Kapitel 19~ J.

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Ich drückte mich von Matt weg und drehte mich wieder zur Tür. Was hat Theo getan? Oder wer hat was getan? Wem ist etwas passiert?

Einatmen. Ausatmen.

Ich riss die Tür auf und das erste was ich sah, war eine Blutlache und Theo, der zittrig auf dem Bett saß. Ich stürmte zu ihm, kniete mich vor ihm auf den Boden, hielt meine Hände auf seine Ohren, damit er sich beruhigte und mich wahrnahm. ,,Alles wird gut, Theo. Alles okay". Er brach in Tränen aus. Ich stand auf und schloss die Tür, als ein Polizist mich mahnte: ,,Madam, sie müssen wie alle anderen draussen bleiben". ,,Er braucht mich!", ich zeigte auf Theo: ,,Sehen sie das nicht? Jeden Moment und sie brauchen noch einen Krankenwagen!". Der Polizist nickte. Wieder lief ich zu Theo, der seine Ellenbogen auf die Knie stützte und seine Hände zusammenfaltete. Seinen Kopf ließ er hängen und sein Blick schien leer. Ich kniete mich ein weiteres mal vor ihn und nahm seine Hände um sie zu lockern. Als ich Blut an ihnen sah, erschrak ich, faltete jedoch meine Hände in seine. Am wichtigsten war es mir, dass es jetzt Theo gut geht. Aber es gelang mir nicht.

Er schüttelte den Kopf, löste sich von mir, stürzte sich im nächsten Moment dann jedoch doch auf mich und fiel mir in die Arme. Seine blutigen Hände fanden Platz auf meiner weißen Bluse. Ich drückte meine Hände auf seinen Hinterkopf und meine Lippen an sein Ohr: ,,Alles okay. Beruhige dich, es wird alles okay." Der Gedanke, dass hier gerade jemand sterben könnte, hinterließ eine Gansehaut auf meinem ganzen Körper. Ein Schauer verbreitete sich auf meinem Rücken. Und die Tränen schossen wie bei einem Wasserfall über unsere Wangen. Theo drückte mich fester. ,,Ich bin da", flüsterte ich. ,,Und dafür bin ich dir unendlich dankbar, hörte ich leise und fast nicht wahrnehmbar.

*

Jonathan war ein sehr guter Freund von Theo, früher gingen sie auf die gleiche Schule, bis Jonathan für ein Jahr das Land verließ. Dieses Jahr war das zweite Jahr, an dem er wieder hier ist, nur nicht als Schüler. Deswegen sahen sie sich nicht oft.

Theo löste sich von mir und stand auf, als ein Polizist ihn bat, nocheinmal alles zu schildern, damit er es aufschreiben könne.

,,Ich ging morgens aus meinem Zimmer, jeder war schon weg,und ich wollte zu Èlaine, ging dann aber noch einmal zurück um noch ein Buch zu holen, entgegen kamen mir so viele, keine Ahnung wer das alles war. Auf jeden Fall, war die Zimmertür einen kleinen Spalt offen und ich konnte schwören sie zugezogen zu haben. In dieser Zeit vergingen vielleicht 5 Minuten, mehr nicht. Dann ging ich rein und sah Jonathan, zusammen gekrümmt auf dem Boden. Überall Blut. Ich schnappte das Telefon und als ich mit dem Mann von dem Notdienst telefonierte drückte ich mit beiden Händen auf seine Wunden. Das Telefon hatte ich dann auf Lautsprecher. Ich drückte bis sie kamen, rief Matt, der die Sanitäter und Polizisten hierher lotste. Beim Rest waren sie ja dabei". ,,Fräulein, könnten sie raus gehen?", sagte der Polizist ernst. ,,Bitte nicht...", jammerte Theo. ,,Keine Ausnahme!", rief er. Ich lies mir Zeit. Drückte Theo einen Kuss auf die Wange und sagte: ,,Ich warte draußen vor der Tür auf dich". Ich drückte ihm noch ein letztes mal die Schulter und ging raus.

Vor der Tür stand nur noch Matt und Milana. Sie kam gleich auf mich zu und nahm mich in den Arm. ,,Oh Gott ihr tut mir so Leid. Ich weiß einfach gar nicht, was ich sagen soll."

Dann sage einfach bitte gar nichts. Ich war sowieso nicht in der Fassung irgend etwas erklären oder erzählen zu könnnen. Ich nahm sie fest in den Arm, trotz allem bin ich froh, dass sie hier ist. Ich brauchte jemand, Matt wollte ich bestimmt nicht so nah an mich heran lassen und Theo... Das mus man nicht erklären.

Meine Gedanken schweiften ständig um Jonathan, wie es ihm wohl geht? ,,Sobald Theo rauskommt, könnten wir zu Jonathan fahren, wie wäre es?", schlug Matt vor. Er hatte auch eine gute Seite, die er mir heute mit allen Mitteln zeigen möchte. Aber auch dafür bin ich ihm dankbar. Einen arroganten, aggressiven Matt bräuchte ich jetzt nämlich überhaupt nicht.

Wie es wohl Theo geht? Am liebsten würde ich wieder in dieses Zimmer stürmen und ihn in meine Arme schließen.

Warum eigentlich? Warum sind wir so zueinander und sind nicht zusammen? Klar ich möchte es noch nicht, ich möchte noch mehr Dates mit ihm haben, aber wir verhalten uns, auch außerhalb des heutigen Szenarios, wie ein Pärchen, das demletzt den dritten Jahrestag gefeiert hätte. Vielleicht empfinden wir etwas für einander und tun deshalb so viel für den jeweils anderen.

Aber seine Vergangenheit rüttelt mich immer wieder wach.

Natürlich verhält er sich vor mir wie ein ganz normaler, netter Junge, aber dass was er vorher mit den Mädchen gemacht hat, schreckt mich ab.

Mit so jemanden könnte ich nicht zusammen sein.

Nein, dass geht einfach nicht.

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