22. des Sonnenhauchs| Juli, Traeders Haus; Liam
Das zum Sonnennebel fahler werdende Licht fiel durch die dünnen Vorhänge herein und kitzelte mich beinahe. Wir waren gerade erst aufgewacht und verbrachten die freien Minuten damit, die Decke anzustarren und die Freizeit zu genießen. Es war zwar schon 9:30 Uhr, dennoch war es still in unserem Raum. nach einer Zeit setzte ich mich auf, was mir meine Schwester nachtat, mit einigen Wörtern verbunden: „Dieses Zeug wirkt echt Wunder, die Wunde von gestern ist schon so gut wie ganz verheilt."
„Schön. Vielleicht ist Traeders Wunde ja noch nicht verheilt und er kommt uns deshalb nicht wecken."
„Mh, ich denke es ehrlich gesagt nicht. Ich glaube auch Seine ist schon wieder weg."
Ich schnaubte, „Ich würd es ihm nicht gönnen, soll er doch den Rest der Woche hinken. Wenn der Typ so nen Sch-"
„Wenn ichs mir nicht anders überlegen soll wegen dem Frühstück, dann wär ich lieber vorsichtig.", wurde mein Meckern jedoch unterbrochen. Traeder hatte unbemerkt die Tür geöffnet und lehnte nun im Türrahmen, die Hände in den Taschen, genau solche Klamotten wie jeden Tag. Nur trug er keine Schuhe zu Jeans und Hemd. Die Wunde schien aber wirklich schon verheilt zu sein, da er auf dem am Vortag noch verletzten Fuß stand.
„Ääh.. was für ein Frühstück?", bemerkte Felyx, der auch sofort aufgefallen war, dass der Mann nicht wie sonst ein Tablett mit sich trug.
Nach einem hörbaren Ausatmen erklärte er die Situation, was uns zutiefst verwunderte: „Wir dachten, ihr könnt heute mal mit uns oben essen. Owl deckt den Tisch, also beeilt euch, bevor er Feuer fängt.", dann drehte er wieder um, als wären seine Bedenken bezüglich Owls wahr gewesen. Ich musste an die bisherigen Frühstücke denken, was mich nur noch mehr überraschte. Die Auswahl wäre von Trockenmüsli, mit etwas Milch, auf ein weitaus größeres Spektrum gewachsen:
Alles mögliche, was wir sonst nur abends mit der jungen Munterrerin plünderten, zierte das Holz auf diversen Tellern, aber auch unsere altbekannten Schüsseln standen an den Plätzen, fünf an der Zahl. Für jeden eine.
«Wollt ihr ein paar Cornflakes? Wir haben noch welche in der offenen Packung.», bot Owl freundlich an, was ich nicht ablehnte. Ich war baff, als ich die nur zu vertraute Pappschachtel rübergereicht bekam und das Bild, sowie die Comicschrift erkannte.
„Cookie-Oh's!? Ich liebe die, ich hab die schon als Kind immer gegessen! Das sind meine absoluten Lieblinge!", wobei mich meine Gefühle vielleicht etwas übermannten.
«DEINE AUCH?», fragte Owl nur noch euphorischer, was von Felyx sofort kaputt gemacht wurde:
„Leute, es sind nur Cornflakes. Kommt mal runter."Das sind nicht nur Cornflakes!
Korrigierten wir sie im Einklang. „Es ist nicht einfach wie die Nougatkissen oder die Schokoflips, die es von jeder Zerialienmarke gibt. Nur die hier haben Mini-Cookies in Donutform mit weißen Schokostückchen und Nougatfüllung!"
„Iiich kenn sie ja Liam.. und ich weiß, außer denen ist noch niemand auf so einen Instantkaries gekommen."
Auch Igelchen, der die ganze Zeit stumm daneben saß äußerte sich dazu: „Darf ich sie deshalb nie essen? Weil sie so schlecht für die Zähne sind?"
„Ach Igelchen, ignorier die beiden Cornflake Kritiker, das Zeug ist eh viel zu süß.", wofür mein Zwilling gleich zwei bitterernste Blicke erntete.
Doch bevor Igelchen noch irgendwas sagen konnte, ermahnte ihn Traeder: „Redet nicht mit denen."
Seine goldene Regel, die aber höchstens ihn was interessierte.
Und den Kleinen interessierte es, wieso überhaupt, als er ein einfaches unschuldiges "Warum?" in die Runde warf.
„Weil sie nicht gut sind. Sie sollten nicht mal hier sein."
„Aber warum kümmern wir uns dann um sie?", hinterfragte das Kind als weiter, nur wusste der Befragte diesmal keine so schicke Antwort. Er schwieg bloß und schob sich den letzten Schlitz seiner eben geschälten munterrischen Mandarine in den Mund.
Es lag an Owl das merkwürdige Schweigen noch merkwürdiger zu machen:
«Traeder, isst du deine Schale noch?»
Wir waren etwas angewidert, da sie gerade Interesse daran gezeigt hatte, die Schale zu essen. Traeder rollte mit den Augen. „Dein Appetit macht uns noch arm.", willigte aber doch ein, als er ihr die Schüssel mit den orange leuchtenden Schalen hinschob. „Und geschirrlos.", ergänzte er noch zu seiner Anmerkung, was wir erst begriffen, als sie das Orange aus der weißen Keramikschüssel fischte, bis sie leer war und dann anhob.
Mit einem Knirschen, das in den Ohren hängen blieb biss sie ein Stück aus dem Geschirr ab und knusperte munter und mühelos darauf herum. Klar. Keramikschale. Das Mädchen wurde nur noch seltsamer. Aber wem's schmeckt...
Mit geweiteten Augen saßen wir neben dem Szenario, musterten sie irritiert, bis nichts mehr von ihrem Snack übrig war.
Für Traeder schien das ganz normal zu sein, da er sie kaum eines Blickes würdigte und sich an uns alle richtete: „Esst nicht zu viel, wir wollen uns heute auf den Weg machen, den ersten Tempel in Angriff zu nehmen."
„Tempel?"
Felyx und ich waren planlos. Was hatten wir mit einem Tempel am Hut?
Ehe er ansetzte, es uns zu erklären, schnaubte er genervt.
„Es gibt fünf Tempel in Munterris, zumindest hier in den Katzengemmen. So heißt quasi unser "Land". Also die Gegend von hier bis hinter die Hauptstadt Katzengemme. Und jeder dieser Tempel beinhaltet eines der Siegel der Portale, aber auch der Himmelspforte. Und was für euch vielleicht religiös klingt, ist der Name für das Einbahn-Portal zurück auf die Erde. Und heute will ich das erste Siegel mit euch brechen. Es könnten allerdings die ein oder anderen Blutgeister da sein, also nehmt ihr eure Waffen mit."
„Pf. Klingt ja echt einfach, wie für Babys gemacht.", meinte meine Schwester in trockenstem Sarkasmus. Diesen erwiderte Traeder nur mit einer schnippischen Konter: „Ja, passt also auf, dass es euch nicht zu schwer wird. Wär echt schade um euch."
Ich hörte förmlich, wie der zweite Satz vor Ironie trief. Höchstwahrscheinlich hoffte er, dass wir draufgingen. Doch ich konnte ihm nichts mehr entgegen werfen, da er schon aufstand und die Treppen eilig runterschlenderte.
Wir folgten ihn mit gemischten Blicken, keine Ahnung was wir von ihm halten sollten.
«Nehmts euch nich so zu Herzen, der übertreibt nur.», doch an mir ging seine abweisende Art eh vorbei, es war mir lieber, als dass er ständig bei uns wäre.
Felyx sagte nichts, schob nur wortlos und geistesabwesend die Schüssel von sich weg, als eine überlegende Frage mit kritisch zusammengekniffenen Augen in den Raum geworfen wurde:
«Esst ihr eure Schüsseln noch?»
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Im Auge des Juwels - Verborgene Welt
FantasyKatzen mit der Statur eines Menschen, Drachen mit Pferdekopf und junge wie vor Alter graue Magier schlendern über den Dorfplatz, den man durch die Fenster erkennt. In einem der Räume des kleinen unterirdischen Hauses hängt eine grüne, weiß bestaubte...