Kapitel 13 - Willkommen zu Hause

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James P.o.V

„Bist du bereit?" fragte ich Genevieve als wir vor meiner Haustür standen.
„Ehrlich gesagt nicht, nein. Ich dachte immer, dass ich bereit wäre, wenn ich meiner Familie gegenüber stehen werde, aber das ist man nie."

Ich nickte und umarmte sie dann, was sie höchstwahrscheinlich wundert.

„Ich weiß wie du dich fühlst. P.J und Amara haben mir von Anfang an gesagt, dass ich adoptiert bin und wenn ich es will, meine leiblichen Eltern kennenlernen kann.
Ich dachte immer, ich wäre bereit dazu, doch dann stand ich vor Ihnen und mir ist mein Herz in die Hose gerutscht."

„Seid ihr alle adoptiert?" fragte sie und ich nickte.

„Also Ash, ich, Kylian, Ethan und Zack. Keanu's Mom ist mit nem Kerl zusammen, der mental noch nicht bereit ist, ihn zu adoptieren."

Sie formte ein „oh" mit dem Mund und schaute dann traurig zur Seite.

„Was ist?"
„Ich glaub ich weiß, wie Keanu sich wohl fühlen muss. Ich weiß ja wie es ist, komplett ohne Eltern aufzuwachsen, aber er hat immerhin noch eine Mutter, die ihn liebt."

Ich bekam Mitleid mit Genevieve.
Sie ist ohne Eltern aufgewachsen und doch mit dem Wissen, dass ein Elternteil Tod ist.

„Ich will dich jetzt echt nicht schlecht fühlen lassen, aber Keanu hat seit 10 Jahren einen Vater und zwar den Freund seiner Mom.
Anfangs hatten sie zwar einige Differenzen und Auseinandersetzungen, aber er liebt Keanu wie seinen eigenen Sohn. Er selbst hat glaube ich keine Kinder."

Wenn sie wüsste, dass das letzte gelogen ist...
Keanu sagte uns, wir dürfen ihr vorerst nichts erzählen, unsere Eltern wollen es bestimmt auch nicht anders.

„Also gut, hören wir auf mit dem Depritalk und gehen endlich rein." meinte ich dann um sie auf andere Gedanken zu bringen.

Jetzt, wo ich weiß das Genevieve ein hartes Leben hatte und trotz dessen so positiv denkt und handelt lässt mich sie aus einem anderen Licht sehen.

Sie war verdammt stark.
Und ich mochte es.
Trotz dessen erweckt sie in mir den »großen Bruder« Instinkt, da sie einfach ziemlich niedlich aussieht.

Ich schloss die Tür auf und ging rein.
Ich hörte Genevieve schwer hinter mir Atem und als ich mich umdrehte, sah ich ihr die Nervosität total an.

„Es wird alles gut. Mein Dad wird dich lieben."
Sie grinste leicht, war aber trotz dessen noch nervös.

„James, Schätzchen, mit wem redest du...huch!" meine Mom kam aus der Küche und verstummte, als sie Genevieve sah.

„Du hast endlich ein Mädchen nach Hause gebracht! Ich wusste doch, dass du nicht nur mit Ihnen spielst!" rief sie freudig und Genevieve und ich starrten uns angewidert an.

„Es tut mir leid dich zu enttäuschen, aber zwischen uns läuft nichts. Sie ist geschäftlich hier." sagte ich zu ihr und die Augen meiner Mom wurden groß.

Sie dachte bestimmt an Mafia Angelegenheiten, so wie immer.

„Ich hole schnell deinen Vater." und da eilte sie nach oben in sein Büro.

„Komm, wir gehen ins Wohnzimmer." sagte ich zu Genevieve und sie folgte mir wortlos dahin.
Keine Minute später kam mein Vater ins Wohnzimmer und schaute mich erschrocken an.

„Was für Geschäfte?" fragte er, ich trat einen Schritt zur Seite und er hatte nun einen freien Blick auf Genevieve.

Ich bin im Gegensatz zu ihr ein Schrank, da kann sich so eine zierliche Gestalt gut hinter mir verstecken.

Mein Vater starrte Genevieve stumm an, aber in seinen Augen explodierten die Gefühle und plötzlich kullerten ihm einzelne Tränen die Wangen hinunter.

Bei Genevieve war es nicht anders, ihre Augen waren glasig und ihre Wangen schon komplett genässt, da lief sie auf meinen Dad zu, fiel ihm um den Hals und fing an zu schluchzen.

Mein Dad legte seine Arme auf ihren Rücken, umarmte sie zurück und löste sich kurz danach von ihr.

„Ich kann es nicht glauben.
Außer die Augenfarbe siehst du deiner Mutter so ähnlich." flüsterte er.

„Wir dachten, dass wir Mariana für immer verloren hätten und dann erfuhren wir vor einigen Tagen die Wahrheit."

Genevieve lächelte nur und konnte ihre Tränen nicht zurück halten.

„Es ist alles okay. Vlad sagte mir bereits, dass ihr nicht wisst das ich existiere."
„Du bist genauso dickköpfig wie deine Eltern. Einmal was in den Kopf gesetzt, ziehst du es solange durch, bis du am Ziel bist."

Sie zuckte nur mit den Schultern und grinste.
„Liegt anscheinend in der Familie." sagte sie und wir fingen an zu lachen.

Genevieve P.o.V

„Willkommen zu Hause, Genevieve."

Zu Hause.
So fühlte es sich also an.

Mein Verstand und mein Herz hatten endlich etwas Frieden und ich konnte wieder normal atmen, ohne schmerzhaft daran zu denken, dass ich keine Familie außer Vlad, Lydia und Tasha habe.

So fühlte es sich also an.

Ich war überaus glücklich, ich fühlte Liebe und wollte welche geben.
Ich fühlte mich wohl und gewollt.

So fühlte es sich also an.

Zu Hause.

Wir kommen unserem ersten Ziel immer näher, Genevieve findet bald ihren Vater☺️

Damit ich dieses Kapitel mehr fühlen konnte, habe ich »Naked« von James Arthur gehört, da es allem nochmal einen gewissen Touch verpasst.

Kleine Info am Rande: an alle, die Something Bittersweet nicht gelesen haben, dort sind in den ersten Kapiteln Bilder drin, die P.J und die anderen darstellen sollen, da ich sie in diesem Buch nicht so krass beschreiben werde, wie andere Charaktere.

Bis zum nächsten mal
Lg, Elli💗

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