Kapitel 46~ Alles scheitert

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Am nächsten Morgen fiel mir auf, dass ich den Rollladen nicht runter gelassen hatte und ich wach wurde, und das um 7 Uhr. Ich spürte seine starken Arme um meine nackte Taille.

Einerseits fühlte ich mich wohl, aber anderer seits fühlte ich mich auch schlecht. Schlecht deshalb, weil er nicht mein fester Freund ist und ich ihn nicht liebe und trotzdem mit ihm geschlafen habe. Es war falsch und genau wegen diesem Grund musste ich mich von seinem Griff befreien.

Sanft fuhr ich mit meiner Hand über seinen Arm, vom Ellenbogen bis zu seiner Hand, um sie zu nehmen und von mir zu lösen. Gestern Nacht hatte ich für das Schlafen noch unbemerkt meine Unterwäsche angezogen, ich wusste, das mir eine peinliche Szene am nächsten Morgen erspart blieb. Schnell stand ich auf und lief mit leichtem Fuß über den Dielenboden, aus meinem Zimmer und ins Bad.

Ich stützte mich gegen das Waschbecken, wegen einem unerklärlichen Grund hatte ich eine Art Herzrasen, als hätte ich zu viel Kaffee getrunken. Zuerst beruhigte ich mich, um schließlich meine Zähne zu putzen. Noch immer stand ich in Unterwäsche da, als Damon reingeplatzt kam, nackt. ,,Kannst du... gehen?", sagte ich verwirrt, in der Hoffnung, er würde auf mich hören. Doch er kam mir näher, anstatt sich von mir zu entfernen. ,,Du hast nichts an! Jeden Moment und meine Eltern kommen herein!", platzte es aus mir, doch Damon lachte nur: ,,Beruhig dich, deine Mutter ist schon weg, zur Arbeit. Aber das müsstest du wissen". ,,Aber mein Va...!", konnte ich ansetzen, bis er mich wieder belehrte: ,,Der geht Alex holen". Ich nickte und drehte mich schmollend zum Spiegel über dem Waschbecken, bis mir wieder einfiel, dass auch ich halb nackt war und stampfend das Badezimmer verließ. Er brauchte ein paar Minuten im Bad, die mir günstig kamen. Ich zog mich um, um mich wieder aufs Bett zu schmeißen. ,,Fuck!", rief ich und sprang aus meinem Bett. In dem Moment kam Damon ins Zimmer, wobei ich ihn aus versehen anrämpelte und an ihm vorbei huschte. Fast rennend erreichte ich das Gästezimmer, natürlich unbenutzt. Ich lief zum Bett, um die Bettdecke ausrinander zu falten und im ganzen wieder auf die Matratze zu legen. Das, was meine Mutter hasste: Eine Bettdecke nicht auf die Hälfte zu falten, sondern im ganzen über die Matratze zu werfen. ,,Wieso machst du das?", fragte Damon, der nun hier im Türrahmen stand. ,,Dann glaubt sie, du hast hier geschlafen", versicherte ich und kam ihm entgegen, um wieder das Zimmer zu verlassen. Ich bemerkte, wie er nun schon seine Unterhose gefunden hatte, aber ansonsten noch immer nichts trug. ,,Kannst du dich jetzt bitte mal anziehen?", sagte ich zu laut. Seine Augen weiteten sich, doch dann lachte er: ,,Ai Ai", und verschwand. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf und lief ihm nach einer Gedankenpause nach.

Als ich ankam, war er schon ganz angezogen und zusammen liefen wir dann nach unten, frühstücken. Es war Totenstille, bis ich sie unterbrechen musste: ,,Es... Wir... Ist es nicht besser, wenn wir nicht über gestern Nacht reden?". ,,Ehm, also... Wir haben nicht darüber geredet, deshalb", lachte er: ,,dachte ich mir, wir werden eh nicht darüber reden". Ich nickte beschämt. Das war mehr als peinlich und nach diesen zwei Sätzen war auch unser Verhältnis anders. Er war noch ein paar Stunden da, wir sahen zwei Filme, berührten uns nicht einmal und redeten auch nur abgehakt. Als er an der Haustür stand und ,,Tschüss" sagte, wusste ich, ich musste etwas sagen. ,,Also", zog ich lang: ,,Klar, Jungs wollen über so etwas nicht reden. Verständlich, mir ist es auch unangehnem, aber"

Wieder unterbrach er mich: ,,Mach dir keinen Kopf, Èlaine. Es ist alles okay". Es sagte das, mit einer sanften Stimme. Er kam mir näher und gab mir einen Kuss, auf die Stirn. Ich nickte, verabschiedete mich auch und schloss die Tür. Oberpeinlich.

Ich wusste, dass ich mich wieder ablenken musste und deshalb ging ich an mein Handy, Smartphone. Wie auch immer.

Nur eine einzige Nachricht, und diese kam von Ethan:

Ignorier mich bitte nicht...

Noch ein Grund, weshalb ich das Gechatte hasse. Wenn man jemanden nicht sofort zurück schreibt, ist er beleidigt und behauptet, ignoriert zu werden. Lächerlich. Ich beschloss ihm wieder nicht zu antworten und das Handy wieder weg zu legen. Es war 15 Uhr und ich hatte keine Ahnung, was ich mit mir anfangen sollte.

****

,,Hey Alice", sagte ich so freundlich es ging: ,,Hast du Lust, bei mir vorbei zu kommen? Für die Nacht?". ,,Hm", antwortete sie und ich wusste gleich, dass ein Gewisser Axel dazwischen stehen würde. ,,Na dann. Bye", sagte ich und legte auf. Es stank mir, sie hatte keine Zeit mehr, meine beste Freundin ignorierte meine Nachrichten, manchmal sogar meine Anrufe. Ich bin endlich Zuhause für die Ferien und sehen möchte sie mich trotzdem nicht. Warum bin ich denn dann gekommen?

Ich will mein Leben im Internat zurück haben.

Ich vermisse Holly und sogar Scarlett würde ich lieber aushalten, als weiterhin hier zu bleiben. Ich brauchte einen Plan, aber ich weiß, meine Mutter könnte ich davon nie überzeugen.

Es klingelte. Ich hoffte, dass es Damon war, aber, puff, Traum geplatzt. Ethan stand vor der Tür. Verdammt nochmal, wieso musste er 18 sein und meine Adresse kennen?

,,Was willst du hier?", sagte ich genervt. ,,Ich wollte mit dir reden", sagte er ruhig. Einatmen, ausatmen. ,,Fang an".

,,Ich habe eigentlich nicht viel zu sagen, eigentlich, dass ich immer für dich da sein möchte und so, aber das wichtigste, dass sagte man ja am ende, damit es besser im Gedächtn...". ,,Mach hinne", bat ich ihn und er nickte: ,,Nun ja, du hast dich verändert". Meine Augen weiteten sich und wurden dann zu kleinen Schlitzen: ,,Noch was?". ,,Nein, das war alles", sagte er ruhig. Ich nickte und knallte ihm die Tür vor der Nase zu. ,,Dieser Tag ist ja... wunderschön", laberte ich ironisch.

Ich habe einen Plan und immer mehr wird mir bewusst, dass ich diesen durchführen muss.

,,Maaa?", rief ich als ich Abends hörte, wie sie die Haustür rein kam. ,,Jetzt warte doch erst, wenn ich mich hingesetzt habe, dann kannst du mit deinen Problemen kommen".

,,Ich... könnte... dir... sonst... was... antun", flüsterte ich und knallte meine Zimmertür zu. Zehn Minuten später lief ich geladen die Treppen herunter und fing an zu reden, sobald ich in das Esszimmer rein kam: ,,Ich muss noch ein Projekt für Mathe machen. Mit anderen zusammen. Ich muss wieder ins Internat". ,,Nein". ,,Da... Was?!", wurde ich mürrisch. ,,Das glaub ich dir nicht. Jeder hat das Recht in den Ferien nach Hause zu gehen, die dürfen euch gar nicht im Internat behalten und euch Partnerarbeit aufgeben". Fuck. Ich habe gerade dafür angesetzt um zu gehen doch dann kam mir die Idee: ,,Es war freiwillig". ,,Was?", fragte meine Mutter. ,,Wir haben uns freiwillig gemeldet, diese Arbeit zutun. Wir wollten uns alle für die zweite Woche im Internat treffen". ,,Okay", holte sie aus und es brachte mir ein Lächeln ins Gesicht. Sie beendete ihren Satz: ,,Aber ohne dich".

Plan A. Gescheitert.

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