7. des Sonnennebelbeginns| August, Moosebene; Felyx
«Also, dann mal auf nach Ruhenbruch, kommt schon, schneller ihr zwei Streithähne, wenn ihr so weiter macht, dann kommen wir nie an. Eher stirbt Rikse an Altersschwäche, und dabei sind Munterrer unsterblich...», motzte Owlgamer ein wenig ironisch, ein wenig genervt. Wie wir alle. Liam und ich hatten immer noch Krach, es war ein schweigsamer Abend gewesen. Wir Beide lagen in unseren Betten, ohne zu reden und erwarteten den erlösenden Schlaf. Die Zeit davor hatte ich noch mit Traeder verquatscht, was nun so weiter ging. Owlgamer versuchte, meinen Bruder bei etwas Laune zu halten, während ich ein Gespräch aufbaute: „Hey, und wie gehts? Noch ein bisschen geübt?"
Er schmunzelte ehe er eine sarkastische Antwort gab: „Mhm, damit ich auch mal so gut werde wie du. Kan ja nicht angehen, dass ich in deinem Schatten stehe."
„Ja gell, da klau ich schon deine heilige Spezialwaffe und dann bin ich auch noch besser im Geige spielen.", mit einem gespielten Lachen machte ich ihm klar, dass meine Arroganz nicht ernst gemeint war. Sarkasmus war die beste Methode gerade, um unsere kollektive Genervtheit zu verbergen. Nur um sicher zu gehen widersprach ich mir doch sofort selbst: „Nein, du bist nicht schlechter als ich, in keinem von beidem. Aber du musst mir lassen, wir sind mindestens gleich gut im Umgang mit der Geige."
Mehr als ein bestätigendes Nicken brachte der Kopfgeldjäger erst nicht hervor, dann brachte er doch noch eine Antwort zu Stande: „Wie schon gestern gesagt, du spielst echt gut. Schade, dass deine Eltern dich nicht unterstützen wollten."
„Pf, offensichtlich war das ja noch das geringste, ich kann Pap- Rikse ja bald konfrontieren."
„Wir müssen nicht zu ihm gehen, wenn ihr nicht wollt. Es ist nur ein Angebot von mir. Liam, wie siehst du's?"
Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern. Eine andere Stimme entschied sich aber dazu, sich einzumischen, das Gespräch aber sofort wieder zu verlassen: „Ich bleib bei ihm, mir egal wie scheiße er sich benimmt, ich lass ihn nicht so einfach davon, ich will Antworten. Und immerhin ist jemand mal meiner Meinung was dich angeht." und schon stapfte er wütend weiter, an uns vorbei.
«Ich muss dir wohl kaum sagen, dass es keinen Sinn hat mit ihm zu reden. Zumindest nicht für dich.», warf Owl ein, verstummte dann auch sogleich. „Mmh, was ist los heute? Irgendwie ist.. alles so.. langweilig. Ich hab keine Lust mehr, wir sind schon so lange unterwegs.. Sind wir bald endlich da?", raunte auch Igelchen, der seltsam träge mit schlurfte. Es war ein schöner Tag, schon als wir heute morgen los gelaufen sind, aber irgendwas lag in der Luft, das sie stickig machte und unsere Laune zu Boden drückte, wo sie aber auch nicht genug Sauerstoff fand, weshalb sie komplett absoff. „Wir kommen erst morgen in Ruhenbruch an, Igelchen, unser heutiges Ziel ist erstmal Tropfendorf.", erklärte Traeder, der noch gelassenste von uns allen. «Jepp, uuuund da sind wir auch schon.», kündigte Owl die sichtbar werdenden Häuschen an. Kreisrund, ähnlich wie in Beche sammelten sie sich. Viele Wege schlängelten sich zwischen den gleich großen Gebäuden hindurch, einen Platz hatte dieses Örtchen ausnahmsweise nicht. Was viel mehr ins Auge stach, war der riesige, schmal zulaufende Kliffhang neben den es stationiert war. Dieser rund gebogene Vorsprung war einer von zweien, die einen fast schon türkisen See umfassten. „Das ist der Tropfenkessel, oder?", fragte ich auf dem Wissen meines stetigen Buchbegleiters nach, was mir sofort bestätigt wurde. «Das wie vielte mal seit unserer Reise suchen wir jetzt schon eine Unterkunft?», scherzte Owlgamer, während wir den Weg entlang auf der Suche nach einer Nachtkemmer durchstreiften wie einen Dschungel. Dass die Dinger aber auch immer so schwer zu finden waren hier in Munterris, auf der Erde kam mir die Suche immer leichter vor. „Mmh..", murrte mein Zwilling, sich die Stirn und Augen reibend. „Alles ok, Liam?", fragte zuerst Traeder, in einem leicht versetzten Kanon die junge Terra gleich hinterher, Igelchen und ich wandten uns zu dem deutlich langsamer gewordenen Jungen um, der stöhnend und zerknirscht knurrend hinter uns her torkelte. „Passt.. schon..", stammelte er noch, doch wir konnten sehen, was er nicht zugab. Bis es unwiderlegbar wurde, seine zitternden Knie und die blasse Haut hatten ihn verraten. Mit einem Knacken brach er in seinen Beinen zusammen, als wären es bereits abgebrannte Streichhölzer, sein Husten wie im Rauch erstickt, doch ließ es noch genug freie Raum für seine Abneigung. Da er am nächsten an ihm ran stand machte Traeder den hastigen Schritt auf ihn zu und fing ihn mit den Armen unter Liams Achseln auf. „Nnh, lass mich.. los..", ächzte der gereizt. „Liam, bitte, zeig was von deiner Intelligenz und ignorier mich einfach, dir ist auch klar, dass das nicht die richtige Situation zum Aufregen ist. Wir müssen jetzt wirklich eine Unterkunft finden.", endete der Mann an uns gewandt. Wir reckten uns alle und liefen voraus, um unser Ziel zu finden, Igelchen und Owlgamer von ihrer Größe benachteiligt sprinteten ein wenig weg, um mehr sehen zu können. „Kann ich euch helfen?", kam jedoch eilig ein junger Mann mit dunkelbraunen Haaren und grünen Stacheln auf dem Rücken auf uns zu. „Wir bräuchten..", setzte Traeder an, der nebenbei damit beschäftigt war, meinen Bruder auf den Beinen zu halten, „eine Nachtkemmer... weißt du, wo wir hier eine finden?"
„Klar", schoss der Mann im selben Moment heraus, „aber die sind sehr voll, ihr könnt zu mir kommen, zumindest vorerst und euch ausruhen. Grade hier lang, ich hab auch Bunttee für den jungen Mann."
Ob wir ihm vertrauen konnten wusste ich nicht, doch die Katzengemmen waren eh ein viel offeneres Gebiet als der Rest Munterris, wobei schon die Welt an sich als viel ehrlicher und freundlicher als die Erdenbewohner galt. Um schneller anzukommen stützte ich meinen Zwillingsbruder an der anderen Seite, Igelchen und Owlgamer reagierten auf unser Zurückrufen und eilten hinter uns in das kleine Haus, der kleine Junge schob uns von hinten an.„Gut. Ihr Zwei könnt das Gästezimmer haben, eure drei Freunde meinten, sie bleiben im Wohnzimmer.", sagte Cruu lieb. Der Mann mit dem Stachelrücken hatte uns fünf erlaubt, diese Nacht bei ihm zu verbringen, was wir angesichts der Lage dankend annahmen. Nach dem erfrischenden Tee aus Blättern der Buntwaldkräuter beruhigten wir uns ein wenig und konnten uns von dem Schock erholen, ebenso wie Liam sich von seinem Zusammenbruch. Dennoch lag er schlapp auf seinem Bett an der Wandseite und atmete tiefe, lange Züge.
Ich nickte dem gastfreundlichen Munterrer dankend zu, der uns alleine in dem Zimmer zurück ließ.
„Meine Übelkeit kommt nicht vom Essen oder irgendeiner Krankheit...", nuschelte mir der Kranke zu, „das kommt.. von außen, also.. keine Ahnung wie ich es erklären soll.."
„Ist schon gut Liam, ich glaub, ich versteh, was du meinst, ich.."
„Es tut mir leid.", grätschte er in meine kurze Denkpause ein, „wir haben noch nie wirklich gestritten, kanns sein?"
„Ts, ja.. war ja auch niemand anders zum reden da, da harrt man eher mit Meinungsverschiedenheit aus.. aber ja, mir tut es auch leid, denke ich..."
„Nein, muss es nicht, es... Katha hat uns doch schon erzählt.. mit dem Blutrausch.. in Munterris ist jedes schlechtes Gefühl wie ein Bumerang.. Hass ist Schwäche, je schlimmer, desto schlechter gehts einem.. da hats mich wohl erwischt, huh?", grinste er schuldbewusst. „Liam, nicht nur das, es ist wirklich nicht alles im Lot.. es.. keine Ahnung irgendwie, es ist wie bei Tempelsberg- da war auch so eine miese Stimmung."
„Mhm..", schnaubte er erschöpft, kurz vorm Einschlafen. Da war etwas schlechtes in der Luft und es bereitete mir ein unwohles Kribbeln im Bauch.
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Im Auge des Juwels - Verborgene Welt
FantasyKatzen mit der Statur eines Menschen, Drachen mit Pferdekopf und junge wie vor Alter graue Magier schlendern über den Dorfplatz, den man durch die Fenster erkennt. In einem der Räume des kleinen unterirdischen Hauses hängt eine grüne, weiß bestaubte...