen konnte bei der freundlichen Behandlung hier?
Ich zuckte nur mit den Schultern, woraufhin sich meine Linke gleich wieder mit einem ekelhaft ziependen Gefühl zusammenzog. Ich legte sofort meine Hand auf die verbundene Wunde, als ob das irgendwas helfen würde.
„Wie alt bist du eigentlich?", nervte ich Traeder trotzdem weiter mit Fragen, was er nur mit einem Augenrollen erwiderte.
„42."
„Echt? Siehst aber aus wie 30."
„Bin ich auch."
Das "Hä" sprach ich nicht aus, die Worte wollten sich einfach nicht von meinen Lippen lösen. Traeders Worte wollten. Und kommentierten mein zu einer Fratze verzogenes Gesicht. „Was ziehst du so eine Fresse?"
Man hätte seinen Kommentar kaum von einem meiner mehr dummen als hellen Mitschüler unterscheiden können, die sagten auch immer so charmante Sachen.
„Und jetzt hör auf mich vollzulabern, ich will nicht mit dir reden.", schnauzte er nur noch, bevor ich überhaupt noch etwas sagen konnte.
Aber der kleine Junge neben den Stufen schlupfte aus seinem Versteck hervor und näherte sich uns behutsam, wobei er Traeder kritischer betrachtete als mich.
Er schnupperte leicht an mir, wenn er auch so viel Abstand hielt wie möglich.
„Keine Angst, ich tu dir nix.", probierte ich es nochmal und diesmal quiekste er sogar einige Worte. Seine Stimme klang hoch und kindlich, was ihn nur noch knuffiger machte: „War Traeder böse?", er guckte unsicher und mulmig, als fürchtete er Ärger von dem Erwähntem, „Ich meine, weil du.. verletzt bist.". Sein Satz brach langsam ab und wurde immer leiser, bis kaum noch verständlich. Ich schaute verdutzt auf meinen Verband, löste dann die Hand und legte sie zusammengefaltet in meinen Schoß. Traeder blickte betroffen zur Seite und zählte innerlich wahrscheinlich die Möglichkeiten auf, wie ich Igelchen verjagen könnte. Aber ich entschied mich, ihm einfach zu sagen, was ich dachte:„Nein. Traeder ist nicht böse, keine Sorge."
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Im Auge des Juwels - Verborgene Welt
FantasyKatzen mit der Statur eines Menschen, Drachen mit Pferdekopf und junge wie vor Alter graue Magier schlendern über den Dorfplatz, den man durch die Fenster erkennt. In einem der Räume des kleinen unterirdischen Hauses hängt eine grüne, weiß bestaubte...