Kapitel 24 - Blind vor Schmerz

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Ich meldete mich für die restliche Woche an der Schule krank.
Es war gerade einfach zu viel zum verdauen und immer noch konnte ich meine Familie nicht ansehen, ohne dabei gleich in Tränen auszubrechen. 

Ich saß auf meinem Bett und hielt den Revolver in meiner Hand.
Ich wendete ihn hin und her und ließ ihn schlussendlich auf das Bett fallen.

Wieder stiegen Tränen in meine Augen und flossen meine Wangen hinab.
Mein Leben war die reinste Lüge, ich sollte gar nicht existieren, ich war ein Unfall.

Ich schrie einmal laut auf und schmiss den Revolver auf den Boden, kurz darauf hob ich ihn langsam wieder hoch und schaute ihn mit funkelnden Augen an.

So ein Ding war schuld an dem Tod meiner Mom. Das Ding hat sie aus diesem schrecklichen Leben gerissen.
Wieso konnte es dann auch nicht meines beenden?

Mit zittrigen Händen entlud ich den Revolver und führte das Ding zu meinem Kopf.
Mich wird sowieso keiner vermissen, ich war eine Last, eine ungeplante Last.

Gerade als ich den Revolver an meine Stirn hielt und abdrücken wollte, wurde es mir aus der Hand gerissen.

Ich schaute auf und erblickte grüne Augen.
Sie waren voller Sorge, aber auch voll Wut und voller Erleichterung.

„Was hast du dir dabei gedacht?! Du hättest sterben können!" schrie er mich an und ich zuckte zusammen.

Heiße Tränen rollten meine Wangen hinab und fielen von meinem Kinn auf die Bettdecke.
„Ich-Ich wollte es auch erreichen." sagte ich leise und senkte meinen Kopf.

„Mich braucht sowieso keiner, ich bin nur eine Last, die ihr jetzt tragen müsst, weil ich eigentlich nicht existieren sollte."

Ich hörte nur den schnellen, schweren Atem von Keanu.
Anhand dessen konnte ich wissen, wie stark er sich gerade zusammen reißen musste um nicht komplett an die Decke zu gehen.

„Welche Missgeburt hat dir das in den Kopf gesetzt?!" er klang mehr als wütend, aber er brüllte nicht.

„Ich. Wäre ich euch so wichtig, hättet ihr mir von Anfang an alles erzählt, damit ich nicht im Dunkeln tappen muss, damit ich euch verstehen kann." gegen Ende brach ich wieder in Tränen aus.

Dieser Schmerz war unerträglich.

Die Matratze senkte sich und ich spürte zwei starke Arme um mich herum.

„Wir konnten es dir nicht sagen, da es die Aufgabe deines Vaters war.
Außerdem musst du daran denken, dass wir dich aus unserer dunklen Welt fern halten wollten, damit Dir nichts passiert, da wir schon so viele wegen anderen Mafias verloren haben.
Keiner würde es ertragen, dich auch noch zu verlieren, Genevieve. Vor allem dein Vater nicht und ich auch nicht."

Ich schniefte laut auf, seine Worte rührten mich und machten mich sprachlos.

„Lass dich nicht von dem Schmerz blenden.
Ja, es war nicht okay dich dein ganzes Leben anzulügen, es war die falscheste Entscheidung die deine Familie treffen konnte, aber sie traf diese mit dem Ziel dich zu beschützen.
Lass nicht zu, dass du wegen dem Schmerz das wichtigste aus den Augen verlierst."

Ich klammerte mich an Keanu's Brust, als wäre er mein Fels in der Brandung, der mich vorm ertrinken rettet.

„Weißt-Weißt du wie es ist...nicht zu-zu wissen.., wer du...wer du wirklich bist?"
„Ja. Nachdem mein Vater abgehauen ist wusste ich eine ganze Weile nicht, wer ich eigentlich bin und fühlte mich so wie du dich gerade fühlst, aber es gab immer noch Personen, die mich brauchten und das gab mir die Kraft weiter zu machen."

Keanu war ein ewiges Rätsel, welches sich aber immer mehr von alleine löste, aber warum so ein toller Kerl wie er in der Mafia ist, geht einfach nicht in mein Kopf rein.

Er kannte Ash und die anderen doch erst seit einigen Jahren, wo mein Dad doch schon lange nichts mehr mit der Mafia zu tun hatte, dass heißt, dass sie nicht der Grund sind.

Wieso war Keanu in der Mafia?
Was ist ihm passiert, dass ihn nichts davon abschreckt, Leute zu töten?

Der Schein trügt, das passte tatsächlich zu Keanu.
Er wirkte ruhig und Desinteressiert, wenn man ihn kannte würde man denken, dass er niemanden beabsichtigt weh tun würde, aber dann erfährt man, dass er in der Mafia ist.
Und trotzdem war er so lieb.

Trotzdem war er genauso wie ich, obwohl er ein kaltblütiger Mörder sein kann, er hat genauso Gefühle wie ich.

„Danke." flüsterte ich.
„Wofür?"
„Dafür, dass du mich wieder vor mir selbst gerettet hast."

Die beiden sind immer wieder zuckersüß zusammen, findet ihr auch?

Aber was glaubt ihr, wieso Keanu in der Mafia steckt, wenn seine Freunde nicht der Grund dafür sind?

Es wird immer interessanter, Yeye.

Ihr erfahrt spätestens in Kapitel 30 was es mit Keanu auf sich hat :)

Lg, Elli💗

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