Trauernder Tag

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Carolin's Sicht

Ich habe Jackie noch nie so niedergeschlagen gesehen. Ich weiß wirklich nicht, wie ich mich so richtig verhalten soll. Ja, ich bin 33, aber Jackie war bisher immer ein Lebensfroher Mensch, gerade durch Bonnie. Und jetzt wurde ihr einfach ein Teil des Herzens raus gerissen, ich leide mit ihr. Bloß kann man Jackie schwer einschätzen, egal wie lange man sie kennt. Ich muss irgendwie an Kerstin's Nummer kommen. Es ist mittlerweile Mittag und wir sitzen mit der Klasse im Essensaal und essen die Spaghetti Bolognese, ausser Jackie. Sie  telefoniert am anderen Ende des Raum's und ich kann mir denken das es Kerstin ist. Wie sie das mit Bonnie machen will, bleibt mir ein Rätsel. "Was ist denn in Jacqueline gefahren?" fragt Uwe mich quer über den Tisch. "Die Frage muss sie dir selber beantworten, Uwe. Ich weiß nicht, ob sie es erzählen möchte. Tut mir leid" antworte ich, werfe ihm einen entschuldigenden Blick zu und stehe auf, um zu Jackie zu gehen. Die Blicke der Schüler ignoriere ich. "Ja ... ich werde Bonnie in Berlin einäschern lassen und die Urne mitnehmen ... vielleicht kommt die in den Garten ... du Kerstin, Caro kommt ... ja, richte ich aus ... danke füe deine Zeit, ciao ciao" das sind die Worte die ich mitbekomme. Sie hat einen Plan, ich werde mich fügen. Ich setze mich auf die Bank von der Wand und nehme Jackie in die Arme. Ich streiche über ihre Haare, die mittlerweile etwas gegelt sind, damit sie nach einer Frisur aussehen. "Bin ja da" hauche ich und wische ihr die Tränen weg. Sie hat sich in ihre schwarze Hose gezwängt und sich ein schwarzes T-Shirt angezogen. "Sprich mit mir wenn etwas ist, bitte Jackie" flüstere ich und erwarte keine Antwort. Minutenlang verharren wir so. Ein leichtes beben sucht Jackie's Körper immer wieder heim, da sie das schluchzen unterdrückt. "Wollen wir aufs Zimmer?" frage ich leise nach, sie schüttelt kaum merklich mit dem Kopf und lehnt sich weiter mit dem Kopf gegen meine Schulter. "Frau Meyer, wird das hier wieder eine-" der Macho steht vor uns, er sieht Jackie am Boden zerstört und stoppt. "Zisch ab" sagt Jackie drohend, sie klingt noch drohender als vorm Bus. "Aber-" er will wieder ansetzen, Jackie will aufspringen, doch ich halte sie zurück. "Du hast sie gehört. Geh bitte" antworte ich ruhig. Er schüttelt den Kopf, ich merke wie Jackie vor Wut beginnt zu zittern. "Ganz ruhig Schatz, ganz ruhig. Ignorier ihn einfach" rede ich gut zu und hoffe instinktiv, das der Junge endlich verschwindet. Er verschwindet tatsächlich und ich spüre wie Jackie am liebsten in sich zusammen brechen will. "Hey, alles ist gut" flüstere ich und manche würden Jackie für  bescheuert erklären, es wäre schließlich "nur" ein Hund. Aber die beiden hatten eine sehr starke Bindung zueinander. Soweit ich weiß, hat ein Tierarzt Bonnie's Körper schon hier raus geholt und trifft die ganzen Vorbereitungen für ihre Einäscherung. "Frau Meyer?" fragt ein Mädchen aus meiner Klasse, Julia. "Ja, Julia?" stelle ich die Gegenfrage und streiche noch immer über Jackie's Haare. "Ich wollte fragen, ob alles in Ordnung ist. Sie wissen ja, das ich Psychologie studieren möchte und so wie das aussieht geht es Frau Lindner nicht gut. Ich würde mich bereit erklären "Therapeutin" zu sein, als Angebot" lächelt die schwarz Haarige und streicht sich die kurzen Haare nach hinten. "Danke Julia, wir werden darauf zurück greifen. Geh zu den anderen, ja?" es ist mehr eine Aufforderung statt einer Frage an die kleine und sie geht wieder zum Rest der Klasse. "Ich will nicht mehr ..." schluchzt Jackie auf und ich halte sie fester an mich gedrückt. "Doch, willst du. Du siehst gerade nur keinen Sinn darin" wiederspreche ich ruhig, darauf bedacht das Jackie nicht in die Suizidgedanken rutscht. "Lass uns lieber aufs Zimmer gehen, das soll nicht jeder mitbekommen" flüstere ich und Jackie nickt. Zusammen und etwas geduckt bewegen wir uns also zum Zimmer. Jackie fiel ins Bett und weinte ins Kissen. Gerade als ich die Tür zu machen will, steht Joseph davor. "Carolin, können wir reden?" fragt er nach. "Joseph, was gibt es? Ich würde gerne für meine Verlobte da sein!" entgegne ich leicht gereizt, soviel anstand wird er doch wohl haben. "Dann machen wir es in Tür und Angel. Aber du solltest Heterosexuell werden" sagt er ruhig. Ich höre, wie sich Jackie aus dem Bett erhebt und anscheinend die Kleidung richtet, darauf bedacht das wir es nicht merken. "Warum?" hake ich nach, das ist sehr komisch. "Du verpasst was" grinst er schelmisch und greift an meine Hüfte, doch Jackie geht dazwischen. Sie ist größer als er, also wirkt er etwas verunsichert. "Nenne mir einen guten Grund, dich jetzt nicht quer durch das Hotel zu jagen wie ein Wolf, um dich danach nicht zu zerfleischen wie ein Tiger!" entgegnet Jackie aufgebracht und funkelt ihn böse an. Ich an Joseph's Stelle wäre mega eingeschüchtert, er ist es nicht. Noch nicht. "Was soll mir schon passieren? Du bist eine Frau, vor dir habe ich keine Angst!" lacht er spöttisch. "Ich gebe dir 5 Sekunden, die Beine in die Hand zu nehmen und deinen Allerwertesten zu retten!" mahnt Jackie. Er trottet los.

Jackie's Sicht

Meint der doch meine Verlobte anfassen zu müssen! Mir gegenüber spöttisch sein, soll er halt, nicht mein Problem wenn seine Nase nachher gebrochen ist. Ich reiche Carolin mein Jacket und kremple die Ärmel hoch. Er war am Ende vom Gang, als die 5 Sekunden um waren. Ich hastete trotz Anzugschuhen zu ihm und er erkannte langsam den Ernst der Lage. Wir rasten durch das gesamte Hotel, Carolin nach mir rufend hinterher. Ihm ging die Puste aus und somit riss ich ihn zu Boden. Sein Gesicht knallte mit der Nase voran auf den Boden und ein Knacken war zu hören. Er dreht den Kopf zur Seite, ehe ich diesen auf den Boden drücke. "Na, bin ich immernoch typisch Frau?" frage ich grinsend. Das Blut lief ihm aus der Nase, doch das stört mich wenig. "Jackie! Komm sofort von Joseph runter!" mahnte Carolin, allerdings hatte ich einen Tobsuchtanfall. Ich schlug mit den blanken Fäusten immer wieder auf den Lehrer ein, bis er bewusstlos wurde und ich kurz nach ließ. Carolin riss mich von Joseph runter und leistete Erste Hilfe. Erst jetzt wurde mir klar, was ich angestellt hatte. Ich habe einen Lehrer verprügelt, auch wenn er meine Verlobte angefasst hat, ist das definitiv kein Grund dazu. Ein Rettungswagen nimmt Joseph mit, davon bekomme ich allerdings bekomme ich nichts mit, da ich mich in das Zimmer zurück gezogen habe. Ich mache mir etwas Musik über die Kopfhörer an und schließe die Augen. Doch die Ruhe hält nicht lange an. Jemand setzt sich auf meine Hüfte und nimmt die Kopfhörer herunter.

Ich und meine Lehrerin ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt