Kapitel 2 - „Du bist umsonst her gekommen"

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Mit meinen zwei Koffern und einigen Taschen stand ich nun beim Gepäckträger und schaute verheult auf meine Familie.

Sie werden mir schrecklich fehlen, aber ich muss das tun.
Ich muss meinen Vater finden.

Als mein Gepäck verstaut wurde ging ich zum Gate und schaute ein letztes Mal zurück auf die großen Wolkenkratzer, die New York zu New York machten.

Ein letztes Mal schaute ich auf die Lichter, hörte die Melodie, die von hupenden Autos, Straßenmusikern und sprechenden Leuten bestand.

Somit ging ich in das Flugzeug und stellte mich auf den acht stündigen Flug ein.
Los Angeles, der Ort wo ich meine Familie finden werde.
Der Ort, an dem alles begann.

Mit einem breiten Grinsen lehnte ich mich in den Sitz zurück, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und schloss meine Augen.
Acht Stunden Flug, da kann ich bestimmt ein paar Stunden von Schlafen.

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Jemand rüttelte an mir, ich gab ein murrendes Geräusch von mir und drehte mich weg.
„Miss, wir landen gleich in Los Angeles."
Mit einem Ruck saß ich gerade auf dem Sitz und schaute die Stewardess verschlafen an.

„Oh. Danke." sagte ich etwas verpeilt.
Sie lächelte mich freundlich an und ging zurück in den Pilotenraum.
Ich kratze meinen Kram zusammen und schnallte mich an, so wie es auf dem großen Bildschirm angezeigt wurde.

Nach 10 Minuten berührten die Reifen des Flugzeugs den Boden und nach weiteren 5 Minuten konnten wir endlich aussteigen.

Als ich aus dem Flugzeug Ausstieg, atmete ich erstmal die frische Luft von Los Angeles ein.
Die Luft hier war ganz anders.
Sie war frischer, sauberer und feuchter.

„Miss, sie versperren den Weg." sagte eine ältere Dame mürrisch.
Ich entschuldigte mich bei ihr und lief die Treppen des Flugzeugs runter, dabei übersah ich die letzte Stufe und landete auf meinem Hintern.

„Verflucht seist du jetzt schon, Los Angeles."
Ich stand langsam auf und lief durchs Gate Richtung Gepäck Ausgabe.
Als ich meine ganzen Koffer hatte lief ich aus dem Flughafen raus und suchte mir ein Taxi, welches mich zu meinem Hotel bringt.

Nach 10 Minuten warten und Taxi anhalten, blieb diesmal wirklich eines stehen und fuhr mich zu meinem Hotel, in welchem ich erstmal für zwei Wochen eingecheckt habe.

Ich lief in das Hotel rein und stellte mich zur Rezeption.
„Hallo, ich bin Genevieve Scharapov und ich habe bei ihnen ein Zimmer für zwei Wochen gebucht."

Die Frau tippte was in ihrem PC ein und drückte mir dann den Schlüssel in die Hand.
„Schönen Aufenthalt!"
„Danke."

Kaum war ich in meinem Zimmer, laß ich die Adresse eines Briefes, der einst an meinen Vater adressiert war, aber nie abgeschickt wurde.
„Sixth evenue, Palm Garten."

Ich gab diesen Ort bei Google Maps ein und lief zehn Minuten später los.
Das es so einfach sein würde, meinen Vater zu finden, hätte ich nicht gedacht.

Nach einer halben Stunde war ich beim Palm Garten angekommen und musste immer wieder über diese Umgebung staunen.
Strand, Meer, Palmen - einfach ein Traum!

Ich blieb vor dem Haus mit der Zahl sechs stehen und betätigte die Klingel.
Eine ältere Dame öffnete die Tür und schaute mich erst total entsetzt an, dann lächelte sie mich an.

„Wie kann ich dir helfen, meine Liebe?"
„Ehm...Hallo erstmal. Ich bin Genevieve und suche nach meinem Vater, er hat hier vor einigen Jahren mit paar seiner Freunden gewohnt."

Die Frau nickte wissend.
„Ach ja. Chase und seine Rasselbande.
Es tut mir wirklich leid, meine Liebe, aber sie wohnen seit über 14 Jahren nicht mehr hier."
Ich nickte langsam.

Ich hatte nie einen Namen genannt, ich wusste selbst nicht, wie mein Vater hieß.
„Woher wissen sie-"
„Du hast seine Augen und eine Ausstrahlung, die man nur lieb gewinnen kann. Außerdem steht ihr beide auf außergewöhnliches. Bei dir sind es deine Haare, bei ihm die Unzähligen Tattoos." sie lächelte mich liebevoll an.

Ich war sprachlos. Sie muss meinen Vater gut kennen.
„Wissen sie vielleicht, wo er jetzt wohnt?"
„Nein, leider nicht. Er ist in den letzten Jahren immer wieder umgezogen, sogar für einige Jahre quer durch die Staaten. Es wäre ein Wunder, wenn du diesen Mann findest."

„Wie meinen Sie das?"
„Er ist immer wieder umgezogen, da ihn die Vergangenheit eingeholt hat, man kann halt keinen finden, der nicht gefunden werden kann. Es tut mir wirklich leid, meine Liebe, aber du bist umsonst hier her gekommen."

Ich wusste nicht, was ich machen sollte.
Die Frau sah mich traurig und entschuldigend an, während ich es einfach nicht glauben konnte.
Ich war doch nicht umsonst hier her gekommen nur um zu erfahren, dass ich ihn nicht finden kann!

„Ich hab mal selbst versucht ihn zu finden, da er beim Auszug hier etwas vergessen hatte und ich es ihm wieder geben wollte. Ich konnte ihn nicht auffinden und das Bild, was er vergessen hat, habe ich immer noch."

Sie ging kurz zurück ins Haus, ließ die Tür offen stehen, kam aber einige Minuten später wieder zurück und drückte mir ein Bild in die Hand.

„Der arme Junge tut mir leid, er hat so viel gelitten und war doch erst so jung.
Weißt du, er hat seine große Liebe verloren, da sie gestorben ist."

Ich drehte das Bild vorsichtig um und erkannte auf dem Bild meine Mutter und sah einen großen, kräftigen Mann mit unzähligen Tattoos und stechend blauen Augen - wie meine.

„Das ist das einzige, was ich habe und womit ich dir weiterhelfen kann."
„D-Danke...ich...das reicht. Ich...ich werde die Suche nach ihm trotzdem nicht aufgeben.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, auf wiedersehen."
„Auf Wiedersehen, meine Liebe und viel Glück!"

Glück...das einzige was ich gerade brauche ist ein doppelter Jacky Cola.
„Du bist umsonst her gekommen."
Nein. Das bin ich nicht.
Ich werde meinen Vater und den Rest meiner Familie finden, komme was wolle.

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