Mein Herz raste, alles kribbelte. Ich taumelte die Treppe hinunter und konnte noch immer nicht fassen, was Mara gerade gesagt hatte. Wir waren ein festes Paar. Das war unglaublich. Ich hatte so weiche Knie bekommen, dass ich mich am Geländer abstützen musste. Sie hatte mich gerade zur glücklichsten Frau der Welt gemacht. Ich setzte mich einfach ins Treppenhaus und atmete tief durch. Meine Atmung war ungleichmäßig. Ich ließ den Abend Revue passieren. Womit hatte ich sie nur verdient? Ich zitterte am ganzen Körper, aber mir ging es fantastisch. Eine ganze Weile blieb ich noch sitzen, bis ich mich etwas beruhigt hatte. Dann ging ich nach draußen und fuhr mit meinem Fahrrad zurück nach Hause. Unterwegs hätte ich immer wieder laut jubeln können, so überglücklich war ich.
Zu Hause stellte ich das Fahrrad leise ab und schlich nach oben. Meine Eltern schliefen schon. Ich zog mich um und schlüpfte dann ins Bett. Dann schnappte ich mir das Handy und tippte eine Nachricht an Mara: »Hi, ich komme gerade nur schlecht zur Ruhe, weil ich noch immer völlig perplex bin. Noch einmal danke für diesen wunderschönen Abend. Ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen.« Ich schloss die Augen und dachte an meine Freundin. Meine feste Freundin. Es hörte und fühlte sich richtig an. Dann vibrierte mein Handy. »Du bist süß. Ich liege auch noch wach und denke an dich, aber werde jetzt mal schlafen. Ich freue mich auf dich.« Sie hatte noch ein Herz angefügt. Ihre Nachricht ließ mein Herz wieder schneller schlagen und mit einem zufriedenen Seufzer legte ich mein Handy zur Seite.
Ich schlief schneller als erwartet ein. Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war ich wie beflügelt und hätte Bäume ausreißen können. Ich hatte gut geschlafen und fühlte mich ausgeruht. Meine Beine schwang ich zuerst aus dem Bett, dann folgte auch mein Körper. Ich ging nach unten in die Küche. Meine Eltern waren schon wach und bereiteten gerade das Frühstück vor. »Guten Morgen«, flötete ich und meine Eltern sahen mich überrascht an. »Da hat aber jemand gute Laune. Wir haben gerade überlegt, ob wir dich wecken sollen. Aber wir waren uns nicht sicher, wie lange du aus warst.« Ich wurde rot und musste grinsen. »Es war also ein gelungener Abend?«, stellte meine Mama fragend fest und ich nickte. »Ja, er war sehr gelungen.« Wir setzten uns an den Tisch. Ich zappelte etwas herum. Ich wollte ihnen von Mara und mir erzählen. Sie würden es sowieso bald erfahren.
Deshalb platzte es aus mir heraus. »Mara und ich sind jetzt ein Paar«, stieß ich hervor und zwei Augenpaare waren auf mich gerichtet. »Ich weiß, dass ihr gerade erst Emilia kennengelernt habt und euch das wahrscheinlich etwas komisch vorkommt, aber ich liebe Mara.« Ich stockte. Hatte ich gerade gesagt, dass ich Mara liebte? »Ich liebe sie wirklich sehr. Das habe ich früher schon getan«, flüsterte ich. »Ich habe dir schon gesagt, dass es uns egal ist, wen du liebst. Hauptsache du bist glücklich mit deiner Entscheidung«, antwortete meine Mama liebevoll und ich nickte schnell. »Ja, sehr.« Dann aßen wir und ich erzählte ihnen, was Mara organisiert hatte. Sie waren total begeistert von ihrer tollen Idee und in mir breitete sich Stolz aus.
Die nächsten Tage flogen an uns vorbei. Wir verbrachten das ganze Wochenende zusammen. Nur die Nächte waren wir getrennt. Jeder schlief in seinem Bett, wie wollten uns noch etwas Zeit lassen. Die Woche über ging Mara wieder arbeiten und ich wartete schon immer sehnsüchtig vor der Schule auf sie, um sie abzuholen. Ich half ihr bei der Unterrichtsvorbereitung und wir genossen die Nachmittage. Dann kam der Donnerstag. Wir hatten uns Kuchen vom Bäcker besorgt und ich hatte gerade zwei Gläser aus dem Schrank geholt, als mein Handy klingelte. Es war eine Stralsunder Nummer, das erkannte ich. Ich meldete mich mit: »Ella Degermann, hallo?« Am anderen Ende der Leitung stellte sich eine Frau Peters vor. Sie wäre die Vertretung für die Frau, an die ich meine Bewerbung geschickt hatte. Sie lud mich zu einem Vorstellungsgespräch am Montag ein. Freudig stimmte ich zu und bedankte mich für den Anruf. Mara sah mich neugierig an. »Ich habe am Montag ein Vorstellungsgespräch für das Jugendamt«, erklärte ich und strahlte über das ganze Gesicht. »Das ist ja wunderbar«, meinte Mara und kam auf mich zu, um mich zu küssen. »Es läuft wieder«, sagte ich. »Hoffentlich regelt sich alles ganz schnell.« Das wäre toll. Das Jugendamt war meine erste Wahl. In Berlin hatte ich die Zusage ja bereits erhalten, aber musste den Job wieder absagen. Aber ich war lieber bei Mara als diesen Job dort zu haben. Deshalb konnte ich jetzt nur hoffen, dass hier in Stralsund alles klappte.
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Remember me || gxg
RomanceAls Ella ihren Eltern ihre Freundin Emilia vorstellen möchte, ist ihre Welt noch völlig in Ordnung. Doch kaum ist sie zurück in der Heimatstadt, holen sie die Erinnerungen an ihre erste große Liebe wieder ein. Über drei Jahre lang hatte sie diesen O...