Kapitel 34~ Der Mord

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,,Bevor du aussteigst", sagte ich, als er seine Hand schon an der Tür hatte: ,,Wie sind eure Eltern gestorben?". Damon sah nach unten, dann nach oben, gerade aus. Er blinzelte Tränen weg. ,,Damon, es... es tut mir Leid", flüsterte ich und legte meine Hand auf seinen Rücken. Er schüttelte seinen Kopf, man konnte sehen, dass er Worte suchte: ,,Ich... Èlaine, ich möchte es dir wirklich erklären, aber auch nach so vielen Jahren fällt es mir verdammt schwer, darüber zu reden". ,,Wärst du ein Mädchen, würde ich dich bitten, es aufzuschreiben. Mir fällt so etwas dann viel leichter und der jenige ließt es dann, wenn ich dabei bin oder nicht, wie ich es möchte". ,,So machen wir das", sagte er, grinste gefälscht und stieg aus. Bevor er ins Jungsgebäude ging, küsste er meine Stirn und nahm mich in die Arme: ,,Ich komme und gebe dir den Brief". Ohne auf eine Antwort zu warten ging er weg, ließ mich stehen.

Ich ging in mein Zimmer und musste feststellen, dass das Bett von Sam leer geräumt war, schnell ging ich an ihr Schrank, leer. Zahnbürste, weg. Ich nahm mein Handy und rief Eva an: ,,Eva? Wo ist Sam?". ,,Sie ist ausgezogen, ihre Eltern holten sie ohne Vorwarnung, sie sind umgezogen". ,,Wohin?". ,,Australien". ,,Was?". ,,Èlaine, es war meine beste Freundin, ja? Mir fällt das noch schwerer", schluchzte sie: ,,Und es kommt jemand neues in unser Zimmer, ich glaube sie heißt... ehm... Scarlett? Ach keine Ahnung, ich muss auflegen". Und schon unterbrach sie die Verbindung. Ich legte mich ins Bett.

Es klopfte an der Tür, ich war eingeschlafen und das Klopfen riss mich aus meinem Schlaf. Schnell schaute ich auf die Uhr, 22:00 Uhr, Eva war noch immer nicht da. Schnell öffnete ich die Tür, Damon. Er drückte mir ein zusammengefaltetes Blatt in die Hand, drückte seinen Daumen an seine Lippen, um ein Schluchzen zu unterdrücken, drehte um und lief weg, ich rief: ,,Damon, wenn was ist, ruf an oder komm her". Er nickte und lief weiter. Ich setzte mich auf mein Bett. Enfaltete das Blatt.

Theo war 12, ich 13 Jahre alt, es geschah vor 3 Jahren. Unsere Eltern waren die liebsten Personen die es gab, sie gaben alles für uns. Wir gehörten zu der Mittelschicht, hatten von nichts zu viel oder zu wenig. Uns ging es immer gut, unser Vater ging bis zum Abendessen arbeiten, unsere Mutter Nachts, sie sahen sich nur am Wochenende, aber es ging ihnen nie schlecht und sie nahmen es immer hin. Natürlich gab es auch Streit in unserer Familie, aber das ist doch normal? Streit zwischen den Eltern, zwischen den Geschwistern oder Mutter/Vater mit einem von uns, Theo oder mir. Eines Abends, Sonntags, klingelte unser Telefon, Theo ging ran, eigentlich mochte er es nie, ans Telefon zu gehen, er war früher sehr schüchtern, aber diesesmal, dieses eine mal, an dem er hätte sollen das Telefon rappeln lassen, ging er dran. Er ging dran, weil meine Mutter und ich kochten und mein Vater Holz zum Heizen holte. Das Telefon rappelte, Theo ging ran, ich wusste nicht genau was Theo sagte, aber er sah geschockt aus,er fing an zu schreien, ich schnitt mir in den Finger, unsere Mutter sprintete sofort los, riss ihm mit den nassen Händen das Telefon aus der Hand und sagte einfach 'Hallo'. Es war ein Mann, der ihr etwas ins Ohr flüsterte, auch sie bekam ein Gesicht, als hätte sie ein Geist gesehen. Sie riss sich das Telefon vom Ohr, sah aufs Display, unterdrückte Nummer, sie drückte so oft auf 'Auflegen', dass sich das Telefon aufhang. Mit schnellem Schritt rannte sie auf den Balkon, rief nach unserem Vater, er antwortete nicht. Es klingelte an der Tür, meine Mutter rannte herein, aber bevor sie den zweiten Fuß über die Schwelle bekam, kam ein maskierter Mann aus dem nichts und riss ihren Kopf nach rechts. Sie sackte vor Theos und meinen Augen zusammen, sie war tod und dieser Mann tötete sie, er brach ihr Genick. Er lief direkt auf mich zu, ich stoß Theo, er rannte weg. Ich war schnell, wollte auf den Balkon um nach draußen zu kommen, rannte gegen die Scheibe, die sofort zerbrach und mit den Scherben mich zu Boden zwangen. Daher meine Narbe an der Schläfe. Wir hörten die Polizeisirenen, mein Bruder versteckte sich unter dem Bett unserer Eltern. Ein Nachbar rufte die Polizei, unser Vater wurde draussen ermordert, zwischen dem ersten und dem zweiten Anruf, mit einer Axt mitten ins Gesicht, ich sah ihn, Theo zum Glück nicht. Wir hatten keine Tanten oder Onkel, in unserer Familie gab es nur noch uns zwei und wir wurden getrennt.

-Als du in Paris den Alptraum hattest, hast du mich an mich selbst erinnert, wie ich so lange von ihnen gequält wurde, ich verbinde diese Träume immer mit schlimmen Erlebnissen, deshalb war ich so erschrocken und wollte dir helfen. Bitte versteh mein und auch Theos Verhalten bei manchen Situationen, die dir vielleicht komisch vorkommen, aber wir beide kamen bis heute nie richtig darüber hinweg. Und zu dem Thema, warum wir uns so hassen. Er gibt mir die Schuld an dem Mord unserer Eltern, weil ich ihn zwang ans Telefon zu gehen und er hasste mich dafür, dass ich nach dem Tod nie für ihn da war. Aber er muss einfach verstehen, dass es nie ging. Als wir auf die selbe Schule kamen, versprachen wir uns, nichts miteinander zu tun zu haben und es niemanden zu erzählen, dass wir Brüder sind. Es hatte auch immer hin gehauen, du bist eine der ersten, die es weiß.

Langsam faltete ich den Brief zusammen und legte ihn sachte in mein Nachttisch, ich konnte nicht glauben, was ihnen passierte. Es war nicht einfach ein Unfall mit dem Auto oder auch einfach ein Mord, so schlimm es klingt, aber es ist mehr, immer hin sahen sie, wie diese Männer ihre Mutter töteten, Theo war an dem Telefon und bekam sonst was ins Ohr geflüstert und Damon sah seinen schlimm zugerichteten Vater.

Sie taten mir so Leid, aber was sollte ich jetzt tun? Vielleicht weint Damon jetzt, aber möchte er seine Ruhe, oder will er dass ich komme? Ich entschließe mich, ihm eine SMS zu schreiben: Soll ich zu dir kommen?

Schnell antwortete er: Ja.

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