Kapitel 36 - Abstoßen und Distanzieren

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Wir haben uns am nächsten Tag in die Läden begeben und bisschen geshoppt.
Am Abend fuhren wir dann wieder heim und ich musste den schönen Lichtern von Las Vegas und zur Nähe von Keanu Lebewohl sagen.

Schon heute Mittag hatte ich mich etwas von ihm zurückgezogen und er fragte mich seit dem, ob alles okay sei.
Ich habe nur genickt.

Auf der Rückfahrt wurde ich wieder Müde, Keanu klopfte schon einladend auf seinen Schoß, aber ich drehte mich von ihm weg und lehnte mich an die Scheibe.

Er beließ es dabei, da wir im Auto waren, aber Kylian, der vor mir saß, schaute mich fragend an - ich ignorierte ihn.

Als wir zu Hause ankamen, schnappte ich meine Tasche und lief sofort ins Zimmer, die Tür schloss ich hinter mir ab.

Mein ganzer Körper zitterte, der Schmerz ging mir durch Mark und Knochen, aber es war zu seinem besten.

„Genevieve, was ist los? Habe ich vielleicht irgendwas falsch gemacht?" ertönte Keanu's Stimme hinter der Tür und eine heiße Träne rollte meine Wange hinab.

„Lass mich einfach in Ruhe." versuchte ich genervt zu zischen und daraufhin hörte ich, wie er sich von meiner Tür entfernte.

Wie sollte mein Herz das nur aushalten?
Wie sollte meine Seele da nicht in tausend Teile zerbrechen?
Wie sollte ich ohne ihn leben können, falls ich diese gesamte Sache überlebe?

———————

Mittlerweile war es schon Donnerstag, Keanu ließ mich seit Sonntag in Ruhe.
Ich glaube, er hoffte hoch und heilig, dass es nur die Angst und der Stress ist und dass er nach Samstag verschwindet.

Doch das war es eben nicht.
Ich saß auch die Tage nicht mehr an ihrem Tisch und jeder merkte das.

Das tuscheln von vor 9 Monaten fing wieder an, aber diesmal waren es als nur Trennungsgerüchte.

Sogar Logan und Destiny fragten mich, ob wir noch zusammen sind, ich bejahte es, bloß setzte ich ein »noch« hinten dran.

Keiner wusste, warum ich so war und das war auch gut so.
Nur glaube ich, dass Keanu langsam dahinter schaute, so wie er mich die letzten Tage musterte.

Ich stand auf und verließ ohne ein Wort die Cafeteria, auf dem Weg zu meinem Spind lief mir Liam über den Weg.

„Die ganze Schule tuschelt von eurer vermeintlichen Trennung.
Ist das wahr oder wieder nur so ein Gerücht?"

„Noch ist es ein Gerücht. Lass es einfach gut sein, Liam." meinte ich genervt und wollte an ihm vorbei, doch er hielt mich am Handgelenk fest.

„Was willst du von mir? Siehst du nicht, dass es mir schon scheiße genug geht und ich keine Zeit für dein Nerviges Getue habe?" ich spürte, wie meine Augen glasig wurden, deswegen blinzelte ich paar mal.

Er ließ mein Handgelenk los und schaute mich entschuldigend an.
„Ich wollte dich nur fragen, ob du morgen zu der Gala gehst."
„Ja, mit meinem Dad."
Liam nickte nur.

„Ich geh dann mal. Man sieht sich." sagte ich und lief in meinen nächsten Kurs.
Das könnte alles ja ziemlich heiter werden.

Nach der Schule lag ich in meinem Bett und laß ein Buch, um mich auf andere Gedanken zu bringen, bis plötzlich Keanu reinkam und mich intensiv ansah.

„Schonmal was von anklopfen gehört?" fragte ich genervt, doch er blieb still.
„Was ist?" zischte ich, doch er sagte immer noch nichts.
„Wenn du nur so blöd dastehen und nichts sagen willst, kannst du gleich wieder raus gehen."

„So bist du nicht, Genevieve.
Du tust das alles nur, weil du Angst hast, aber Angst zu haben ist normal.
Teile deine Angst mit mir, lass mich dein Anker sein, so wie du meiner bist."

Mein Herz zerbrach in tausend Teile.
Ich war sein Anker.
Sein halt.
Und ich muss das zunichte machen.

„Ich habe keine Angst, Keanu. Ich fühle mich bestens vorbereitet."
„Was ist es dann? Du tust mir mit deiner abweisenden Art weh."

Ich wollte weinen, ihm sagen, dass es nicht anders geht, meine Seele erzitterte.

„Damals...Du hattest recht. Ich kann nicht drüber wegsehen, dass du Dustin's Sohn bist.
Ich habe es versucht, aber mir ist es in den letzten Tagen immer wieder bewusst geworden, ich kann nichts mehr mit dir zutun haben und es ist mir egal, ob du ihn auch Tod sehen willst.
Er ist und bleibt dein Vater."

Ich schaute ihm in die Augen und bereute es sofort.
Sie waren Glasig, in ihnen spiegelte sich so viel Schmerz.

„Ich wusste es." hauchte er.
Seine Stimme klang gebrochen.
„Es tut mir leid, dass ich sein Sohn bin.
Ich wünschte, ich könnte es ändern."

Somit wendete er sich von mir ab, verließ mein Zimmer und ich brach in Tränen aus.

Ich konnte in seinen Augen sehen, dass sein Herz zerbrach, wegen mir.

Ich habe ihn kaputt gemacht.
Er leidet wegen mir.
Aber es gab keine andere Möglichkeit.

Heute Abend ziehen Leyla und Keanu aus, das heißt, ich muss ihn dann nicht mehr so oft sehen.

Ich stand auf und lief auf den Balkon.
Der Himmel war so klar wie schon lange nicht mehr und plötzlich wünschte ich mir, dass ich niemals nach Los Angeles gekommen wäre.

Denn, dieser Schmerz ist fast genauso schlimm, wie die Tatsache, dass Mom Tod ist.

Es bringt mich fast um.

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