{ 15 } nur ein Kratzer! { 15 }

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21. des Sonnenfrischenhauchs| Juli, Traeders Haus;  Liam

Drei.
Verfluchte.
Wochen.

Drei Wochen trainierten wir jetzt schon mit Traeder, der uns mehr drillte, als es das Militär je könnte. Dazu kam die unfreundlichste Art, geweckt zu werden.

Es hämmerte an der Tür und im selben Moment öffnete sich diese. „Steht schon auf, es ist 6 Uhr, in einer halben Stunde fangen wir an. Hier habt ihr euer Essen!", brüllte er um uns endgültig zu wecken. Und zu nerven. Er stellte das Tablett mit zwei Schüsseln mitten in den Raum auf den Boden und ging auf dieselbe Art wie am Tag zuvor. Zwei halb volle Schalen Müsli. Trocken. Diesmal konnte Felyx nicht mal mehr optimistisch anmerken, dass wir immerhin Löffel hatten.

Immerhin konnten wir nach ein paar Tagen Milch aushandeln, wir bekamen sogar ein Glas Wasser dazu und mussten uns nur welches zum Nachfüllen holen. Und eine Stunde konnten wir ausdiskutieren, also fingen wir jetzt zur normalen Schulzeit von 7:30 Uhr an. Pausen und Ende individuell verschiebbar, in Traeders Fall vor allem nach hinten verschiebbar. Dabei war der Abend das, was am witzigsten war, wenn es daran ging, mit Owl Abendessen auszusuchen.

«Lachs? Salat? Schokolade! Oder doch die Pfannkuchenreste von gestern? Hmm... was sagt ihr? Wollen wir Lose ziehen? Ich habs! Von allem etwas, dann wird nichts vernachlässigt.»
Und so saßen wir drei am Esstisch und hauten uns alles mögliche an Essen rein, was wir selbst daheim nie hätten essen dürfen, oder zumindest als Abendessen. Selbst nicht mit Papa. Traeder hatte sich zu unserem Glück da schon immer in seinem Zimmer verkrochen.
«Wojt ihr mainä Räschdä ham?«, schmatzte Owl. „Äh... bist du schon satt?"
Zum Glück schluckte sie bevor aie auf unsere Nachfrage antwortete: «Mh, wir haben eigentlich schon gegessen, vorhin, mit Igelchen zusammen.»
„Igelchen?"
«Unser kleiner Mitbewohner, er ist erst 6 und etwas schüchtern bei Fremden.. Ach und Traeder will nicht, dass ihr ihn kennenlernt, also pst. Ich hab ihn nie erwähnt.»
Und dann war die Konversation auch schon beendet, so viele Fragen bezüglich Igelchens zurücklassend. Wie zum Beispiel, wer so einem Kerl wie Traeder ein Kleinkind anvertraut.

Mehr war nicht wirklich interessant in den drei Wochen, außer, dass Felyx Glaive nicht auch nur noch einmal anlangen durfte.

Es war wieder soweit, wir hatten unser Frühstück runtergeschlungen und zu Traeders Trainingshälfte gehastet. Dieser stand schon erwartend an die helle Tischplatte gelehnt.
„Da seid ihr ja."
Überpünktlich. Sogar zu früh, laut der Uhr in Owls Hälfte, die richtig ging.
„Heute wollte ich mal was anderes machen. Wir trainieren schon seit drei Wochen immer wieder stumpf die verschiedensten Posen, Hiebe und Arten zu parieren, aber ihr müsst gegen Gegner gewinnen können, die sich aktiv und individuell bewegen."
«gegen Gegner gewinnen, Traeder, Meister der Alliteration.», warf Owl mal wieder einen ihren aufheiternden Kommentare in den Raum.
„Heute sollt ihr also mal richtig kämpfen. Ich werde also nicht einfach da stehen und einen Schlag nach dem anderen machen, sondern so, als stünde ich einem Blutgeist gegenüber. Und genauso sollt ihr gegen mich kämpfen. Felyx, nimm dir den Degen, den du immer hast."
„Aber das ist doch ein richtiger Degen. Und ich soll damit wirklich normal gegen dich kämpfen, als wärst du mein Feind? Du könntest dabei draufgehen!"
„Könnte ich, wär mein Gegenüber kompetenter und gefährlicher also los, außerdem nehme ich weiter Glaive, du solltest besser aufpassen als ich."
Er hätte es aber sowas von verdient eine mit dem Schwert verpasst zu bekommen.
Unsicher nahm meine Schwester den Degen und stellte sich auf, Traeder ebenso ihr gegenüber.
Ich sollte auf dem Tisch sitzen, die Treppe direkt vor mir.
Ohne Vorwarnung machten Traeder einen Schritt nach vorne, stieß mit dem Degen zu und meine Schwester wehrte ihn sogar ab, griff jedoch nicht selbst an. Nach einigen Schlägen nahm sie aber doch den Mut zusammen und schlug von der Seite zu, was Traeder nur mit einem Umdrehen der Klinge abfing, das Metall rieb aneinander und die Waffe meiner Schwester war ihm wieder abgewandt. Sie wirkte sicherer, achtete nicht mehr nur auf den richtigen Stand und fixierte ihren Gegner, führte eine schnelle Reihe an Schlägen aus, doch waren diese kaum ein Problem für den Mann. Sie schaffte es gerade einmal, sein Hemd am Bauch zu streifen, Traeder wich weniger elegant einen Buckel machend nach hinten aus und kopierte dann die Bewegung meiner Schwester, was ihr deutlich mehr Probleme machte. Sie stotterte etwas, wehrte einen Schlag nach dem Anderen ab, doch stieß dann mit dem hinteren Fuß gegen die steinerne Treppe hinter sich, schreckte leicht zusammen, doch gerade das kam dem nächsten Schlag entgegen:
Ein Rauschen, das die Luft zerschnitt, endete in einem Aufschrei Felyx, begleitet von einem Klirren ihrer Waffe, die sie vor Schreck hatte fallen gelassen. Traeder zog die nun blutverschmierte Klinge aus der Schulter meines Zwillings. Sie sank zu Boden, die Hand, in der zuvor noch die Waffe lag auf die Wunde gedrückt. Langsam fing sie an zu Schluchzen und versuchte, ein Weinen zu unterdrücken, doch der Schmerz war stärker. Der Riss, der sich durch ihre Haut zog war groß und fuhr sich bis etwas aufs Schulterblatt.
„Heul nicht so rum, das ist doch nur ein Kratzer!", raunzte Traeder genervt. Es war still bis auf meine Schwester, die der Anweisung Traeders nicht folgen konnte.

Im Auge des Juwels - Verborgene Welt  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt