Kapitel 58~ Der Tod?

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Mein Image ist mir wichtig. Es ist mir wichtiger als alles andere.

***

Als ich am nächsten morgen in meinem Zimmer aufwachte, hatte ich ein komisches Gefühl, dass ich aber unterdrückte, sobald ich aufstand. Ich ging an mein Handy, bekam eine Nachricht heute morgen von Theo, mit dem Titel: Niemals abschicken, Schwuchtel.

,,Was soll das?", fragte ich mich leise, dann laß ich den Inhalt:

Vielleicht wollte mein Leben ein ganzes Buch über dich schreiben, über uns. Vielleicht sogar eine Reihe, die niemals enden sollte. Aber offenbar war ich nur ein Kapitel deines Buches und ich war nur eine fiktive Figur, die schnell in Vergessenheit geraten soll.

Ich runzelte meine Stirn. Wieso diese Überschrift mit diesem tiefsinnigen Text? Ich beschloss, ihn anzurufen, um nachzufragen, da es mir komisch vor kam und ich noch immer ein seltsames Gefühl habe.

Das Handy klingelte, klingelte, aber es nahm niemand ab. Ich versuchte es noch einmal.

Ring.

Ring.

Tut Tut Tut.

Was soll das?

Mir war klar, dass etwas nicht stimmte. Wieder unterdrückte ich das Gefühl und stellte mich unter die Dusche.

Wie viel Uhr haben wir überhaupt?

Schnell hielt ich mich an den Fließen fest. Mir wurde schwindelig. Was war nur los? Ich bekam Kopfschmerzen, also entschied ich mich, aus der Dusche zu steigen und mich wieder hinzulegen.

Als ich im Bett lag, überkam mich ein Schauer und Gänsehaut verbreitete sich über meinem Körper. Ich rieb meine Hände an meinen Beinen, damit meine Haut wieder glatt wird, doch als ich nach langem hin und her wieder bequem lag, klopfte es an der Tür.

Ich beschloss nicht aufzustehen und Scarlett gehen zu lassen, die nach weiteren Sekunden hektischem Klopfen seufzend aufstand und zur Tür trottete. Ich hörte leises Geflüster, weil ich kurz davor war, einzuschlafen, doch dann riss mich Scarlett wieder aus dem Schlaf: ,,Èlaine! Aufstehen". Sie zog mir meine Decke von meinen Beinen, doch bevor ich sie beschimpfen konnte sagte sie: ,,Du musst sofort ins Krankenhaus?". ,,Was? Warum?". Mein erster Gedanke war Alex, meine kleine Schwester, dann mein Vater. Ich sprang aus dem Bett und sah zur Tür hin. Damon. ,,W-Was ist... passiert?", stotterte ich geschockt, als ich die Jogginghosen auszog und in Jeans hinein schlüpfte. ,,Theo... Er...", er konnte kaum reden: ,,Er hatte einen Unfall. Mit dem Auto".

Als wir Richtung Krankenhaus fuhren, war Totenstille. Mit im Auto saß noch Matt, der Damon eigentlich gar nicht ab haben kann, aber Theo geht ihm vor. Wir redeten also kein Wort und wissen, was genau los ist, kann ich auch nicht behaupten. ,,Ist er... schwer verletzt?", fragte ich leise und sah in Damons Richtung. Kurz sah er mir in die Augen. Seine waren glasig und rot. ahrscheinlich unterdrückte er die Tränen, was auch Matt mitbekam. Er lehnte sich von hinten nach vorne und streckte seinen Kopf zwischen den Sitzen hervor: ,,Hör zu, ich kann auch fahren, wenn du möchtest. Ich denke nicht, dass du einen klaren Blick auf der Straße halten kannst", doch Damon schüttelte seinen Kopf: ,,Schon okay". ,,Damon", flüsterte ich: ,,Wir müssen nicht auch noch an einem Unfall teilnehmen. Und du fährst auch viel zu schnell". Er pustete laut auf und fuhr dann rechts ran. Sie wechselten die Sitze, während ich im Auto fast am verzweifeln war. Ich wollte jetzt unbedingt zu Theo. Ich möchte ihn doch einfach nur sehen.

Am Krankenhaus angekommen rannten wir förmlich hinein und fragten nach dem Zimmer, auch dort angekommen. ließ ich Damon den Vortritt, immerhin ist es sein Bruder, auch wenn sie kein gutes Verhältnis haben. Weiß Matthew überhaupt, dass Damon Theos Bruder ist? Egal, Gedanken bei Seite.

Nach 5 Minuten hektischem an die Wand lehnen und hin und her laufen betrete auch ich das Zimmer und lasse Matt alleine hinter mir. Langsam laufe ich an Theos Bett, wo er drinnen lag, an Geräten angeschlossen, die ich nicht kannte. ,,Er... liegt im Koma", flüsterte Damon und sah nur ihn an. Auch ich wendete meinen Blick wieder auf Theo, er sieht aus, als würde er nur schlafen, als würde es ihm gut gehen. ,,Was ist alles passiert?", hakte ich nach. ,,Keine Ahnung... Unter anderem gebrochene Rippen, Gehirnblutung und...", er stoppte, er wusste nicht was er sagen sollte, aber ich bemerkte, wie nervös er wurde. ,,Sag schon", ich hasste es, wenn jemand nicht gleich alles sagt. ,,Ein Bein, also... Das Linke. Es musste...". Okay, ich verstand. Eine Amputation. ,,Er verlor so viel Blut und...", Damon konnte keinen Satz mehr bilden, fing immer wieder neue an: ,,Er hat 24 Stunden, wenn er dann nicht aufwacht, werden die Geräte abgeschaltet". ,,Wieso?", schoss es aus mir raus und ich riss meine Augen auf. ,,Er wollte es immer so". ,,Aber jetzt bestimmt nicht mehr!", widersprach ich ihm, doch er zuckte nur mit seinen Schultern. Ich wurde wütend, lief auf und ab um mich abzuregen, aber es wurde immer schlimmer. Ich fing an zu zittern. ,,Also bis morgen früh um...", ich sah auf meine Uhr, zog noch eine Stunde ab: ,,Neun?". Damon nickte. Ich legte mein Gesicht in meine Hände und lehnte mich gegen die Wand. Ich konnte es nicht fassen.

Ich möchte nicht, dass Theo stirbt, obwohl ich es im Gefühl habe, dass er sterben wird, so wie ich es heute morgen im Gefühl hatte, dass etwas passiert ist.

,,Ich denke, es wäre das beste uns jetzt von ihm zu verabschieden". ,,Nein", schoss es aus meiner Kehle, bevor ich es überhaupt realisieren konnte. ,,Was? Warum nicht?". ,,Ich werde ihn nicht aufgeben", ich drückte mich von der Wand weg und setzte mich auf die Bett-kante und drückte seine Hand, als es auf einmal unruhig wurde und jemand ins Zimmer eintrat.

Jonathan.

,,Jonathan", flüsterte ich leise und grinste ihn an, er grinste zurück, aber nicht glücklich. Er setzte sich auf den Stuhl am Bett und sah Theo an: ,,Er war der beste Kumpel, den man haben konnte". Panisch schüttelte ich meinen Kopf und nahm Jonathan kurzerhand in den Arm: ,,Er wird nicht sterben", flüsterte ich in sein Ohr und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er ließ meine Umarmung nicht los.

Ich glaube er ist noch immer nicht stabil genug, um aus seiner Therapie zu gehen, aber irgendwie hatte er es geschafft. Bestimmt nur wegen Theo, aus Mitleid, weil es sein bester Freund ist. Ich hoffe einfach nur, dass er nichts falsches macht, sobald Theo...

Nein, er wird nicht sterben. Er darf nicht sterben.

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