Kapitel 30

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Als sich unsere Lippen voneinander lösten, wischte sie mir mit einem Lächeln meine Tränen aus dem Gesicht, die ich nun doch nicht mehr zurückhalten konnte. Ihre Hände ruhten noch immer in meinem Nacken und ich bekam eine Gänsehaut. Viele positive Gefühle prasselten auf mich ein und erfüllten mich. Sie sah so wunderschön aus. Warum hatte ich dieses Glück, dass gerade diese Frau Gefühle für mich hatte? Ich konnte meinen Blick nicht abwenden und schaute in ihr Gesicht. Mara war atemberaubend. Ihre ganze Art war unbeschreiblich. Nur sie konnte mein Heimweh stillen, das ich verspürte, wenn ich nicht bei ihr war. Sie war ein Unikat. »Du siehst übrigens auch toll aus«, murmelte sie mir zu und ich merkte, wie meine Brust sich noch schneller auf und ab bewegte.

Dann endete der Song, aber wir blieben noch immer stehen. Mein Herz kam wieder etwas zur Ruhe. Es war ein magischer Moment zwischen uns. Wir sahen uns einfach nur tief in die Augen. Ich schmolz regelrecht dahin. Dann durchbrach ich die Stille: »Ich glaube, es war bzw. ist noch immer der schönste Abend meines Lebens. Nein, ich glaube es nicht nur. Ich weiß es. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich ihn genossen habe, ich kann nur immer wieder...«, fing ich an, aber sie legte mir den Finger auf die Lippen und ich verstummte. »Nicht reden«, raunte sie und mein Herz klopfte wieder heftig. Wenn das so blieb, würde ich bald mit Herzrhythmusstörungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dann legten ihre Lippen sich sanft auf meine und ich machte einen Seufzer in den Kuss hinein. Ich verspürte Erregung. Aber wie sollte ich mich auch auf andere Dinge konzentrieren, wenn sie so reizend aussah?

Unsere Küsse wurden intensiver und leidenschaftlicher. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich wusste, dass ich in ihren Armen mein Zuhause gefunden hatte. Dann zog sie sanft den Kopf zurück und ich musste mich auf meine Atmung konzentrieren, die durch die wilden Küsse etwas durcheinandergeraten war. Sie nahm meine Hand und küsste diese. Dann führte sie mich zur Couch und befahl mir mit einem dominanten Grinsen im Gesicht: »Setzen!« Ich gehorchte und musste irgendwie an ihren Unterricht denken. Sie war damals in meiner Stufe echt beliebt gewesen, aber alles andere als dominant. Sie war immer sehr demokratisch gewesen und wollte, dass wir uns Gedanken machten. Auch im Unterricht hatte sie sich immer Zeit für Fragen genommen und war gerade im Musikunterricht auch auf viele Wünsche eingegangen. Ich folgte ihr mit meinen Augen und spürte, wie mir heiß wurde. Mara bewegte sich ganz elegant zu den Küchenschränken und ich konnte nur daran denken, ihr das Kleid vom Körper zu reißen. Ich wedelte mir mit der Hand etwas Luft zu. Puh.

Auch wenn ich es so gern getan hätte; ich wollte noch warten. Bis sich alles etwas geregelt hatte und wir ein richtiges Paar waren. Denn aktuell waren wir es nicht. Wir hatten darüber noch nicht geredet, aber ich könnte verstehen, wenn sie nicht sofort in die nächste Beziehung springen wollte. Aber ich war bereit. Ich wäre blöd gewesen, wenn es anders wäre. Bei Mara war ich mir sicher und ich wollte keine unnötige Zeit verstreichen lassen, um sie »meine Freundin« nennen zu dürfen. Sie holte zwei Weingläser aus dem Schrank und eine Flasche Rotwein nahm sie aus einer Halterung, die mir zuvor noch gar nicht aufgefallen war. Dann kam sie mit einem breiten Grinsen zurück und stellte die Gläser ab. Sie entkorkte die Flasche gekonnt und schenkte uns dann ein. Ich betrachtete sie ganz genau und verfolgte jede ihrer Bewegungen.

Dann setzte sie sich und wollte, dass ich meinen Kopf auf ihren Schoß legte. Das tat ich auch und durch das Sitzen war ihr Kleid ein Stück hochgerutscht, sodass ich nun ihre nackte Haut in meinem Nacken spüren konnte. Ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit und ich schloss für einen Moment die Augen. Sie nutzte die Chance und streichelte mir sanft über den Kopf, sodass ich zusammenzuckte. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf ihre Berührungen und atmete zufrieden ihren Duft ein. Dann fiel mir etwas ein und ich konnte die Neugier nicht zügeln. »Seit wann stehst du eigentlich auf Frauen?«, wollte ich wissen und für einen Moment stoppten ihre zärtlichen Krauleinheiten. Sie antwortete: »Seitdem ich dich kenne.« Nun öffnete ich doch die Augen. »Wirklich?«, wollte ich erstaunt wissen und sie nickte. Dann kraulte sie weiter. »Ich hatte zuvor nie an Frauen gedacht. Erst nachdem du eine Weile meine Schülerin warst, wurde mir das bewusst. So richtig sogar erst, als du nach Berlin gegangen bist. Du warst die erste Frau, die ich geküsst habe«, gab sie offen zu und ich war ihr wieder einmal so dankbar für ihre Ehrlichkeit. Und außerdem fühlte ich mich geschmeichelt, denn immerhin war ich die erste Frau, die ihre Lippen berühren durfte. 

Remember me || gxgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt