Kapitel 37

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Einige Monate später...

Es war wieder Sommer und fast ein ganzes Jahr war vergangen. Nachdenklich saß ich auf dem breiten Fensterbrett, welches unsere Wohnung hatte. Ich sah hinaus in den kleinen Garten, der zur Wohnung gehörte, und hing meinen Gedanken nach. Draußen kreischten vereinzelt einige Möwen um die Wette. Meine kühle Limo stand neben mir, aber ich schenkte ihr keine Beachtung. Vieles hatte sich verändert in den letzten Monaten. Es fühlte sich an, als wäre ich ein ganz anderer Mensch geworden. Ein besserer. Automatisch musste ich lächeln. Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, dass ich heute hier sitzen würde, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Das wäre unvorstellbar und unrealistisch gewesen.

»Ella, denkst du bitte noch an den Kuchen?«, rief Mara mir aus dem Badezimmer zu und ich schreckte zusammen. Mist, den hatte ich völlig vergessen. Schnell sprang ich auf und lief in die Küche. Er musste mittlerweile schwarz sein. Ich wollte gerade laut fluchen, aber irgendetwas irritierte mich, als ich die Küche betrat. Der Kuchen stand bereits auf der Arbeitsplatte und Mara kam mit einem Grinsen in den Raum. »Du bist heute irgendwie nicht ganz bei der Sache. Da dachte ich mir, ich kümmere mich mal lieber um den Kuchen und wie ich jetzt feststelle, war es eine gute Entscheidung.« Sie kannte mich mittlerweile echt gut. »Tut mir leid. Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht mehr daran gedacht habe.« Sie machte einen Schritt auf mich zu und umarmte mich von hinten. »Woran hast du dann gedacht?« Ich drehte mich um, sodass wir uns anblicken konnten. »An die vergangenen Monate.« Sie nickte und ich fügte hinzu: »Aber was die letzten Monate war, ist gerade unwichtig. Heute ist dein großer Tag. Man wird schließlich nur einmal 34 Jahre alt.« Wir grinsten uns beide an.

Mara feierte heute ihren Geburtstag. Sie hatte ihre Familie und Freunde zum Kaffee und Kuchen eingeladen und auch meine Eltern würden kommen. Und um ein Haar hätte ich ihr den Kuchen versaut, aber zum Glück hätten wir alternativ noch eine Torte und Muffins gehabt. Sie hatte sich richtig ausgetobt beim Backen. Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Die ersten Gäste kommen wohl auch jeden Moment.« Zustimmend nickte ich. »Ja, ich bringe den Kuchen schon einmal rüber zu den anderen Sachen.« Wir hatten eine längere Tafel im Wohnzimmer aufgebaut, sodass jeder einen Platz fand. Als ich den Kuchen abstellte, sah ich mich um. Es war tatsächlich seit einigen Wochen unsere gemeinsame Wohnung und ich fühlte mich pudelwohl.

Nachdem ich früher aus meinem Mietvertrag in Berlin herausgekommen war, lebte ich bis vor Kurzem noch bei meinen Eltern. Aber wir merkten schnell, dass wir sowieso nur in Maras Wohnung waren und am Ende sogar dort lebten. Aber ihre Wohnung war auf Dauer zu klein, sodass wir uns eine größere gesucht und uns sogar eine kleine Bibliothek eingerichtet hatten. So wie wir im letzten Sommer davon geträumt hatten. Wir verbrachten viel Zeit in diesem Raum, der gleichzeitig unser Büro war. Aber auch die anderen Räume waren toll. Die Decken waren hoch und durch die großen Fenster war die Wohnung immer sonnendurchflutet. Ich fand sie perfekt für uns und ich wusste, dass es Mara auch so ging.

Auch mit meinem Job lief es super. Mein Chef war jemand, mit dem man reden konnte und der sehr verständnisvoll war. Ihm waren seine Mitarbeiter wichtig und das spürte man. Und mit gefiel natürlich die Arbeit mit den Kindern. Apropos Kinder. Auch darüber hatten Mara und ich in den letzten Wochen gesprochen. Im nächsten Jahr wollten wir das Thema Baby angehen. Bis dahin genossen wir noch die Zweisamkeit, für die ich absolut bereit war. Es war ein so schönes Gefühl, ihr immer nah zu sein. Manchmal konnte ich vor Aufregung abends noch immer nicht schlafen, weil Mara neben mir lag. Dann betrachtete ich sie die halbe Nacht, bis mir dann irgendwann die Augen zufielen. In diesen Momenten hatte ich sie ganz für mich alleine. Wie hätte ich ohne sie leben und glücklich werden können? Meine Gedanken wanderten zu Emilia. Nach unserer Trennung hatten wir lange nichts mehr voneinander gehört und es war wohl auch wirklich die beste Lösung. Wir waren noch immer bei Facebook befreundet und als ich unseren Umzug dort gepostet hatte, gab sie dem Beitrag ein Like. Ich war sehr verwundert darüber, aber noch verwundeter war ich, als sie mir eine Nachricht schrieb. Sie wünschte uns ganz viel Glück und hatte erkannt, dass ich besser zu Mara passte. Ich war so sprachlos gewesen, hatte mich bedankt und gefragt, wie es ihr ging.

Das war unsere erste richtige Unterhaltung, die war geführt hatten und auf der einen Seite war es ein komisches Gefühl, aber auf der anderen Seite war sie mir immer noch vertraut. Sie lebte in Berlin und würde dort auch bleiben. Sie hatte eine Frau kennengelernt, sie hatten gerade ihre ersten Dates und sie war sehr zuversichtlich, dass daraus mehr entstehen konnte. Ich freute mich aufrichtig für sie. Von Max hatte Mara eigentlich nichts mehr gehört. Einmal hatte er sich gemeldet. Er kam mit der Trennung doch nicht klar und brauchte den Abstand noch immer. Plötzlich riss ein Klingeln mich aus meinen Gedanken. Ich sah mich noch einmal um, alles war vorbereitet. Ich ging in den Flur und traf dort auf Mara. Sie sah in ihrem Kleid wunderschön aus.

»Bereit?«, fragte ich sie und sie atmete tief ein und aus. »Ja, bereit.« Sie küsste mich, dann öffnete sie mit einem breiten Lächeln die Tür und empfing unsere Gäste. Ich musste ebenfalls lächeln, denn ich genoss es sehr, wenn ich von »uns« sprach. Mara drehte sich zu mir um und füllte den ganzen Raum mit ihrem Wesen. Es war ein Moment, den ich für immer in meinem Herzen abspeichern würde. Ihre Augen leuchteten und sie strahlte über das ganze Gesicht. Auch ich begrüßte die Gäste und umarmte alle. Sie gingen durch in das Wohnzimmer und Mara wollte ihnen folgen. Ich hielt sie zurück. Gespannt sah sie mich an. »Ich liebe dich, Mara Rosenthal. Ich liebe dich so sehr. Du bist die tollste Frau auf der ganzen Welt.« Sie fuhr mit ihrer Hand sanft über mein Gesicht. »Und ich liebe dich«, hauchte sie mir zu, küsste mich vorsichtig und dann gingen wir ebenfalls ins Wohnzimmer. Ich konnte mit einem geerdeten Herzen feststellen: Alles war perfekt. Wirklich alles.

Remember me || gxgWo Geschichten leben. Entdecke jetzt