Am nächsten Morgen wurde ich früh wach. Ich hatte nicht gut geschlafen. Mein Kopf tat weh und es fühlte sich an, als hätte ich nicht eine Sekunde die Augen geschlossen gehabt. Ich starrte an die Decke. Emilia schlief noch. Verstohlen sah ich sie an und drehte mich vorsichtig ein Stück in ihre Richtung. Ich wollte nicht, dass sie davon wach wurde. Selbst beim Schlafen sah sie schön aus. Ihre langen Haare waren zerzaust und sie schnarchte ganz leise, aber das störte mich nicht. Ganz im Gegenteil. Ihre Augenlider zuckten leicht. Was sie wohl träumte? Ich betrachtete sie genauer. Warum hatte ich sie verdient? Was fand sie nur an mir? Diese Gedanken verfolgten mich schon immer. Ich konnte nicht verstehen, wie sie sich ernsthaft für mich interessieren konnte. Plötzlich erfüllte mich eine abgrundtiefe Traurigkeit. Ich wusste nicht, warum es so war. Ich musste mich wieder auf den Rücken legen und auf eine regelmäßige Atmung achten. Warum war ich nur so durcheinander?
»Hey, was ist denn los?«, fragte Emilia mich und versetzte mir einen Schrecken. Ich hatte nicht mitbekommen, dass sie mittlerweile wach war. Ihre kastanienbraunen Augen blickten mich aufmerksam an. Ich konnte nichts sagen. Die Gedanken fuhren in meinem Kopf Achterbahn. Wortlos setzte sie sich auf und zog mich in ihre Arme. Sie schenkte mir Zuflucht. Der Gedanke machte mich nur noch trauriger. »Ich bin hier, wenn du über etwas reden willst«, flüsterte sie mir leise zu und gab mir einen zarten Kuss auf den Kopf. »Ich werde immer da sein.« Ich wusste es. Ich wollte es. Ich liebte sie. Doch trotzdem fühlte ich mich in diesem Moment eingeengt, dabei machte sie nichts falsch. Sie verhielt sich wundervoll.
Ich entfernte mich aus ihrer Umarmung. »Danke«, raunte ich ihr mit einer heiseren Stimme zu. »Aber ich weiß auch nicht, was los ist. Vielleicht ist es einfach nur komisch, dass ich jetzt wieder hier bin. Es geht schon wieder.« Ich zwang mich zu einem leichten Lächeln. Emilia stand auf, verharrte dann einen Moment und drehte sich wieder zu mir um. Sie beugte sich zu mir und küsste mich. Es war ein leichter Kuss, aber er brannte auf meinen Lippen. Ich konnte mich noch genau an unseren ersten Kuss erinnern. Da ich in ihrer Gegenwart am Anfang sehr schüchtern war, ging er von ihr aus. Wir waren im »Botanischen Garten« unterwegs. Es war ein warmer Septembertag und einige Tage später waren wir ein Paar. Sie hatte mich einfach nur angestarrt mit ihren leuchtenden Augen. Als ich sie fragte, was los sei, hatte sie mich geküsst. Es war mein erster Kuss überhaupt gewesen.
Emilia stand erneut auf und dieses Mal zog sie sich ihr T-Shirt, welches sie zum Schlafen trug, aus. Auch wenn ich sie nun bereits oft nackt gesehen hatte, sorgte der Anblick immer wieder für Herzklopfen. Sie hatte eine tolle Figur und ihre Brüste hatten eine schöne Form. Dann grinste sie mich an. »Ich hoffe, dir gefällt, was du siehst«, meinte sie und lachte auf. »Sehr«, gab ich zurück und sie kam, nur noch mit kurzer Hose bekleidet, zurück ins Bett. »Ella, ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde. Du bist der beste Mensch, den ich kenne. Mein absoluter Lieblingsmensch.« Dann zog sie mein Kinn ein Stück höher, um mich besser küssen zu können. Ich erwiderte ihren Kuss und langsam zog ich mit meinen Fingern Kreise über ihren Rücken. Über ihre nackte Haut. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und ich küsste ihren Hals.
Dann stand sie plötzlich auf. »Los, wir müssen jetzt los. Sonst wird es zu warm.« Irritiert starrte ich sie an. Wovon sprach sie? Es war noch viel zu früh, um in die Stadt zu gehen. Wir hatten noch nicht einmal gefrühstückt. Sie zog die Augenbrauen nach oben. »Du hast gerade absolut keine Ahnung, wovon ich spreche, oder?«, sagte sie und lachte erneut. Ich schüttelte entschuldigend den Kopf. »Nein, ehrlich gesagt nicht.« Sie ging zum Kleiderschrank und zog einige Sachen heraus. Dann hielt sie sie hoch. »Das kannst du vergessen«, protestierte ich. »Wir machen es doch jeden Morgen?«, fragte sie ehrlich verdutzt. Ich hatte keine Lust und keine Motivation. »Aber wir haben Semesterferien, da müssen wir es nicht so akribisch verfolgen.« Sie erwiderte belustigt: »Doch, gerade deshalb.« Entschieden schüttelte ich den Kopf. »Keine zehn Pferde bekommen mich jetzt hier weg.« Sie sah etwas enttäuscht aus, meinte dann aber: »Dann gehe ich eben alleine.« Ich nickte nur. In Berlin gingen wir morgens oft zusammen laufen, aber heute hatte ich keine Lust. Sie hatte mich damals dazu überredet. Am Anfang war ich dagegen gewesen, aber nach einigen Malen hatte ich doch Spaß daran.
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Remember me || gxg
RomanceAls Ella ihren Eltern ihre Freundin Emilia vorstellen möchte, ist ihre Welt noch völlig in Ordnung. Doch kaum ist sie zurück in der Heimatstadt, holen sie die Erinnerungen an ihre erste große Liebe wieder ein. Über drei Jahre lang hatte sie diesen O...