Kapitel 3 - Einsam

1K 35 3
                                    

Es ist nun eine Woche her, wo ich die alte Dame besucht hatte und in dieser Woche hab ich recherchiert, gesucht und gefragt, aber es schien so, als ob niemand hier den Namen Chase kennt!

Ich wendete das kleine Bild, welches mir die alte Dame damals gegeben hatte, in meiner Hand hin und her.
Kein Lebenszeichen, als würde er nicht existieren.

Ich holte mein Handy raus und rief meinen Onkel Vlad an.
„Hallo Spatz, wie gehts?"
„Schlecht. Ich hab hier fast jeden gefragt, ob sie einen Chase kennen, aber niemand scheint einen zu kennen!"

„Was hast du erwartet?"
„Dass ich jemanden finde, der ihn vielleicht kennt, die Chance ist doch groß oder nicht?"
„Doch, aber dein Vater ist aus New York, er hat sich in LA nicht ziemlich auffällig verhalten."

Ich legte das Bild wieder auf die Schublade und schloss meine Augen.
„Du weißt zufällig auch nicht, wo er wohnt?"
„Nein."
„Kannst du mir nicht sagen, wo P.J wohnt? Dann hätte ich zumindest einen Anhaltspunkt und-"

„Genevieve. Ich weiß, dass ist gemein, vor allem als dein Onkel, aber du musst es selbst hinbekommen.
Jeder aus unserer Familie hat es geschafft, alleine auf den zwei eigenen Beinen im Leben zu stehen, wenn ich dir alles geben würde, was du willst, würdest du dieses Ziel nicht erreichen."

Eine Träne rollte meine Wange hinab.
„Aber es ist so schwer. Ich kenne hier niemanden und die einzigen, die ich habe, wissen nicht mal, dass ich existiere.
Manchmal will ich einfach alles hinschmeißen und zurück nach New York kommen."

„Nein, du bleibst dort."
„Aber ich fühle mich so einsam, allein und mickrig. So hast du dich bestimmt noch nie gefühlt."
„Doch, als deine Mutter starb, als ich dachte, ich schaffe mein College Abschluss nicht, ich hab mich in so vielen Momenten klein und mickrig gefühlt, aber ich hab trotzdem weiter gemacht und bin gewachsen, das solltest du auch tun."

Ich wischte mir die Tränen aus meinem Gesicht, doch gleich darauf kamen neue.
„Aber ich weiß nicht mehr, wo ich suchen soll!
Hier, wo sie früher gelebt haben, leben sie seit Jahren nicht mehr!"
„Du bist in der Southside?"
„Ehm, ich weiß nicht, aber kann sein."

„Wie lange geht deine Buchung noch?"
„Eine Woche, dann muss ich auschecken."
„Du gehts dann zum Bahnhof und fährst zur Northside. In der Southside ist es zu gefährlich."
„Wieso?"
„Die Kriminalitätsrate ist ziemlich hoch."

„Ok. Großartig wird sich sowieso nichts ändern, ich bin trotzdem alleine hier."
„Ich hab dich dort zur Schule angemeldet.
Du wirst Freunde kennenlernen, Spaß haben und deinen Vater finden."
„Schule?"
„Ja, Schule. Du gehst auf die Northside High; nächsten Montag."

„Bitte was?! Ich...ich hab keine Schulsachen! Und...und ich muss irgendwo wohnen!!"
„Wir haben in der Northside ein Ferienhaus, da wirst du wohnen. Du bist echt ein Tollpatsch, weißt du das?"
Ich nickte und lächelte.
„Da komme ich ganz nach dir."
„Kleines Luder."

Ich packte nach dem Telefonat meine Sachen in die Taschen und ging in den Supermarkt, um paar Schulsachen zu besorgen.
Wenn mein Dad vielleicht Kinder hat und er auf der Northside lebt, müssten sie doch auf die Nortside High gehen, außer sie gehen noch zur Middle School, dann hab ich verkackt.

Ich checkte nochmal, ob ich alles hatte und tat meinen letzten griff zu den Blöcken, lächelte dann zufrieden und ging zur Kasse.
Vielleicht war es sogar besser, wenn ich auf eine Highschool gehe, denn dann finde ich Freunde und bin hier nicht mehr so allein, bis ich meinen Vater gefunden habe.

Ja, so schlimm war es wirklich nicht.
Mit einem noch breiteren Lächeln ging ich zurück zum Hotel und freute mich sogar, nächsten Montag zur Schule zu gehen.

Auf den Weg zurück zum Hotel war ich ziemlich in Gedanken versunken, sodass ich gar nicht merkte, wie jemand vor mir stehen blieb und ich somit gegen die Person lief.

„Oh, das tut mir leid! Ich war gerade so in Gedanken, dass ich gar nicht-" ich stoppte zu reden, als ich den Typen vor mir genauer betrachtet hatte.
Heilige Butterbirne!
Der Typ sah zum anbeißen gut aus.

Dunkelblonde Haare und Graue Augen, breit gebaut und einige tattoos waren an seinen Armen zu sehen.
„Kein Problem, passiert jedem mal. Ich muss jetzt weiter, man sieht sich vielleicht irgendwann wieder."

Ich grinste wie ein Geisteskranker der einen Kuchen bekommen hat und konnte nur an eines denken: an die Sahneschnitte, die mich nicht schräg angeguckt hat.
Aber wieso zum Kuckuck bog er in eine Straße ein, die nur so aus leeren Häusern und Fabriken bestand?

Was ist wenn Adonis ein Mörder ist und ich jetzt die nächste auf seiner Liste bin??
Ok Genevieve, du hast Definitiv zu viele Horrorfilme geguckt.
Der Typ nimmt bestimmt nur eine Abkürzung, da er es wirklich eilig hatte.

Mit so komisch, verrückten Gedanken lief ich schlussendlich zurück zum Hotel und fiel auch sofort in den Schlaf, sobald ich mich aufs Bett fallen gelassen hatte.

Something SoursweetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt